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5. Juli 1973: Militärputsch in Ruanda | Hintergrund aktuell | bpb.de

5. Juli 1973: Militärputsch in Ruanda

Redaktion

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Vor 50 Jahren putschte sich Juvénal Habyarimana in Ruanda an die Macht. Zwei Jahrzehnte später löste der Tod des Hutu-Staatschefs den Völkermord an den Tutsi mit aus.

Ruandas Präsident Juvénal Habyarimana am 28. September 1980 bei einem Besuch der Andrews Air Force Base in Maryland/USA. (© Public Domain, US-Department of Defense, via Externer Link: National Archives Catalog)

Am 5. Juli 1973 putschte sich der damalige Verteidigungsminister und Generalstabschef Juvénal Habyarimana in Ruanda an die Macht. Sein Tod bei einem Flugzeugabsturz im April 1994 gilt heute als Auslöser des Interner Link: Völkermordes in dem ostafrikanischen Staat. Angehörige der Volkgruppe der Interner Link: Hutu töteten dabei in nur 100 Tagen bis zu einer Million Menschen, vorwiegend Angehörige der Tutsi. Auch wenn die Ursprünge des Konfliktes zwischen Hutu und Tutsi in der Kolonialzeit liegen, trug Habyarimanas Politik Anfang der 1990er Jahre mit dazu bei, dass sich die Spannungen schließlich gewaltsam entluden.

Einteilung in Tutsi, Hutu und Twa

Zentral für den Konflikt zwischen Hutu und Tutsi ist die Aufspaltung der Gesellschaft in ethnische Gruppen während des Kolonialismus. Bis dahin war Ruanda eine unabhängige Monarchie, die von einer Tutsi-Dynastie regiert wurde. Die Tutsi waren hauptsächlich Rinderzüchter. Die Volksgruppe der Hutu, der sich die Mehrheit der Bevölkerung zugehörig fühlte, arbeitete vor allem als Bauern. Verbunden waren die Gruppen durch eine gemeinsame Religion, sie bewohnten das gleiche Gebiet und sprachen die gleiche Sprache Kinyarwanda.

Im Zuge der Aufteilung Afrikas unter den Großmächten wurde Ruanda auf der Interner Link: Westafrika-Konferenz 1884 dem Deutschen Reich als Kolonie zugesprochen. Zur Sicherung seiner Herrschaft stützte sich das Deutsche Reich auf lokale Machtstrukturen. Es gab eine enge Zusammenarbeit mit den Tutsi, ihre Rechte gegenüber den Hutu wurden gestärkt.

Während des Ersten Weltkriegs übernahm 1916 Belgien die Herrschaft über Ruanda. Die Belgier führten die rassistische Aufspaltung der Gesellschaft fort. 1933 führte die belgische Kolonialmacht Pässe in Ruanda ein. Darin verzeichneten sie die jeweilige Volkszugehörigkeit Tutsi, Hutu und Twa, als dritte Ethnie.

Hutu übernehmen Macht im unabhängigen Ruanda

Ab den 1950er Jahren gewannen in vielen Interner Link: afrikanischen Kolonien Unabhängigkeitsbewegungen an Bedeutung. 1959 rebellierten Hutu-Bauern gegen die Tutsi-Elite. Die Kolonialmacht Belgien wechselte daraufhin die Seiten und unterstützte von nun an die Hutu-Mehrheit. Die Machtverhältnisse in dem Land begannen sich zu drehen.

1962 wurde Ruanda unabhängig. Angehörige der Hutu, die damals 84 Prozent der Bevölkerung stellten, übernahmen die Regierung. Der erste Präsident der neu gegründeten Republik war Grégoire Kayibanda, der zur belgischen Kolonialzeit dem Hutu-Widerstand im Süden des Landes angehörte. Unter seiner autoritären Regierung wurden die Tutsi systematisch unterdrückt. Mehrere Zehntausend Tutsi wurden Opfer von Massakern, Hunderttausende flohen ins angrenzende Ausland. Nach Schätzungen lebte Mitte der 1960er Jahre die Hälfte der ruandischen Tutsi im Ausland.

Habyarimana putscht sich an die Macht

Zu Beginn der 1970er Jahre verschärften sich die inneren Konflikte, die Wirtschaft des Landes brach ein. 1972 wurden rund 300.000 Hutu im Nachbarland Burundi getötet. Diese Lage nutzte der damalige Hutu-Verteidigungsminister und Generalstabschef Juvénal Habyarimana für einen Machtwechsel. Am 5. Juli 1973 setzte er den Präsidenten in einem unblutigen Putsch ab.

Nach einer Änderung der Verfassung ließ sich Habyarimana zum Präsidenten wählen. Mehr als zwei Jahrzehnte lang blieb Ruanda eine Ein-Parteien-Diktatur. Auch auf Druck des Auslands versuchte das Regime einen Ausgleich zwischen Hutu und Tutsi. Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen sollten durch ein Proporzsystem einen gerechteren Zugang zu Posten in der Verwaltung und der Armee erhalten. Die Reformen scheiterten jedoch am Widerstand weiter Teile der Bevölkerung.

Gleichwohl nahmen offene Konflikte zwischen Hutu und Tutsi zunächst ab. Habyarimana gab den Tutsi mehr Rechte, auch wenn sie von echter politischer Beteiligung weitgehend ausgeschlossen blieben. Zudem versäumten es die Machthaber, die Hunderttausenden ins Ausland geflohenen Tutsi wieder in Ruanda zu integrieren.

Kaffeekrise lässt Spannungen zwischen Hutu und Tutsi aufleben

Außenpolitisch gelang es Habyarimana Ruanda als zuverlässigen und stabilen Partner in Afrika zu etablieren. Nicht zuletzt dank großer Summen an Entwicklungshilfe wuchs die Wirtschaft des Landes ein Jahrzehnt lang stetig. Der Einbruch des Kaffeepreises auf dem Weltmarkt in den 1980er Jahren stürzte die ruandische Wirtschaft, die von Kaffee als Hauptexportware abhängig war, in eine schwere Krise. Viele Menschen wurden arbeitslos.

Viele Hutu radikalisierten sich und schlossen sich Milizen an. Deren meist Tutsi-feindlicher Kurs wurde auch von Präsident Habyarimana mitgetragen. Ein mächtiger Familienclan rund um Habyarimanas Ehefrau, der Akazu-Clan, soll schließlich mitgeholfen haben, die Pläne für den späteren Völkermord auszuarbeiten.

Exil-Tutsi fordern Machtteilung

Zeitgleich formierte sich im angrenzenden Uganda die Tutsi-Opposition. 1987 gründete sich die Rebellengruppe Ruandische Patriotische Front (RPF) mit dem Ziel, die Hutu-Regierung in Ruanda zu stürzen. 1990 marschierten rund 12.000 RPF-Rebellen in Ruanda ein und eroberten weite Teile des Nordens.

Bei der Bekämpfung der RPF erhielt die ruandische Armee militärische Unterstützung aus Frankreich. Erst nach drei Jahren Bürgerkrieg gelangt es der Regierung Habyarimana und der RPF am Externer Link: 3. August 1993 einen Friedensvertrag auszuhandeln. Er sah die Einführung eines Mehrparteiensystems vor, außerdem sollten Exil-Tutsi nach Ruanda zurückkehren dürfen.

Tod des Präsidenten löst Völkermord aus

Am 6. April 1994 wird das Flugzeug von Präsident Habyarimana abgeschossen. Bis heute ist nicht geklärt, wer für die Tat verantwortlich ist. (© picture-alliance/AP)

Die ethnischen Spannungen in dem Land waren so aufgeladen, dass radikale Hutu den Vertrag ablehnten. Eine Interner Link: Friedensmission der Vereinten Nationen sollte die Sicherheit in Ruanda stärken. Als am 6. April 1994 das Flugzeug des Präsidenten Habyarimana abgeschossen wurde, eskalierten die Konflikte. Angehörige der Hutu machten die Tutsi-Opposition für den Abschuss verantwortlich. Bis heute ist die Tat nicht aufgeklärt.

Innerhalb von drei Monaten töteten Hutu im ganzen Land nach Schätzungen zwischen 800.000 und bis zu einer Million Tutsi und oppositionelle Hutu. Vorangetrieben wurden die Massenmorde von den Hutu-Milizen – mit umfangreicher Beteiligung der Zivilbevölkerung. Das Morden endete erst, als die RPF im Juni 1994 das Land vollständig eroberte und die Macht in Ruanda übernahm.

Aufarbeitung des Völkermordes

Sowohl den Vereinten Nationen als auch der internationalen Gemeinschaft wird vorgeworfen, der Gewalt weitgehend untätig zugeschaut zu haben. Unter anderem mit Hilfe eines Interner Link: Internationalen Strafgerichtshofes versucht Ruanda diesen gewaltvollen Teil seiner Geschichte juristisch aufzuarbeiten.

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