Am 5. Juli 1973 putschte sich der damalige Verteidigungsminister und Generalstabschef Juvénal Habyarimana in Ruanda an die Macht. Sein Tod bei einem Flugzeugabsturz im April 1994 gilt heute als Auslöser des
Einteilung in Tutsi, Hutu und Twa
Zentral für den Konflikt zwischen Hutu und Tutsi ist die Aufspaltung der Gesellschaft in ethnische Gruppen während des Kolonialismus. Bis dahin war Ruanda eine unabhängige Monarchie, die von einer Tutsi-Dynastie regiert wurde. Die Tutsi waren hauptsächlich Rinderzüchter. Die Volksgruppe der Hutu, der sich die Mehrheit der Bevölkerung zugehörig fühlte, arbeitete vor allem als Bauern. Verbunden waren die Gruppen durch eine gemeinsame Religion, sie bewohnten das gleiche Gebiet und sprachen die gleiche Sprache Kinyarwanda.
Im Zuge der Aufteilung Afrikas unter den Großmächten wurde Ruanda auf der
Während des Ersten Weltkriegs übernahm 1916 Belgien die Herrschaft über Ruanda. Die Belgier führten die rassistische Aufspaltung der Gesellschaft fort. 1933 führte die belgische Kolonialmacht Pässe in Ruanda ein. Darin verzeichneten sie die jeweilige Volkszugehörigkeit Tutsi, Hutu und Twa, als dritte Ethnie.
Hutu übernehmen Macht im unabhängigen Ruanda
Ab den 1950er Jahren gewannen in vielen
1962 wurde Ruanda unabhängig. Angehörige der Hutu, die damals 84 Prozent der Bevölkerung stellten, übernahmen die Regierung. Der erste Präsident der neu gegründeten Republik war Grégoire Kayibanda, der zur belgischen Kolonialzeit dem Hutu-Widerstand im Süden des Landes angehörte. Unter seiner autoritären Regierung wurden die Tutsi systematisch unterdrückt. Mehrere Zehntausend Tutsi wurden Opfer von Massakern, Hunderttausende flohen ins angrenzende Ausland. Nach Schätzungen lebte Mitte der 1960er Jahre die Hälfte der ruandischen Tutsi im Ausland.
Habyarimana putscht sich an die Macht
Zu Beginn der 1970er Jahre verschärften sich die inneren Konflikte, die Wirtschaft des Landes brach ein. 1972 wurden rund 300.000 Hutu im Nachbarland Burundi getötet. Diese Lage nutzte der damalige Hutu-Verteidigungsminister und Generalstabschef Juvénal Habyarimana für einen Machtwechsel. Am 5. Juli 1973 setzte er den Präsidenten in einem unblutigen Putsch ab.
Nach einer Änderung der Verfassung ließ sich Habyarimana zum Präsidenten wählen. Mehr als zwei Jahrzehnte lang blieb Ruanda eine Ein-Parteien-Diktatur. Auch auf Druck des Auslands versuchte das Regime einen Ausgleich zwischen Hutu und Tutsi. Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen sollten durch ein Proporzsystem einen gerechteren Zugang zu Posten in der Verwaltung und der Armee erhalten. Die Reformen scheiterten jedoch am Widerstand weiter Teile der Bevölkerung.
Gleichwohl nahmen offene Konflikte zwischen Hutu und Tutsi zunächst ab. Habyarimana gab den Tutsi mehr Rechte, auch wenn sie von echter politischer Beteiligung weitgehend ausgeschlossen blieben. Zudem versäumten es die Machthaber, die Hunderttausenden ins Ausland geflohenen Tutsi wieder in Ruanda zu integrieren.
Kaffeekrise lässt Spannungen zwischen Hutu und Tutsi aufleben
Außenpolitisch gelang es Habyarimana Ruanda als zuverlässigen und stabilen Partner in Afrika zu etablieren. Nicht zuletzt dank großer Summen an Entwicklungshilfe wuchs die Wirtschaft des Landes ein Jahrzehnt lang stetig. Der Einbruch des Kaffeepreises auf dem Weltmarkt in den 1980er Jahren stürzte die ruandische Wirtschaft, die von Kaffee als Hauptexportware abhängig war, in eine schwere Krise. Viele Menschen wurden arbeitslos.
Viele Hutu radikalisierten sich und schlossen sich Milizen an. Deren meist Tutsi-feindlicher Kurs wurde auch von Präsident Habyarimana mitgetragen. Ein mächtiger Familienclan rund um Habyarimanas Ehefrau, der Akazu-Clan, soll schließlich mitgeholfen haben, die Pläne für den späteren Völkermord auszuarbeiten.
Exil-Tutsi fordern Machtteilung
Zeitgleich formierte sich im angrenzenden Uganda die Tutsi-Opposition. 1987 gründete sich die Rebellengruppe Ruandische Patriotische Front (RPF) mit dem Ziel, die Hutu-Regierung in Ruanda zu stürzen. 1990 marschierten rund 12.000 RPF-Rebellen in Ruanda ein und eroberten weite Teile des Nordens.
Bei der Bekämpfung der RPF erhielt die ruandische Armee militärische Unterstützung aus Frankreich. Erst nach drei Jahren Bürgerkrieg gelangt es der Regierung Habyarimana und der RPF am Externer Link: 3. August 1993 einen Friedensvertrag auszuhandeln. Er sah die Einführung eines Mehrparteiensystems vor, außerdem sollten Exil-Tutsi nach Ruanda zurückkehren dürfen.
Tod des Präsidenten löst Völkermord aus
Die ethnischen Spannungen in dem Land waren so aufgeladen, dass radikale Hutu den Vertrag ablehnten. Eine
Innerhalb von drei Monaten töteten Hutu im ganzen Land nach Schätzungen zwischen 800.000 und bis zu einer Million Tutsi und oppositionelle Hutu. Vorangetrieben wurden die Massenmorde von den Hutu-Milizen – mit umfangreicher Beteiligung der Zivilbevölkerung. Das Morden endete erst, als die RPF im Juni 1994 das Land vollständig eroberte und die Macht in Ruanda übernahm.
Aufarbeitung des Völkermordes
Sowohl den Vereinten Nationen als auch der internationalen Gemeinschaft wird vorgeworfen, der Gewalt weitgehend untätig zugeschaut zu haben. Unter anderem mit Hilfe eines