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7. April 1948: Gründung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) | Hintergrund aktuell | bpb.de

7. April 1948: Gründung der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Redaktion

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Vor 75 Jahren wurde die WHO in Genf gegründet. Sie definiert weltweit Normen für medizinische Diagnosen, informiert über ansteckende Krankheiten und unterstützt den Aufbau regionaler Gesundheitssysteme.

Das Logo der Weltgesundheitsorganisation am Hauptsitz der WHO in Genf. (© picture-alliance, ASSOCIATED PRESS | Anja Niedringhaus)

Am 7. April 1948 wurde in Genf die Interner Link: Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) gegründet. Ihr oberstes Ziel ist die Bekämpfung von Erkrankungen und die Verwirklichung des bestmöglichen Gesundheitsniveaus bei allen Menschen. Hierfür koordiniert, unterstützt und vernetzt die UN-Sonderorganisation ihre Mitgliedsstaaten in allen Gesundheitsfragen. Gesundheit wird dabei nicht allein als Abwesenheit akuter Krankheiten oder körperlicher Gebrechen definiert, sondern als Externer Link: "Zustand des vollständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlergehens".

Standards und Hauptziele der WHO

Die WHO legt Leitlinien, Standards und Methoden im Bereich Gesundheit fest. Sie definiert weltweit einheitliche Normen für medizinische Diagnosen und informiert über ansteckende Krankheiten. Darüber hinaus unterstützt Interner Link: die WHO den Auf- und Ausbau effektiver Gesundheitssysteme – insbesondere in strukturell schwächeren Ländern. Die Organisation stellt dabei ihren Mitgliedsstaaten fachliche und technische Expertise zur Verfügung.

Sie benennt konkrete Maßnahmen der Interner Link: Gesundheitspolitik. Die WHO koordiniert die internationalen Maßnahmen im Kampf gegen übertragbare Krankheiten und initiiert Impfkampagnen. Auch Programme gegen gesundheitliche Risikofaktoren zählen zu ihrem Aufgabengebiet. Überdies werden regelmäßig Gesundheits- und Krankendaten erhoben und analysiert.

WHO OrganisationSo arbeitet die WHO

Der WHO gehören 194 Staaten an. Vertreterinnen und Vertreter aller Mitgliedsstaaten der wichtigsten UN-Sonderorganisation im Gesundheitsbereich treffen sich einmal im Jahr am Sitz des WHO-Hauptbüros in Genf zur Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly – WHA), um die aktuellen Ziele, Richtlinien und Arbeitsschwerpunkte zu beschließen. Die Versammlung ist das höchste Entscheidungsorgan Interner Link: der WHO. Die Beschlüsse der WHO-Vollversammlung setzt ein Exekutivrat um. Ihm gehören Externer Link: 34 fachlich qualifizierte Mitglieder der Mitgliedstaaten an, die für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt werden. Die Arbeit der WHO wird in sechs Regionalbüros und 150 Länderbüros umgesetzt.

Kampf gegen Infektionskrankheiten und Impfkampagnen

Die Arbeitsbereiche der WHO haben sich im Laufe seiner 75-jährigen Geschichte erweitert. Zu Beginn ging sie vor allem gegen Infektionskrankheiten vor. Eine der ersten erfolgreichen Maßnahmen war die Bekämpfung der Infektionskrankheit Externer Link: Frambösie, an der in den 1950er-Jahren hunderte Millionen Menschen erkrankten. Die chronische Hautinfektion kann unbehandelt zu schweren Entstellungen und Behinderungen führen. Im Rahmen einer WHO-Kampagne konnte durch den massiven Einsatz von Penicillin in den 1950er- und 1960er-Jahren die Krankheit nahezu gestoppt werden – ausgerottet ist die Tropenkrankheit jedoch bis heute nicht. Als größter Erfolg der bisherigen WHO-Geschichte gilt die Ausrottung der Interner Link: Pocken. 1967 startete das internationale Impfprogramm, zehn Jahre später trat der weltweit letzte Pockenfall in Somalia auf. Zum ersten Mal war es der Menschheit gelungen, einen Krankheitserreger durch Impfungen zu besiegen. 1988 startete die WHO überdies eine Impfkampagne zur Ausrottung des Polio-Erregers. Dieser kann bei Kindern Lähmungen auslösen und auch tödlich enden. Im Kampf gegen Polio erzielte die Organisation große Erfolge. Seit 1988 ist die Zahl der Fälle von schätzungsweise 350.000 in mehr als 125 endemischen Ländern auf sechs gemeldete Fälle im Jahr 2021 gesunken. Bis Ende 2022 war das Polio-Virus nur noch in Pakistan und Afghanistan endemisch. Durch Impfungen und eine Verbesserung der Lebensumstände konnten in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten weltweit Millionen Kinder vor einer Ansteckung geschützt werden.

Neben der Bekämpfung von Krankheiten finanziert die WHO medizinische Forschung und leistet Soforthilfe bei Katastrophen, zum Beispiel während der Interner Link: Ebola-Epidemie im Jahr 2014. Eine zentrale Aufgabe der Organisation war es in den vergangenen Jahren, internationale Aktivitäten beim Kampf gegen übertragbare Krankheiten wie Tuberkulose, Hepatitis, Grippe oder Corona zu koordinieren. Von Beginn an war die WHO auch Hauptakteur im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit HIV (Aids). Seit Mitte der 1990er-Jahre koordiniert das UN-Programm Externer Link: UNAIDS die Maßnahmen gegen die Viruserkrankung als führendes Gremium. Trotz großer Erfolge in den vergangenen Jahrzehnten waren im Jahr 2021 noch immer mehr als 38 Millionen Menschen mit HIV infiziert.

Kritik an der WHO

2009 stufte die Organisation den H1N1-Grippevirus – die "Schweinegrippe" – als Interner Link: Pandemie ein und rief die höchste Alarmstufe 6 aus. Viele Regierungen beschafften daraufhin in großen Mengen Impfstoffe. Nach Ausbleiben der Pandemie mussten sie vernichtet werden. Zwar verbreitete sich das Virus weltweit, es kam jedoch relativ selten zu Erkrankungen beim Menschen.

Der Interner Link: Ebola-Ausbruch im Jahr 2014 stellte die WHO vor kritische Herausforderungen. Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen“ warnte bereits im Juni 2014, die Ebola-Epidemie sei außer Kontrolle geraten. Erst am 8. August 2014 erklärte die WHO die Ebola-Epidemie zur "Gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite". Internationale Hilfen für die überforderten Länder seien nur zögerlich gekommen, kritisierte "Ärzte ohne Grenzen". Bei dieser bisher schwersten Ebola-Epidemie von 2014 bis 2016 starben mehr als 11.000 Menschen in Westafrika. Angesichts der Schwere und der langen Dauer der Ebola-Epidemie konstatierte die WHO schwerwiegende Mängel bei der globalen Bereitschaft und Reaktionskapazitäten. Sie erklärte, die Arbeitsweise der Organisation grundlegend ändern zu wollen. Das Krisenmanagement habe angesichts des Ausmaßes des Notfalls versagt, man sei von der Seuche überwältigt worden.

Corona-Pandemie

Als Anfang 2020 Interner Link: die Corona-Pandemie begann, zeigte sich recht schnell, dass die Weltgemeinschaft und ihre Gesundheitssysteme auf eine solche Krankheit nicht ausreichend vorbereitet waren. In vielen Ländern hätten Pandemiepläne, Masken oder Vorkehrungen für flächendeckendes Testen gefehlt. Die Nachverfolgung von Ansteckungen gestaltete sich nicht nur in Deutschland äußerst schwierig. Auch legte die Corona-Pandemie die teils Interner Link: kritische Personalsituation in den Kliniken offen, auch in wohlhabenden Industriestaaten.

Nachdem im Januar 2020 der erste Todesfall in China registriert wurde und kurz darauf immer mehr Länder fortan Krankheitsfälle meldeten, wurde der WHO im weiteren Verlauf der Pandemie vorgeworfen, sie habe zu spät vor den massiven Gefahren gewarnt, die von Covid-19 ausgingen. Auch habe die Weltgesundheitsorganisation bei der Aufklärung der Entstehung des Virus die Erwartungen der Mitgliedstaaten nicht erfüllt. Im Zuge der Versäumnisse während der Corona-Pandemie wurde vor allem die Unabhängigkeit der WHO von den Mitgliedstaaten gefordert, um Transparenz und Handlungsmacht im Sinne der Weltgemeinschaft zu gewährleisten. Weltweit bezifferte die WHO die Zahl der im Zusammenhang mit dem Virus stehenden Todesfälle Ende März 2023 auf rund Externer Link: 6,8 Millionen.

Fehlende staatliche Mittel

Die WHO ist maßgeblich von freiwilligen Spenden abhängig: Pflichtbeiträge umfassen nur noch etwa 15 Prozent des WHO-Gesamtbudgets, rund 85 Prozent bezog die WHO zuletzt aus zweckgebundenen Spenden. Kritikerinnen und Kritiker fürchten einen zu großen Einfluss der Geldgeber und monieren, die WHO vernachlässige deshalb zentrale Aufgaben wie den Aufbau funktionierender Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern. So investierte allein die Bill und Melinda Gates Stiftung in den vergangenen beiden Jahrzehnten über zwei Milliarden Euro – ein Großteil davon für die Ausrottung der Kinderlähmung. Daher rät der Exekutivrat der WHO zu nicht zweckgebundenen Spenden, zudem soll sich das Budget wieder aus bis zu 50 Prozent Pflichtbeiträgen zusammensetzen.

Zwar ist die WHO nach wie vor massiv bei der Bekämpfung von bakteriellen und vor allem viralen Infektionskrankheiten wie Covid-19 engagiert. Nach WHO-Angaben sterben jedoch weltweit pro Jahr rund 41 Millionen Menschen an nicht ansteckenden Krankheiten. Dies seien mehr Todesfälle als bei den ansteckenden Krankheiten. Daher will die Weltgesundheitsorganisation auch hierauf künftig einen stärkeren Fokus legen. Geplant sind etwa Programme zur Bekämpfung von Diabetes und neurologischen Erkrankungen.

Kampf gegen Gesundheitsrisiken

In den vergangenen Jahrzehnten wuchs das Aufgabenspektrum der WHO enorm. Die Organisation nimmt zunehmend auch langfristige Gesundheitsrisiken ins Visier. Im Jahr 1986 wurde die Externer Link: Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung erlassen, die der umfassenden Gesundheitsdefinition der WHO Rechnung trägt. Dort heißt es, dass alle Menschen zu einem höheren Maß an Selbstbestimmung und Eigenverantwortung für ihre Gesundheit befähigt werden sollen. Die Verantwortung für die Umsetzung trägt nicht nur der Gesundheitssektor, sondern liegt bei allen Politikbereichen: Voraussetzung für Gesundheit sind Frieden, Wohnraum, Bildung, Ernährung, ein stabiles Einkommen und Öko-System, ein nachhaltiger Umgang mit Naturressourcen, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Die WHO mahnt neben einer guten medizinischen Versorgung auch die Bereitstellung von Interner Link: sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen an. Neben dem Gefälle zwischen armen und reichen Ländern versucht die WHO auch die ungleiche Gesundheitsversorgung zwischen der Stadt- und Landbevölkerung zu verringern.

Im Jahr 2005 trat die WHO-"Rahmenkonvention Tabakkontrolle" in Kraft, ein rechtsverbindliches Übereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs und der gesundheitlichen Folgen. In der Folge wurden Zigarettenwerbung sowie -verpackungen mit Warnhinweisen versehen. 2015 warnte die Internationale Agentur für Krebsforschung in einer Studie davor, dass der Konsum großer Mengen von verarbeitetem Fleisch das Darm- und Magenkrebs-Risiko erhöhe. Bis heute unterstützt die Weltgesundheitsorganisation weitere Kampagnen gegen Rauchen oder ungesunde Ernährung.

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