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Weltflüchtlingstag 2022

Redaktion

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Weltweit hat sich die Zahl der Geflüchteten in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Aktuell sind erstmals mehr als 100 Millionen auf der Flucht. Der 20. Juni ist Weltflüchtlingstag und soll auf die sich zuspitzende Lage aufmerksam machen.

In der Nähe von Irpin bei Kyjiw fliehen Menschen über eine zerstörte Brücke. Der Krieg in der Ukraine und Konflikte in anderen Teilen der Welt lassen die Zahl der Menschen auf der Flucht weiter steigen. (© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Efrem Lukatsky)

Am 20. Juni findet jährlich der Weltflüchtlingstag statt, um auf Flucht und Vertreibung aufmerksam zu machen. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Vertriebenen Externer Link: stetig gestiegen. Laut Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (Interner Link: UNHCR) sind derzeit über 100 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Kriegen, Konflikten, Gewalt, Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen und Katastrophen. Die Zahl der vertriebenen Frauen, Männer und Kinder stieg nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks von Ende 2020 bis Ende 2021 um 7,7 Millionen auf fast 90 Millionen, wie aus dem aktuellen UNHCR-Bericht "Global Trends" hervorgeht. Hinzu kommen 8 Millionen Menschen die seit dem Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine seit Anfang dieses Jahres vertrieben worden sind – davon sind 5,5 Millionen aus der Ukraine geflohen.

Zahl der Vertriebenen steigt

Derzeit gibt es laut Flüchtlingswerk mehr als zweieinhalbmal so viele Vertriebene wie noch Ende 2011, als ihre Gesamtzahl knapp unter 40 Millionen lag. Mehr als jeder hundertste Mensch weltweit ist damit auf der Flucht. UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi nannte die Entwicklung "alarmierend".

Dem UNHCR zufolge ging der Anstieg im vergangenen Jahr insbesondere auf neue oder anhaltende Konflikte in Ländern wie Äthiopien, Burkina Faso, Myanmar, Nigeria, Afghanistan und der Demokratischen Republik Kongo zurück.

Die Zahl der Flüchtlinge, die aus Afrika nach Europa fliehen, könnte durch den Interner Link: Krieg in der Ukraine dramatisch ansteigen, denn aufgrund ausbleibender Weizenlieferungen kann es dort zu Nahrungsmittelknappheit kommen. Inflation und Klimakrise verschärfen die Situation.

Zudem sterben auf dem Interner Link: Fluchtweg über das Mittelmeer weiterhin viele Menschen: bis Mitte Mai sind nach Angaben der International Organization for Migration etwa 700 Menschen im Mittelmeer ertrunken.

Mehr als 5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen

7,7 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben nach Angaben des UNHCR seit Februar ihr Land verlassen, 2,6 Millionen sind in der Zwischenzeit wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Insgesamt sind zurzeit 5,1 Millionen Menschen in die europäischen Nachbarstaaten geflüchtet, mehr als 7 Millionen sind innerhalb der Ukraine auf der Flucht. (Stand 16.06.2022). Massive Verwüstungen in den Städten und die Zerstörung der zivilen Infrastruktur hätten "das Leben für Millionen von Menschen unerträglich gemacht", so das UNHCR. Insbesondere seien Wasser- und Gesundheitsversorgung stark beeinträchtigt.

Viele Menschen flohen in Nachbarländer. Nach Polen kamen nach Angaben des Flüchtlingswerks mehr als 3,5 Millionen Ukrainer/-innen– vor allem Frauen und Kinder. Deutschland hat laut Bundesinnenministerium bis Mitte Mai mehr als 700.000 ukrainische Flüchtlinge im Ausländerzentralregister registriert. Allerdings gab es auch Ukrainer/-innen, die noch nicht erfasst waren, andere wiederum hatten Deutschland bereits wieder verlassen.

Flucht, Vertreibung und Asyl

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte im Dezember 2000 mit der Resolution 55/76 den 20. Juni zum Weltflüchtlingstag. Im Jahr darauf feierten das UNHCR und das "Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge" (Genfer Flüchtlingskonvention) ihren 50. Jahrestag. Letzteres definierte erstmals völkerrechtlich, wer als Flüchtling gilt und damit in den Unterzeichnerstaaten unter dem Schutz des Abkommens steht. Flüchtling ist laut der Genfer Flüchtlingskonvention eine Person, die "aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will."

Wer seine Heimat aus anderen – zum Beispiel wirtschaftlichen – Gründen verlässt, gilt hingegen als Migrant. Hinzu kommen Binnenvertriebene, also Menschen, die zwar aus ähnlichen Gründen wie Flüchtlinge auf der Flucht sind, die aber ihr Heimatland nicht verlassen haben.

Erhalten Personen den rechtlichen Status eines Flüchtlings, fallen sie unter das Mandat des UNHCR – das Hilfswerk soll sicherstellen, dass deren Menschenrechte im Ausland respektiert werden. Ende 2020 zählten 26,4 Millionen Menschen zu dieser Gruppe. Das Hilfswerk unterstützt aber auch Binnenvertriebene, Staatenlose sowie Rückkehrerinnen und Rückkehrer.

Über 53 Millionen Binnenvertriebene

Binnenvertriebene sind die weltweit größte Gruppe der Schutzsuchenden. Die Zahl jener, die innerhalb ihres Landes auf der Flucht sind, stieg laut UNHCR von Ende 2020 bis Mai dieses Jahres von 48 Millionen auf 53,2 Millionen Menschen. Die Organisationen Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) und die Norwegische Flüchtlingshilfe (NRC) zählen in ihrem Jahresbericht 2021 sogar rund 59,1 Millionen Binnenflüchtlinge weltweit. Beide gehen von einem weiteren Anstieg im Jahr 2022 aus.

Im vergangenen Jahr sei Subsahara-Afrika die Region mit der höchsten Zahl an Binnenvertreibungen gewesen, darunter mehr als fünf Millionen allein in Äthiopien. Das Land leidet unter einem schwelenden militärischen Konflikt um die nördliche Region Tigray, hinzu kommen schwere Dürren.

In Afghanistan gab es laut UNHCR zuletzt 3,5 Millionen Binnenvertriebene – rund 700.000 kamen 2021 neu hinzu. Hunger und die Folgen der Corona-Pandemie erschwerten zuletzt deren Versorgung.

Ende 2020 war dem UNHCR zufolge Kolumbien aufgrund der seit Jahrzehnten anhaltenden Gewalt mit acht Millionen das Land mit den meisten Binnenvertriebenen. An zweiter Stelle befand sich in der UNHCR-Statistik Ende 2020 Syrien mit 6,7 Millionen Binnenvertriebenen.

Viele Kinder und Jugendliche betroffen

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind überproportional stark von Flucht betroffen. Der Großteil aller Vertriebenen lebt in Regionen, in denen Lebensmittel knapp sind und Unterernährung herrscht. Neben Konflikten und Gewalt gehören auch Katastrophen wie Erdbeben oder Extremwetterereignisse zu den wichtigsten Gründen für die zunehmenden Fluchtbewegungen. Sie waren dem IDMC- und NRC-Bericht zufolge für die Flucht von fast zwei Dritteln der 2021 rund 38 Millionen Binnenflüchtlingen verantwortlich. Tropische Zyklone, Stürme und Monsunregen, die sich aufgrund des Interner Link: Klimawandels häufen, machten allein in Asien Millionen Menschen heimatlos.

Mehr zum Thema:

Externer Link: Themenseite Flucht und Vertreibung

Externer Link: Krieg in der Ukraine

Externer Link: Dossier: Legale Zugänge zum Flüchtlingsschutz; Resettlement und andere Aufnahmeprogramme für Flüchtlinge

Externer Link: Zahlen zu Asyl in Deutschland: Asylanträge in Deutschland

Externer Link: Dossier: Das Jahr 2015: Flucht und Flüchtlinge im Fokus – ein Rückblick

Externer Link: Britta Nümann: Rechtliche Schutzmöglichkeiten für "Klimaflüchtlinge"

Interner Link: Planet der Flüchtlinge

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