Das European Recovery Program (ERP, vor allem als "Marshallplan" bekannt) war ein US-amerikanisches Wiederaufbauprogramm, das am 5. Juni 1947 in einer Rede vor Studierenden von dem damaligen Außenminister George C. Marshall präsentiert wurde. Am 3. April 1948 hatte der US-Kongress es verabschiedet. Anlass für das Programm waren die Folgen des
Zwischen 1948 und 1952 wurden Hilfsleistungen in Höhe von etwa 12,4 Milliarden Dollar (nach heutigem Wert: etwa 157 Milliarden Euro) nach Europa transferiert. Westdeutschland erhielt insgesamt rund zehn Prozent der Leistungen (1,4 Milliarden Dollar, nach heutigem Wert: etwa 17,9 Milliarden Euro). Größte Empfängerländer des Europäischen Wiederaufbauplans waren Großbritannien und Frankreich.
Die am ERP teilnehmenden europäischen Länder mussten sich auf eine gemeinsame wettbewerbsorientierte Wirtschaftsordnung einigen, um die Hilfsgelder der USA zu erhalten.
Ziele des Marshallplans
Der Marshallplan fällt historisch in die Frühphase des
Nicht zuletzt diente der Wiederaufbauplan auch den eigenen Handelsbeziehungen der USA. Die wiedererstarkenden europäischen Märkte boten in den 1950er-Jahren einen Absatzmarkt für die Überproduktion der US-amerikanischen Wirtschaft.
Bereits am 12. März 1947 hatte US-Präsident Harry S. Truman in einer Rede vor dem Kongress die nach ihm benannte "
Not durch den Hungerwinter 1946/47
Ausgangspunkt für die Überlegungen zum Marshallplan war der ungewöhnlich harte Winter Ende 1946 und Anfang 1947. Nahrungs- und Heizmittel waren extrem knapp in Deutschland, nach Schätzungen von Historikerinnen und Historikern starben mehrere Hunderttausend Menschen bei extremer Kälte und minimalen Lebensmittelzuweisungen.
Die Notlage resultierte auch aus den hohen Kriegsverlusten und damit fehlenden Arbeitskräften in der Landwirtschaft sowie in der zerstörten Infrastruktur. Zwar wurde im Ruhrgebiet wieder mehr Kohle gefördert als noch zu Kriegsende. Sie konnte wegen des bis zu 40 Prozent zerstörten Bahnnetzes aber nur stark eingeschränkt an Zielorte transportiert werden. Zudem wurden sowohl in der sowjetischen Besatzungszone wie auch in Westdeutschland Industrieanlagen von den Besatzungsmächten demontiert: Die Vereinbarungen aus dem
Auch in anderen europäischen Ländern war die Situation durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges prekär. In Großbritannien etwa wurde die Ernährung der Bevölkerung über Lebensmittelkarten reguliert.
Sachlieferungen und Gegenwertfonds
Die Verteilung der Marshallplan-Hilfen war nach einem komplexen System strukturiert. Primär bestanden sie aus Sachleistungen, die von den USA geliefert wurden – zum Beispiel Weizen und Kraftstoffe. Diese Sachlieferungen waren US-Industrieprodukte, die von der amerikanischen Regierung für den Export bezuschusst wurden. Die Empfängerländer sollten den Gegenwert dieses Zuschusses in Fonds einzahlen, die jeweils in der Landeswährung geführt wurden. Daraus entstand ein zweiter Wirkungskreis des Marshallplans.
Um die Hilfsleistungen mit den europäischen Ländern zu koordinieren, gründeten die USA die Economic Cooporation Administration (ECA). Diese entschied auch gemeinsam mit den jeweiligen Staaten darüber, wie die Gelder aus den Gegenwertfonds ausgegeben wurden. Wichtigster Zweck sollte die Förderung des Wiederaufbaus sein.
Gründung der KfW
In Westdeutschland war der Gegenwertfonds zunächst unter Kontrolle der USA. Ende 1949 wurde er im Zuge des deutsch-amerikanischen Außenhandelsabkommens in ein Sondervermögen überführt. Im November 1948 wurde die
Für Westdeutschland galt im Marshallplan zusätzlich eine Sonderregelung: Die US-amerikanischen Zuschüsse zu den gelieferten Sachleistungen wurden nur als Kredit gewährt und sollten später zurückgezahlt werden. Durch einen Beschluss der Londoner Schuldenkonferenz von 1953 wurde jedoch geregelt, dass die Bundesregierung nur eine der insgesamt 1,4 Milliarden Dollar bis 1966 abzahlen musste.
Wirkung des Marshallplans
Der Marschallplan war ein wichtiger Beitrag zum Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft. Über die tatsächliche Wirksamkeit der Hilfen besteht jedoch bis heute Uneinigkeit. Nach Meinung von Wirtschaftshistorikern waren die Hilfsgelder aus dem Plan mit 1,4 Milliarden Dollar zu gering, um einen tragenden Effekt für die deutsche Wirtschaft zu erzielen. Manche sehen in ihm gar eine
Der Beitritt zum Marshallplan trug dazu bei, Europa nach dem Zweiten Weltkrieg zu stabilisieren und die Weichen für die Einführung der
Auch für die beginnende europäische Integration hatte der Marshallplan positive Wirkungen. Im Jahr 1950 schlossen sich seine Mitgliedsländer zur Europäischen Zahlungsunion (EZU) zusammen. Diese sollte aushelfen, wenn einzelne Staaten über unzureichende nationale Devisenreserven verfügten. Vor allem in den ersten Nachkriegsjahren war dies wichtig, da die einzelnen europäischen Währungen noch nicht frei wechselbar waren.
Neue "Marshallpläne"
Aktuell wird erneut über Hilfspläne diskutiert, die sich am Vorbild des Marshallplans orientieren. Die G20-Länder beschlossen 2017 auf Vorschlag des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit einen "Marshallplan für
In Folge des