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Vor 100 Jahren: Großbritannien entlässt Ägypten in die Unabhängigkeit | Hintergrund aktuell | bpb.de

Vor 100 Jahren: Großbritannien entlässt Ägypten in die Unabhängigkeit

Redaktion

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Am 28. Februar 1922 wurde Ägypten formell von Großbritannien unabhängig. Bis zum Erlangen der tatsächlichen Souveränität dauerte es jedoch noch Jahrzehnte.

Die Zitadelle von Kairo mit der großen Mohammed-Ali-Moschee, koloriertes Foto um 1900 (© s picture-alliance / Terra Incognita e.V. )

Am 28. Februar 1922 entließ Großbritannien Interner Link: Ägypten in die Unabhängigkeit. Allerdings behielt sich die damalige Weltmacht diverse Sonderrechte vor. So oblag die Kontrolle über den Suezkanal weiterhin London. Auch behielt sich das Vereinigte Königreich vor, die ägyptische Außenpolitik weiterhin mitzubestimmen und beließ Truppen in dem nordafrikanischen Land und verwaltete den Interner Link: anglo-ägyptischen Sudan. Diese sogenannten Reservatrechte Großbritanniens schränkten die Souveränität Ägyptens ein. Formell wurde Ägypten jedoch 1922 als eines der ersten Interner Link: afrikanischen Länder unabhängig.

Ägypten wurde zunächst eine konstitutionelle Monarchie unter Herrschaft der Dynastie des Muhammad Ali. Erster König Ägyptens wurde Ahmad Fuad als Fuad I., der seit 1917 Sultan des Landes war.

Jahrhundertelange Fremdherrschaft

Ägypten stand über viele Jahrhunderte unter der Herrschaft fremder Mächte, wie etwa der Perser oder der Römer. Grund waren die strategische Lage und das fruchtbare Ackerland in der Nähe des Nils. Im 7. Jahrhundert eroberten Araber das Land. In den folgenden Jahrhunderten beherrschten verschiedene muslimische Dynastien Ägypten. 1517 errangen die Türken unter Selim I. mit einem Feldzug die Macht im Land. Bis 1798 blieb Ägypten Provinz des Interner Link: Osmanischen Reichs. Auf eine kurze Herrschaft Napoleons folgte die türkisch-albanische Dynastie Muhammad Alis.

Starke nationalistische Bewegung ab den 1870er-Jahren

Ab Mitte der 1870er-Jahre war das offiziell zwar noch zum Osmanischen Reich gehörende Ägypten enorm verschuldet. Der Bau des 1869 eröffneten Suezkanals, der Rotes Meer und Mittelmeer verbindet, brachte immense Kosten mit sich. Großbritannien, aber auch Frankreich, nahmen immer stärkeren Einfluss auf die Geschicke des Landes. Der Suezkanal erhielt eine zentrale strategische und wirtschaftliche Bedeutung. 1878 wurden ein britischer und französischer Minister ins ägyptische Kabinett berufen. Kairo musste in der Folge immer mehr Geld für den Schuldendienst aufbringen, worunter die Bevölkerung litt. Auch im ägyptischen Militär bildete sich Widerstand gegen die De-facto-Kontrolle der Finanzpolitik durch fremde Großmächte. 1879 gründete der Offizier Ahmed Urabi die erste politische Partei Ägyptens, die "Nationale Partei".

Die nationalistischen Bestrebungen mündeten im Urabi-Aufstand. 1882 stieg der Nationalist Urabi zum Kriegsminister und mächtigsten Politiker des Landes auf. Er stellte eine eigene Armee auf und brachte Ägypten unter seine Kontrolle. Im selben Jahr wurde der Aufstand niedergeschlagen und Ägypten von britischen Truppen besetzt.

Immer wieder kam es zu Unruhen. 1914 wurde Ägypten zum Protektorat. Doch die indirekten Folgen des Interner Link: Ersten Weltkriegs wie zunehmende Armut traf die ägyptische Bevölkerung hart. Der Unabhängigkeitsbefürworter Saad Zaghlul gründete 1919 die Wafd-Partei. Sie forderte neben der Unabhängigkeit auch eine weitreichende Demokratisierung.

Saad Zaghluls Plan, mit anderen Unabhängigkeitsbefürwortern 1919 zur Interner Link: Pariser Friedenskonferenz zu reisen, vereitelte London. Die Briten verhafteten Zaghlul und verbannten ihn nach Malta. Dies löste in Ägypten Streiks und Massendemonstrationen aus. Es kam zu gewaltsamen Unruhen zwischen der Bevölkerung und britischen Truppen. Schließlich durfte eine Abordnung der Wafd nach Paris reisen, Zaghlul wurde erlaubt, nach Ägypten zurückzukehren. Die Wafd blieb in Frankreich bei den Verhandlungen der Alliierten mit ihrer Forderung zwar erfolglos – wegen des anhaltenden Drucks entließ Großbritannien jedoch Ägypten in die Unabhängigkeit.

Erste Parlamentswahlen 1923

Am 15. März 1922 wird Ahmad Fuad zum König von Ägypten proklamiert. Im folgenden Jahr die Verfassung des Königreichs Ägypten beschlossen. Diese begründete eine konstitutionelle Interner Link: Monarchie mit parlamentarischer Regierung.

Am 27. September 1923 und am 12. Januar 1924 fanden die ersten Parlamentswahlen statt. Die Wafd-Partei errang 188 von 214 Sitzen im Repräsentantenhaus, ihr Vorsitzender Saad Zaghlul wurde Premierminister.

Dauerhafte politische Stabilität erreichte Ägypten in den Jahren nach seiner Unabhängigkeit jedoch nicht. Häufig gab es Unstimmigkeiten zwischen der Wafd und dem König. Mehrfach wurde das Parlament aufgelöst, teils per Dekret regiert.

1946 verlassen die britischen Soldaten Ägypten

Die Deklaration über die Unabhängigkeit Ägyptens von 1922 wurde 1936 vom Anglo-Ägyptischen Vertrag abgelöst. Dieser beendete zwar einerseits offiziell die 54-jährige britische Besatzung Ägyptens. Die ägyptische Interner Link: Souveränität blieb durch die Bestimmungen des Vertrags jedoch weiterhin eingeschränkt. Der Vertrag begründete ein 20-jähriges Militärbündnis, das es London ermöglichte, im Falle eines internationalen Notstands das Kriegsrecht in Ägypten zu verhängen. Zudem sicherte sich das Vereinigte Königreich damit den Verbleib eines großen Kontingents an Truppen im Land. Nach der Unterzeichnung des Vertrags übernahm die ägyptische Regierung die volle administrative Kontrolle über ihre Streitkräfte. Auf Grundlage des Anglo-Ägyptischen Vertrags konnten die Briten während des Interner Link: Zweiten Weltkriegs Soldaten in Ägypten stationieren und militärische Einrichtungen des Landes nutzen. Als 1942 eine Invasion Ägyptens durch Nazi-Deutschland drohte, griffen die Briten in die ägyptische Regierungsbildung ein. Der Vertrag wurde 1951 einseitig von der Wafd-Regierung aufgehoben.

1937 wurde Ägypten Mitglied des Völkerbundes. 1946 verließen die britischen Truppen das Land. 1952 stürzten Militärs gewaltsam die Monarchie. Die Parteien wurden in der Folge verboten. 1956 wurde Ägypten eine Präsidialrepublik. Das Land bekam eine neue Verfassung, zentraler Machtfaktor war fortan das Militär. Durch den aus ägyptischer Sicht erfolgreichen Ausgang der Interner Link: Suezkrise im selben Jahr, zeigte das Land auch auf internationalem Parkett, dass es für sein Territorium die hundertprozentige Souveränität beanspruchte.

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