Seit langem engagieren sich Organisationen und Staaten gegen die weltweite Armut. Der Aktionstag für die Beseitigung der Armut geht auf den 17. Oktober 1987 zurück, als mehr als 100.000 Menschen in Paris sich öffentlich mit den Betroffenen von Armut solidarisierten. Am 22. Dezember 1992 erklärte die UN-Generalversammlung den 17. Oktober zum internationalen Tag für die Beseitigung der Armut. Der Tag soll die Wichtigkeit der Armutsbekämpfung in den Blick rücken. Das Motto des Aktionstags in diesem Jahr lautet: "Gemeinsam die Zukunft gestalten: Gefestigte Armut beenden, alle Menschen auf unserem Planeten respektieren". Auf zahlreichen Veranstaltungen und im Internet rufen die Vereinten Nationen sowie Nichtregierungsorganisationen dazu auf, Diskriminierungen von armen Menschen abzubauen und ihre Lebensumstände zu verbessern.
Nach Angaben der Vereinten Nationen hat sich im Zuge der Corona-Pandemie die Armut weltweilt massiv verschärft. Laut dem im Juli 2021 veröffentlichten UN-Bericht über die Ziele für nachhaltige Entwicklung fielen rund 120 Millionen Menschen weltweit im vergangenen Jahr in extreme Armut zurück. Die Zahl der Menschen, die bereits vor der Pandemie an Hunger litten, könnte sich laut den Vereinten Nationen um 83 bis 132 Millionen erhöht haben. Die weltweite Quote der extremen Armut ist zum ersten Mal seit 1998 von 8,4 Prozent im Jahr 2019 auf 9,5 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Somit ist fast jeder zehnte Mensch auf der Welt von extremer Armut betroffen.
Absolute und relative Armut
Nach Definition der Weltbank sind Menschen extrem arm, wenn sie weniger als 1,90 Dollar pro Tag zur Verfügung haben. Grundsätzlich unterscheidet die Armutsforschung zwischen absoluter Armut und relativer Armut. Als absolute Armut ist dabei ein Zustand definiert, in dem ein Mensch seine wirtschaftlichen und sozialen Grundbedürfnisse nicht befriedigen kann und unter dem Existenzminimum lebt. Relative Armut beschreibt Armut im Verhältnis zum jeweiligen gesellschaftlichen Wohlstandsniveau eines Landes: Demnach ist jemand relativ arm, wenn das Einkommen deutlich unter dem nationalen Durchschnittseinkommen liegt und dem Menschen dadurch sozioökonomische sowie soziokulturelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verwehrt.
Die Schwelle, ab der die Weltbank Menschen als "arm" einordnet, liegt je nach Wohlstand eines Landes bei einem Einkommen zwischen 3,20 und 5,50 US-Dollar pro Tag. Einer Schätzung der Weltbank zufolge könnte die Zahl von Menschen in extremer Armut durch die Corona-Pandemie um bis zu hundert Millionen Menschen gestiegen sein. Neben der an sozio-ökonomischen Ressourcen gemessenen Armut wird mitunter auch ein viel weiter gefasstes Spektrum an Indikatoren zur Armutsdefinition herangezogen, wie etwa die Verfügbarkeit von Bildung, einer ausreichenden Gesundheitsversorgung und adäquatem Wohnraum.
Millionen Arbeitsplätze gehen pandemiebedingt verloren
Aufgrund der Corona-Krise gingen im vergangenen Jahr laut Schätzungen eines Berichts der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 255 Millionen Vollarbeitsplätze verloren. Ein Äquivalent von rund 100 Millionen Vollzeitstellen im Jahr 2021 und 26 Millionen im Jahr 2022 könnten darüber hinaus weggefallen, schätzte die ILO in einer Trendanalyse im Juni dieses Jahres. Die Pandemie habe arme Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Angestellte härter getroffen als Wohlhabende, so die ILO. Im Vergleich zum Jahr 2019 stuft die Weltarbeitsorganisation nun weltweit zusätzlich 108 Millionen Beschäftigte als arm oder extrem arm ein (weniger 3,20 US-Dollar pro Person). Frauen seien überdurchschnittlich von Jobverlusten betroffen als Männer. Sie mussten sich in vielen Ländern während der Pandemie vermehrt um die Care-Arbeit kümmern, was das Risiko einer Retraditionalisierung der Geschlechterrollen verstärke.
Unterernährung
Laut einem UN-Bericht waren 2020 schätzungsweise bis zu 811 Millionen Menschen unterernährt. Dies entspricht in etwa einem Zehntel der Weltbevölkerung. Das UN-Ziel, den Hunger weltweit bis 2030 zu beenden, ist damit in weite Ferne gerückt. Allerdings war der Kampf der UN gegen die Unterernährung bereits vor COVID-19 ins Stocken geraten. Seit Mitte der 2010er-Jahre ist die Zahl der an Hunger leidenden Menschen nach Angaben der Vereinten Nationen kontinuierlich angestiegen.
Mit 418 Millionen leben mehr als die Hälfte der unterernährten Menschen in Asien, mehr als ein Drittel (282 Millionen) in Afrika. Insgesamt hatte laut UN 2020 fast ein Drittel der Weltbevölkerung nicht das ganze Jahr über Zugang zu angemessener Nahrung. 759 Millionen Menschen waren 2019 ohne Strom und hatten keinen Zugang zu sauberen Kochbrennstoffen und Technologien. Zudem machte die Corona-Pandemie die zuvor erzielten Fortschritte im Gesundheitswesen vielerorts zunichte.
Armut in Deutschland
In Deutschland erfasst die sogenannte Armutsgefährdungsquote
Laut Mikrozensus lag im Jahr 2019 der Schwellenwert für