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Internationaler Tag der Katastrophenvorbeugung | Hintergrund aktuell | bpb.de

Internationaler Tag der Katastrophenvorbeugung

Redaktion

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2009 haben die Vereinten Nationen am 13. Oktober den internationalen Tag der Katastrophenvorbeugung ausgerufen. Dazu gehören technische Katastrophen, aber auch Naturkatastrophen. Die Zahl der registrierten Naturkatastrophen stieg in den vergangenen Jahrzehnten stetig an.

Das Jahrhunderthochwasser hat in der Eifel große Schäden angerichtet. Die Infrastruktur, wie die Bahnbrücke in der Ortschaft Altenahr, und zahlreiche Häuser wurden durch die heftigen Regenfälle und Überflutungen zerstört. Die Aufräumarbeiten im Ahrtal habe große Fortschritte gemacht. Der Wiederaufbau wird trotzdem Jahre dauern. (© picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres)

Katastrophen sind schwere Schadensereignisse, die viele Menschen gleichzeitig betreffen können – aber auch Tiere oder die Umwelt. Die Dimension des Schadens ist so groß, dass er für gewöhnlich nicht mit lokalen oder regionalen Kräften behoben werden kann. Dazu gehören Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürme, Erdbeben, Extremtemperaturen, Erdrutsche, Dürren, Flächenbrände oder Vulkanausbrüche, aber auch sogenannte "technische Katastrophen" wie zum Beispiel große Explosionen, Zugunglücke oder radioaktive Verseuchungen.

Das Interner Link: deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zählt zu den "Großschadensereignissen" auch den Ausfall von Kritischen Infrastrukturen und Terroranschlägen. Pandemien und Epidemien sind laut BBK zwar natürlichen Ursprungs, werden aber nicht zu den Naturkatastrophen gezählt. Die österreichische Bundesregierung führt für solche Fälle auch die Kategorie "sonstige Katastrophen", die sich nicht eindeutig den Naturkatastrophen oder den technischen Katastrophen zuordnen lassen: neben Seuchen etwa auch Hunger oder das Zusammenspiel von mehreren Katastrophenfällen gleichzeitig, zum Beispiel der Ausbruch eines Großbrands während eines flächendeckenden Stromausfalls.

Die nationale Politik und internationale Organisationen arbeiten an der Prävention solcher Ereignisse: Dazu gehört sowohl die mögliche Verhinderung von Extremereignissen, aber auch der Ausbau von Katastrophenschutzmechanismen zur Minderung der Folgen. Genau hierfür möchte der Internationale Tag der Katastrophenvorbeugung ein Bewusstsein schaffen. Er geht zurück auf eine Initiative der Interner Link: Vereinten Nationen vom Dezember 1989. Seit einer Entscheidung der UN-Generalversammlung von 2009 wird der Internationale Tag der Katastrophenvorbeugung jedes Jahr am 13. Oktober begangen.

Sendai-Framework

Im Jahr 2005 wurde auf der Weltkonferenz zur Katastrophenvorbeugung in der japanischen Stadt Kobe das zehnjährige "Hyogo-Framework" beschlossen, mit dem die Widerstandsfähigkeit von Ländern und Kommunen im Katastrophenfall gestärkt werden soll. Als Nachfolgedokument wurde 2015 das sogenannte "Sendai Framework" verabschiedet, welches sieben Ziele definiert, die bis 2030 erreicht werden sollen: So zum Beispiel die signifikante Reduzierung von Todesfällen und wirtschaftlichen Verlusten durch Katastrophen, aber auch die Steigerung der Zahl an Ländern mit nationalen und lokalen Risikoreduzierungsstrategien.

Im Mittelpunkt des Internationalen Tags der Katastrophenvorbeugung steht in diesem Jahr das sechste Sendai-Ziel, nämlich die internationale Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern zu verbessern und so deren Katastrophenrisiko und Katastrophenschäden zu verringern.

WMO-Bericht zu wetter-, klima- und wasserbedingten Katastrophen

Einen Einblick, welchen zentralen Anteil Naturkatastrophen an Extremereignissen einnehmen, bietet die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Externer Link: In dem Ende August 2021 veröffentlichten WMO-Atlas für "Mortality and Economic Losses from Weather, Climate and Water Extremes" werden weltweite Katastrophenvorfälle aus den Jahren 1970 bis 2019 statistisch ausgewertet, bei denen mindestens zehn Menschen getötet wurden, der Staatsnotstand ausgerufen oder internationale Hilfe angefragt worden ist.

Insgesamt sind für den Zeitraum über 22.000 Ereignisse registriert worden. Etwas mehr als 11.000 aller registrierten Fälle zwischen 1970 und 2019 machen naturbedingte Katastrophen – also wetter-, klima- und wasserbedingte Ereignisse – aus. Unberücksichtigt in dem Bericht bleiben unter anderem geophysische Katastrophen wie beispielsweise Vulkanausbrüche oder Erdbeben.

Konkret listet die WMO Dürre, Hitzewellen, Überschwemmungen, Waldbrände, Erdrutsche und Stürme als mögliche Ursachen auf. Obwohl solche Naturkatastrophen an der Menge aller erfassten Fälle nur etwa 60 Prozent ausmachen, forderten sie 80 Prozent der insgesamt 4,6 Millionen Todesfälle sowie 99 Prozent der ökonomischen Schadenssumme infolge von Katastrophen.

Die Zahl der Naturkatastrophen nimmt zu

Zwar hat sich die Zahl der Toten infolge von Naturkatastrophen dem Bericht zufolge seit 1970 weltweit reduziert. Dennoch hat sich die Gesamtzahl solcher Extremereignisse laut WMO seit 1970 etwa verfünffacht – Flut und Stürme bildeten dabei den Großteil aller Fälle. Auch der finanzielle Schaden hat sich demnach versiebenfacht. Stürme und Fluten machten auch hier den größten Teil der Schadenssumme aus, während tropische Wirbelstürme und Dürren die meisten Todesopfer forderten.

Dabei trafen die Naturkatastrophen vor allem die ärmeren Länder. So verzeichnen die Entwicklungsländer etwa 70 Prozent aller Naturkatastrophen insgesamt und über 90 Prozent aller Todesopfer seit 1970.

Dürre in Äthiopien 1983 forderte die meisten Todesopfer

Laut der WMO-Statistik war die Dürre in Äthiopien von 1983 in den letzten fünf Jahrzehnten das Einzelereignis, welches das größte menschliche Leid verursachte: Damals starben 300.000 Menschen. Ähnlich viele Todesopfer kostete der Bhola-Zyklon in Bangladesch im Jahr 1970. Das folgenreichste Ereignis außerhalb von Sturm- und Dürrekatastrophen waren die Hitzewelle in Russland im Jahr 2010, bei der mehr als 55.000 Menschen ums Leben kamen.

Klimawandel erhöht Frequenz der Extremereignisse

In Europa forderten Hitzewellen in den vergangenen 50 Jahren die meisten Todesopfer, während Flut und Stürme die größten ökonomischen Kosten verursachten. Für Deutschland wurden in den ausgewerteten 40 Jahren von 1970 bis 2019 insgesamt 90 Extremereignisse registriert. Auf die 20 Jahre bis zur Wiedervereinigung im Oktober 1990 entfielen davon jedoch insgesamt nur 15. Das schlimmste Einzelereignis in Deutschland war demnach die Hitzewelle im Sommer 2003, durch die mehr als 9.000 Menschen starben.

Bereits im Jahr 2020 hatte der Bericht "Human cost of disasters" des UN-Büros zur Katastrophenvorsorge (UNDRR) einen starken Anstieg der Katastrophenfälle in den vergangenen 20 Jahren belegt. In ihrem aktuellen Bericht merkt die WMO an, dass es zwar auch ohne menschlichen Einfluss auf das Klima eine große Bandbreite an Wetterextremen geben würde, der Klimawandel aber die Frequenz und Intensität der Fälle erhöht. In der Forschung gehe es daher nicht länger um die Frage, ob ein spezielles Ereignis durch die klimatischen Veränderungen ausgelöst worden sei. Vielmehr liege das Interesse darin zu erkunden, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein extremes Wetterereignis durch den Menschen beeinflusst wurde.

Menschliches Handeln verschlimmert Folgen

Generell trägt menschliches Handeln auch dazu bei, die Folgen von Naturkatastrophen zu verschärfen. Im Fall von Überschwemmungen entlang von Flüssen kann der Verlust von Auenflächen, Bodenversiegelung oder die Begradigung von Flussläufen beispielsweise dazu führen, dass extreme Wetterereignisse noch schlimmere Katastrophenfolgen herbeiführen.

In Deutschland nimmt das im Bundesinnenministerium angesiedelte BBK Aufgaben der Katastrophenhilfe wahr. Es wurde 2004 gegründet und geht auf die 2002 verabschiedete "Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland" zurück. Ein zentrales Warninstrument des BBK ist derzeit die Externer Link: Warn-App NINA, mit der beispielsweise auch vor den Folgen von extremen Wetterereignissen gewarnt werden kann. Nach den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe an Ahr und Erft Mitte Juli 2021 sollen Menschen künftig auch per "Cell Broadcast" gewarnt werden können: Dabei wird Nutzern und Nutzerinnen von Mobiltelefonen über die für ihre Funkzelle zuständige Basisstation eine Warn-SMS zugeschickt. Um die finanziellen Folgen von Naturkatastrophen zu lindern, gibt es auf europäischer Ebene den Solidaritätsfonds der Europäischen Union (EUSF).

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