Nach dem Ende des Interner Link: Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland unter den Siegermächten aufgeteilt: Den westlichen Teil besetzten die USA, Großbritannien und Frankreich und den östlichen die Sowjetunion. Schon bald entwickelten sich zwischen den demokratischen Westmächten und der kommunistischen Sowjetunion unüberbrückbare Interessenkonflikte. Spätestens ab dem Jahr 1949, in dem sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die Deutsche Demokratische Republik gegründet wurden, hatte sich die politische Systemgrenze verfestigt: Quer durch Mitteleuropa zog sich der so genannte Eiserne Vorhang. Hier standen sich die Armeen des Interner Link: Warschauer Paktes und der NATO gegenüber.
Berlin als Sonderfall
Berlin war in der politischen Nachkriegsordnung ein Sonderfall. Die Stadt lag zwar 1945 komplett innerhalb der sowjetischen Besatzungszone. Als ehemalige Hauptstadt des nationalsozialistischen Deutschlands wurde sie aber noch einmal separat unter allen vier Besatzungsmächten in Sektoren aufgeteilt. Im sonst gänzlich sozialistisch beherrschten Osten galt West-Berlin nach 1949 als Interner Link: "Schaufenster des Westens".
Massenflucht aus der DDR
Insbesondere nach dem niedergeschlagenen Volksaufstand vom Interner Link: 17. Juni 1953 erlebte die DDR eine Massenflucht gen Westen. Von September 1949 bis August 1961 verließen insgesamt 2,8 Millionen Menschen das Land, viele davon im erwerbstätigen Alter. Interner Link: Nach und nach wurde die innerdeutsche Grenze von der DDR-Führung weitreichend befestigt und zusätzlich gesichert, um die Bewegungen zwischen Ost- und Westdeutschland zu behindern. Zusätzlich zur physischen Abriegelung der Grenze stellte ein Interner Link: Passgesetz das unerlaubte Verlassen der DDR ab 1954 unter Strafe. Insbesondere nach der Interner Link: Gesetzesverschärfung 1957 waren neben der "Republikflucht" auch die Fluchtvorbereitung und -unterstützung strafbar.
Für Besucher und Berufspendler war es in Berlin, das unter der gemeinsamen Verwaltung der Alliierten stand, in der Regel möglich, sich weitgehend uneingeschränkt zwischen dem Ost- und Westteil der Stadt zu bewegen. So wurde West-Berlin zum letzten Schlupfloch im Grenzregime zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Allein von 1954 bis 1957 flohen über eine halbe Million DDR-Bürgerinnen und Bürger über West-Berlin.
Walter Ulbricht, Vorsitzender des Zentralkomitees der Interner Link: SED, drängte bereits Interner Link: Anfang 1953 beim sowjetischen Herrscher Nikita Chruschtschow darauf, die Grenze zu West-Berlin zu schließen. Der jedoch lehnte den Mauerbau lange ab.
Zweite Berlinkrise ab 1958
Am Interner Link: 27. November 1958 forderte Chruschtschow ultimativ den Abzug der westalliierten Truppen aus Berlin. Sollte dies nicht binnen sechs Monaten geschehen, werde die Sowjetunion einen separaten Friedensvertrag mit der DDR schließen und ihr die Kontrolle über die Transitwege nach West-Berlin übertragen. Aus dem Ultimatum resultierte - nach der Interner Link: Berlin-Blockade von 1948/49 - die Zweite Berlinkrise, die erst mit dem Mauerbau endete.
Als "Kompromiss" bot Chruschtschow im Januar 1959 schließlich einen gemeinsamen Friedensvertrag an, der sowohl die Anerkennung der DDR als auch eine weitgehende Entmilitarisierung Deutschlands vorsah. Berlin sollte bis zur Wiedervereinigung eine "Freie Stadt" sein. Die Verhandlungen auf der so genannten Genfer Vier-Mächte-Konferenz im Frühjahr und Sommer 1959 blieben ohne Ergebnis. Das Ultimatum verstrich.
Bei einem Gipfeltreffen mit US-Präsident John F. Kennedy in Wien wiederholte Chruschtschow Anfang Juni 1961 seine bereits zuvor geäußerte Drohung eines separaten Friedensvertrages mit der DDR und stellte erneut ein Ultimatum. Die Gespräche endeten erneut ergebnislos.
Am 25. Juli 1961 hielt Kennedy eine Rede, in der er seine nicht verhandelbaren "Three Essentials" für den Umgang mit West-Berlin offenlegte: Freier Zugang nach West-Berlin, Anwesenheit der Westalliierten und die Freiheit der Bevölkerung West-Berlins. Die NATO, so das Signal, halte am Schutz West-Berlins fest.
"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" – ein Satz und seine Geschichte
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Am 15. Juni 1961, vor dem Hintergrund der sich wieder zuspitzenden Zweiten Berlinkrise, wurde Walter Ulbricht bei einer Pressekonferenz von der westdeutschen Journalistin Annamarie Doherr (Frankfurter Rundschau) gefragt, ob "die Bildung einer Freien Stadt" bedeute, dass eine "Staatsgrenze am Brandenburger Tor" errichtet werde. Ulbricht antwortete: "Ich verstehe ihre Frage so, dass es Menschen in West-Deutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten. Mir ist nicht bekannt, dass solche Absicht besteht, da sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft voll eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." Angesichts der Tatsache, dass genau das kurz Zeit später passierte, wurde dieser Satz viel zitiert. Heute wissen wir: die SED erwog bereits seit 1958 die vollständige Abriegelung West-Berlins von der DDR – die Absperrung durch eine Mauer war eine von vielen angedachten Varianten, den Flüchtlingsstrom zu unterbinden. Doch eine Schließung der Sektorengrenze kam zunächst nicht in Betracht, weil Chruschtschow dies nicht zuließ. Wahrscheinlich zielte Ulbricht bei der Pressekonferenz noch auf die mit Chruschtschow vereinbarte Durchsetzung eines – politisch für die DDR wesentlich günstigeren – Friedensvertrages ab.
Mauerbau ab dem 13. August 1961
Chruschtschow indes hatten Tage zuvor Berichte erreicht, wonach die Lage in der DDR durch die stete Flucht von Menschen, Interner Link: besonders von jungen Leuten, in ökonomischer Hinsicht problematisch werde. Seine Haltung wandelte sich, nun stimmte auch er dem Interner Link: Mauerbau schließlich zu.
In der Nacht zum 13. August 1961 riegelten Volkspolizisten, Grenzpolizisten, Mitglieder der Arbeiterkampfgruppen und die Nationale Volksarmee ringförmig die Grenze nach West-Berlin ab. Insgesamt 50.000 Menschen in der DDR waren dadurch plötzlich von ihren Arbeitsplätzen im Westteil der Stadt abgeschnitten. Familien wurden auseinandergerissen, ganze Straßenzüge mit provisorischen und später stark befestigten Grenzanlagen durchschnitten. Im Schutz der Sicherheitskräfte begannen die zuvor im Geheimen organisierten Bauarbeiten.
Die Berliner Mauer - Bildmontagen damals und heute
Hier finden Sie eine Auswahl der Bildmontagen von Alexander Kupsch.
155 Kilometer gemauerte Grenze
Die Mauer teilte nicht nur die Stadt entlang ihrer Mitte, sie umschloss das komplette Territorium West-Berlins und trennte die Teil-Stadt von ihren historisch gewachsenen Vororten. Einige Straßen wurden von der Mauer längs getrennt, sodass eine Straßenseite im Westteil der Stadt lag und die andere im Osten. Die Gesamtlänge der Berliner Mauer betrug 155 Kilometer. Davon entfielen 43 Kilometer auf die innerstädtische Mauer und 112 Kilometer auf den Außenring. Insgesamt gab es zuletzt 302 Wachtürme entlang der Mauer. Die Grenzbefestigungen wurden mit der Zeit immer weiter ausgebaut.
Ab Mitte der 1960er Jahre wurde ein gleichförmiger Grenzstreifen angelegt, um Grenzsoldaten einen besseren Überblick über das Gelände zu verschaffen. Dafür wurden Häuser abgerissen und auch Kirchen in die Luft gesprengt. Die erste Mauer war nur 30 Zentimeter dick und hätte Durchbruchsversuchen mit Lastwagen nicht standgehalten. Später wurde sie verstärkt. Mitte der 1970er Jahre wurde die "Grenzmauer 75" errichtet, die 3,2 Meter hoch und 1,2 Meter breit war. Die Einzelteile wurden als Beton-Stützwandelemente gefertigt. Der scharf bewachte Grenzstreifen wurde ab den 1970er Jahren außerdem durch eine "Hinterlandmauer" vom Gebiet der DDR abgetrennt. Faktisch gab es also zwei Maueranlagen, die den Grenzstreifen umgaben. Durch die Installation von Selbstschussanlagen und Minen wurde die Grenze zusätzlich nahezu unüberwindbar gemacht.
Opfer des Grenzregimes
An der Mauer kamen bis 1989 mindestens 140 Menschen in direkt oder in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Grenzregime ums Leben. Darunter befanden sich Flüchtende, die zwischen 1961 und 1989 an der Mauer erschossen wurden, verunglückten oder sich das Leben nahmen, Menschen ohne Fluchtabsichten aus Ost und West, die im Grenzgebiet erschossen wurden oder verunglückten sowie DDR–Grenzsoldaten, die durch Fahnenflüchtige, Kameraden, Flüchtende, einen Fluchthelfer oder einen West-Berliner Polizisten getötet wurden. Hinzu kamen 251 Reisende aus Ost und West, die vor, während oder nach Grenzübertritten an den Berliner Übergangsstellen starben. Ungezählt sind jene Menschen, die aufgrund der Verzweiflung über die Folgen des Mauerbaus starben. Interner Link: Darüber, welche Opfer dem Grenzregime an der Berliner Mauer zuzurechnen sind, wurde in den letzten Jahren immer wieder heftig debattiert.
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