2007/2008 bildeten Deutschland, Portugal und Slowenien das erste Präsidentschaftstrio der EU-Geschichte. Damit übernimmt
Die Ratspräsidentschaft als Dreiervorsitz
Der Rat der Europäischen Union hat keinen ständigen Vorsitz. Stattdessen übernimmt jeder EU-Mitgliedsstaat den Ratsvorsitz turnusgemäß für jeweils ein halbes Jahr. Externer Link: Die Reihenfolge des Vorsitzes wird von den Ratsmitgliedern einstimmig beschlossen und ist bereits bis ins Jahr 2030 festgelegt. Um zu gewährleisten, dass auch längerfristige Projekte oder Reformen umgesetzt werden können, hat die EU 2007 die sogenannte Triopräsidentschaft eingeführt. Das bedeutet, dass diejenigen drei Staaten, die die Präsidentschaft nacheinander ausüben, ihre Programme aufeinander abstimmen. Gemeinsam legen sie Themen und Prioritäten fest. Für die Zeit vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2021 gestalten Deutschland, Portugal und Slowenien die Ratspräsidentschaft als Dreiervorsitz gemeinsam.
Der Rat der Europäischen Union
Der
Der EU-Ministerrat ist neben dem
Die jeweilige Ratspräsidentschaft organisiert und koordiniert die Arbeit des Rates der Europäischen Union und leitet dessen Treffen. Ihre Aufgaben erstrecken sich auch auf die Vorbereitung, Koordination und Leitung der Ausschüsse und Arbeitsgruppen, die die Ministersitzungen vorbereiten. Die Ratspräsidentschaft schlägt die Tagesordnung vor und soll im Streitfall Kompromissvorschläge unterbreiten.
Eine weitere wichtige Aufgabe der EU-Ratspräsidentschaft: Sie vertritt den Rat gegenüber den anderen EU-Institutionen, insbesondere gegenüber der Kommission sowie dem EU-Parlament. Zudem ist sie auch für die Außen- und Sicherheitspolitik der EU von zentraler Bedeutung: Gemeinsam mit dem Hohen Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik repräsentiert die Ratspräsidentschaft die EU nach außen und schließt internationale Abkommen ab.
Der Rat der EU darf nicht mit dem
Ratspräsidentschaft in schwierigen Zeiten
Das von Deutschland am 1. Juli 2020 begonnene Programm der deutsch-portugiesisch-slowenischen Triopräsidentschaft hat sich zum Ziel gesetzt, gerechter und nachhaltiger aus der
Neben der Bewältigung der Corona-Krise gibt es weitere Schwerpunkte der Triopräsidentschaft: So z.B. einen mehrjährigen Finanzrahmen 2021 bis 2027 zu verhandeln, Fortschritte in der Digitalisierung zu erzielen, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der EU-Staaten zu verbessern, dauerhafte und krisenfeste Lösungen im Bereich der Migration zu entwickeln oder ein klimaneutrales und grünes Europa zu schaffen. Weitere wichtige Aufgaben ergeben sich aus dem, unter anderem wegen Menschenrechtsfragen, angespannten Verhältnis zu China und dem zu klärenden Modus der künftigen Zusammenarbeit mit Großbritannien.
Themenschwerpunkte des slowenischen Vorsitzes
Unter dem Motto "Gemeinsam. Widerstandsfähig. Europa" setzt Slowenien in den sechs Monaten seiner Ratspräsidentschaft und in Übereinstimmung mit den übergeordneten Themen des Triovorsitzes vier Schwerpunkte.
Priorität haben für Slowenien die Stärkung der Widerstandsfähigkeit und Autonomie der Europäischen Union. Hierbei spielt das Thema Gesundheit eine hervorgehobene Rolle. Unter anderem soll der Aufbau einer europäischen Gesundheitsunion vorangetrieben, die Kapazitäten von Arzneimitteln und Medizinprodukten erweitert sowie deren Forschung, Entwicklung und Produktion beschleunigt werden. Außerdem engagiert sich Slowenien für die Schaffung einer europäischen Behörde für Krisenvorsorge und -reaktion (HERA) in gesundheitlichen Notlagen. Dem slowenischen Vorsitz fällt während der Ratspräsidentschaft außerdem die Federführung der "Konferenz zur Zukunft Europas" – ein europaweiter Dialog über die zukünftige Ausgestaltung der Europäischen Union – zu. Der Dialog wird in Form von Plenarsitzungen und Bürgerforen realisiert und im Jahr 2022 unter dem französischen Ratsvorsitz fortgeführt. Daneben sieht das Programm des Vorsitzes die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit vor. Auch die Auseinandersetzung mit den negativen Auswirkungen der demographischen Entwicklung innerhalb der EU soll Berücksichtigung finden.
Ein weiterer Themenschwerpunkt der slowenischen Präsidentschaft thematisiert die Stärkung der transatlantischen Beziehungen sowie die Sicherheit und Stabilität der Europäischen Union. Der Aufbau eines robusteren Schengen-Raums soll gefördert sowie Fortschritte in den Verhandlungen zum neuen Migrations- und Asyl-Paket erzielt werden.
Sloweniens besonderer Fokus auf den Westbalkan
Im Kontext des letztgenannten Themenschwerpunkts legt Slowenien ein besonderes Augenmerkt auf die Zukunft der Westbalkanländer und die Fortsetzung des EU-Erweiterungsprozesses, da sich die EU in den vergangenen Jahren zu wenig um diese Region gekümmert habe. Kosovo sowie Bosnien und Herzegowina gelten als instabil. Albanien, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien gelten als Kandidaten für einen EU-Beitritt, Bosnien-Herzegowina und Kosovo als "potenzielle Beitrittskandidaten".
Bereits im Dezember hatte der rechtsnationale Premierminister Sloweniens, Janez Janša, das Westbalkan-Thema zu einem Schwerpunkt der slowenischen Ratspräsidentschaft erklärt. Zuletzt sorgte ein inoffizielles Papier für Schlagzeilen, das von Janša stammen soll: In diesem wird die Aufteilung des Gebiets des ehemaligen Jugoslawiens nach ethnischen Zugehörigkeiten statt nach den derzeitigen Landesgrenzen vorgeschlagen. Insbesondere die Idee eines Großalbaniens sowie der Vereinigung von mehrheitlich kroatisch und serbisch bewohnten Teilen von Bosnien-Herzegowina mit Kroatien bzw. Serbien sorgte in Teilen Südosteuropas für große Verunsicherung.
Massive Kritik an der slowenischen Regierung
Innenpolitisch steht die slowenische Regierung seit Monaten erheblich unter Druck. So wurde Janša vorgeworfen, die Personalvorschläge seiner Justizministerin für die Externer Link: Europäische Staatsanwaltschaft blockiert zu haben, weil zumindest einer der Nominierten in der Vergangenheit gegen ihn ermittelt haben soll. Auch kam es zuletzt wegen einer heftig kritisierten Medienreform wiederholt zu Massenprotesten.
Interner Link: 6.Mai: EU-Westbalkan-Gipfel (Hintergrund aktuell, Mai 2020) Interner Link: Herausforderungen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 Interner Link: Der Rat der Europäischen Union – Zusammensetzung und Aufgaben Interner Link: Slowenien: Wachsende Zweifel an Janez Janšas Coronapolitik