Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Seinen Interner Link: Ursprung hatte der Frauentag 1908 in den USA. Von dort verbreitete sich der Gedenktag auch nach Europa. 1975 wurde er von den Vereinten Nationen als Internationaler Frauentag institutionalisiert. Von den 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen hatten Anfang 2018 lediglich 143 die Gleichstellung der Geschlechter in ihre Verfassung aufgenommen. Dabei sind Frauen und Mädchen meist stärker von Armut, Hunger und unzureichender Gesundheitsversorgung betroffen. Frauen verdienen oft weniger und werden öfter um ihr Recht auf Bildung gebracht.
Internationaler Frauentag 2021
2021 wird der Internationale Frauentag ganz im Zeichen der Pandemie stehen: Zum einen sind in vielen Ländern keine großen Kundgebungen, sondern vor allem digitale Aktionen geplant – zum anderen ist das von Interner Link: UN Women ausgegebene Motto klar auf die gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie ausgerichtet: "Frauen in Führungspositionen: Eine gleichberechtigte Zukunft in einer Covid-19-Welt erreichen."
Laut UN Women sollen in diesem Jahr die Leistungen der Frauen und Mädchen bei der Bewältigung der Folgen der Pandemie gewürdigt werden. Der Ableger der Vereinten Nationen fordert zudem unter anderem gleiches Entgelt, gleiche Aufteilung unbezahlter Pflege und Hausarbeit zwischen beiden Geschlechtern sowie ein Ende aller Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
"Die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern haben im vergangenen Jahr dramatisch zugenommen", sagte UN-Generalsekretär António Guterres Mitte Februar. Frauen leisten immer noch den überwiegenden Teil von Care-Arbeit. Auch die Mehrbelastungen der Corona-Krise, wie die Betreuung der schulpflichtigen Kinder, wird meist durch die Frauen übernommen. Außerdem sind sie überproportional häufig von häuslicher Gewalt betroffen.
Gewalt gehört für viele Frauen weltweit zum Alltag
Laut UN-Generalsekretär Guterres haben mehr als eine Milliarde Frauen keinen Zugang zu rechtlichem Schutz vor häuslicher sexueller Gewalt. Gezielte Tötungen von weiblichen Neugeborenen und Frauenhandel sind keine Seltenheit. Und mindestens 200 Millionen Frauen lebten 2018 laut Vereinten Nationen mit einer Genitalverstümmelung. In vielen Ländern wollen Frauen die Gewalt nicht mehr hinnehmen – in Argentinien entstand in den vergangenen Jahren eine Protestbewegung namens "Ni una más! Nicht eine mehr!" gegen die vielen Frauenmorde und Vergewaltigungen in dem Land – Zehntausende gingen im Frühjahr 2020 auf die Straße. Auch in anderen süd- und mittelamerikanischen Ländern kam es zu großen Demonstrationen oder Streiks.
Hierzulande ist nach Angaben des Bundesfrauenministeriums bereits jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexualisierter Gewalt betroffen gewesen. Es treffe "Frauen aller sozialen Schichten", so das Ministerium. Oft ist der aktuelle oder frühere Partner der Täter. Einer Auswertung des Bundeskriminalamts zufolge wurden 2019 insgesamt fast 142.000 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt und damit rund tausend mehr als im Vorjahr – mehr als vier Fünftel der Opfer waren weiblich. In Deutschland wurde 2016 das Externer Link: Sexualstrafrecht verschärft.
Die Corona-Pandemie hat Expertinnen und Experten zufolge zu einer Zunahme der Gewalt gegen Frauen geführt. Bei der Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer "Weißer Ring" haben sich in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres zehn Prozent mehr von häuslicher Gewalt, Sexualdelikten und Körperverletzung Betroffene gemeldet als im Vorjahreszeitraum.
Schlechtere Bezahlung und kleinere Renten
Auch in Deutschland, wo Frauen gesetzlich gleichgestellt sind, gibt es strukturelle Benachteiligung: Der sogenannte Gender Pay Gap, die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern, schwankte hierzulande seit 1995 stets zwischen 19 und 23 Prozent. Das heißt, der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen fiel um fast ein Fünftel geringer aus als der von Männern. Die Kluft ist vor allem in Westdeutschland groß: So lag der Gender Pay Gap 2019 im Westen bei rund 20 Prozent, im Osten bei 7 Prozent. 71 Prozent des Verdienstunterschieds waren darauf zurückzuführen, dass Frauen in schlechter bezahlten Berufen arbeiten und seltener in Führungspositionen aufsteigen.
Entscheidend für die schlechteren Löhne von Frauen ist, dass sie oft in systemrelevanten Berufen, etwa im Einzelhandel oder im sozialen Bereich arbeiten, wo das Gehalt gering ist. Beispiel Pflege: 2019 waren laut der Bundesagentur für Arbeit 84 Prozent der Beschäftigten in der Altenpflege und 80 Prozent in der Krankenpflege weiblich. Fast drei Fünftel der Arbeitskräfte in diesem Bereich arbeitete in Teilzeit oder geringfügig. Bei rund 2.000 Euro brutto im Monat für vollzeitbeschäftigte Hilfskräfte in der Alten- und 2.600 Euro brutto in der Krankenpflege ist das spürbar weniger als das Externer Link: Durchschnittsgehalt von Arbeitnehmer/-innen in Deutschland, das 2019 bei ca. 3.994 Euro brutto lag.
Frauen häufiger von Armut betroffen
Frauen sind in Deutschland Externer Link: häufiger von Armut betroffen als Männer: Besonders betroffen seien Alleinerziehende, konstatierte die Nationale Armutskonferenz 2017. Jeder dritte Alleinerziehenden-Haushalt (34,8 Prozent) war auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen – in der Gesamtbevölkerung waren es lediglich 9 Prozent. Auch im Alter sind Frauen öfter von Armut betroffen als Männer, da sie etwa wegen der Erziehung der Kinder in jüngeren Jahren häufiger Teilzeit arbeiten und dadurch oft geringere Rentenansprüche haben. So ergab beispielsweise die OECD-Studie Externer Link: Renten auf einen Blick, dass Frauen in Deutschland im OECD-Ländervergleich von der größten Geschlechter-Rentenlücke betroffen sind – nämlich mit einem Abstand von 46 Prozent.
Quote für Spitzenjobs in deutscher Wirtschaft
Während Frauen besonders überrepräsentiert in systemrelevanten Berufen sind, sind sie besonders unterrepräsentiert in den Führungsetagen: In den 200 größten deutschen Firmen war zuletzt nur etwas mehr als jedes zehnte Vorstandsmitglied eine Frau. Anfang Januar beschloss das Bundeskabinett deshalb einen Externer Link: Gesetzentwurf, demzufolge in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern künftig mindestens eine Frau sitzen muss. Ende Februar beriet der Bundestag erstmals über den Gesetzesentwurf.
Für Aufsichtsräte vieler Großunternehmen gibt es bereits seit 2016 eine Quote von 30 Prozent bei Neubesetzungen. Im Jahr 2020 betrug der Anteil der Frauen in den Aufsichts- beziehungsweise Verwaltungsräten der 200 größten deutschen Firmen deshalb knapp 30 Prozent. Auch in anderen Bereichen wie der Wissenschaft steigen Frauen weniger häufig auf: Der Anteil der von Frauen besetzten Professuren und Lehrstühle lag hierzulande zuletzt bei knapp einem Viertel.
Frauen in wichtigen politischen Ämtern unterrepräsentiert
Zwar regiert in Deutschland seit fast 16 Jahren eine Bundeskanzlerin – in den 193 UN-Staaten stehen lediglich 19 Frauen an der Regierungs-Spitze. Unterrepräsentiert sind Frauen mit einem Anteil von nicht einmal einem Drittel (31,4 Prozent) der Sitze auch im Bundestag. Das sind weniger als noch 2013. Damals waren 37,3 Prozent der Abgeordneten weiblich. Weltweit lag der Anteil der Frauen in den Parlamenten Anfang 2020 bei gut einem Viertel. Im EU-Parlament waren im Jahr 2019 immerhin gut vier von zehn Abgeordneten weiblich.
Reproduktive Rechte von Frauen in vielen Ländern nicht gewahrt
In vielen Ländern der Welt werden die reproduktiven Rechte von Frauen, wie sie von den Vereinten Nationen 1994 formuliert wurden, nicht hinreichend beachtet. Zu ihnen gehört etwa das Recht auf ein selbstbestimmtes Sexualleben, auf den Zugang zu effektiven Verhütungsmitteln sowie auf Gesundheitsvorsorge für eine sichere Schwangerschaft und Geburt. Die Folgen sind ungewollte Schwangerschaften, eine hohe Müttersterblichkeit und sexuell übertragbare Infektionen wie HIV. Gleichzeitig konnten in den vergangenen beiden Jahrzehnten allerdings auch wichtige Erfolge in diesem Bereich erzielt werden. So beispielsweise bei der Verringerung Müttersterblichkeit.
In Deutschland steht es um die Gesundheitsversorgung von Schwangeren gut. Hierzulande bezahlen die Krankenkassen zudem die Interner Link: Pille für Frauen unter 22 Jahren. Empfängerinnen von Sozialleistungen können sich die Verhütungsmittel jedoch nicht immer leisten. Zuletzt übernahmen nur manche Landkreise und Städte bei Hartz-IV-Bezieherinnen die Kosten für die Pille.
In vielen Ländern wird seit Jahren darüber gestritten, bis zu welchem Monat und unter welchen Umständen Frauen bei einer Schwangerschaft abtreiben dürfen. Manche Länder wie Argentinien haben zuletzt die Möglichkeiten zur legalen Abtreibung erweitert, andere wie Polen verschärft.
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