Die Unterzeichnung des "Vertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen über die Grundlagen der Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen" – wie der "Warschauer Vertrag" offiziell heißt – wäre noch einige Jahre zuvor undenkbar gewesen. Die Bundesrepublik stand Abkommen mit Staaten des
Maßgeblich für die Bonner Deutschland- und Ostpolitik war viele Jahre lang die ab 1955 geltende
"Wandel durch Annäherung"
Unter dem Motto
Unmittelbar nach Brandts Amtsantritt als Kanzler im Oktober 1969 hatte sich seine Regierung um Gewaltverzichtsverträge mit der Sowjetunion und
Auf einen Blick: Ostverträge der Bundesrepublik
12. August 1970: Moskauer Vertrag mit der Sowjetunion
7. Dezember 1970: Warschauer Vertrag mit Polen
3. September 1971: Viermächteabkommen über Berlin
17. Dezember 1971: Transitabkommen mit der DDR
21. Dezember 1972: Grundlagenvertrag mit der DDR
11. Dezember 1973: Prager Vertrag mit der Tschechoslowakei
Kniefall Brandts als Geste der Versöhnung
Die Gespräche zwischen der deutschen und der polnischen Regierung hatten bereits im Februar 1970 begonnen. Für Brandt waren die Verhandlungen äußerst schwierig. Die polnische Bevölkerung musste während des Zweiten Weltkriegs unter einer grausamen deutschen Besatzungspolitik leiden. In keinem anderen Land mit Ausnahme der Sowjetunion fielen Wehrmacht und SS-Verbänden so viele Menschen zu Opfer. Von den gut 35 Millionen Bürgerinnen und Bürgern Polens starben während der deutschen Besatzung knapp sechs Millionen. Anderseits waren nicht nur viele Polinnen und Polen gegen
Zur Verbesserung des deutsch-polnischen Verhältnisses sollte auch eine Geste Brandts beitragen: Unmittelbar vor der Vertragsunterzeichnung legte der Kanzler am Mahnmal für den Aufstand im Warschauer Ghetto einen Kranz ab und kniete überraschend nieder. Diese viele Menschen bewegende Geste wurde zum Symbol seiner Ostpolitik.
Am 7. Dezember 1970 unterzeichneten Bundeskanzler Willy Brandt und der polnische Ministerpräsident Józef Cyrankiewicz sowie die Außenminister der beiden Länder den Warschauer Vertrag.
Bundesrepublik erkennt Oder-Neiße-Grenze an
Im Warschauer Vertrag geregelt sind die Unverletzlichkeit der bestehenden Grenzen und insbesondere die faktische Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als "die westliche Staatsgrenze der Volksrepublik Polen". Dieser Aspekt war für Warschau, aber auch Moskau, die unverzichtbare Voraussetzung für ein Abkommen. Auch verzichten beide Länder auf gegenseitige Gebietsansprüche und verpflichten sich zur friedlichen Lösung von zwischenstaatlichen Konflikten. Die Aussiedlung von in Polen lebenden Deutschen wurde mit dem Vertrag ebenfalls ermöglicht.
In Deutschland gab es massive Kritik am Vertrag: Die Unionsparteien, die im Bundestag die Opposition bildeten, sahen in den Ostverträgen einen "Ausverkauf deutscher Interessen". Sie fürchteten, mit dem Vertrag würde nicht nur die Oder-Neiße-Linie als Grenzverlauf, sondern auch die DDR als zweiter deutscher Staat anerkannt. Zudem, so ein weiteres Argument gegen das Abkommen, sei die Bundesrepublik vor Abschluss eines Friedensvertrages mit den Alliierten gar nicht berechtigt, auf Gebiete östlich der Oder-Neiße-Grenze zu verzichten. Die
Auch an den weiteren von Brandt in den Folgejahren abgeschlossenen Ostverträgen entzündete sich teils heftiger Streit – so etwa an den mit Ost-Berlin erzielten Vereinbarungen. Im Dezember 1971 schlossen die BRD und die DDR ein Transitabkommen für den Verkehr zwischen der Bundesrepublik, und West-Berlin. Dieses war möglich geworden, nachdem im September die Westalliierten und die Sowjetunion das
Grundlagenvertrag regelt Verhältnis zwischen DDR und BRD
Ende 1972 folgte schließlich der
Auch wenn Brandt 1971 für seine Aussöhnungspolitik mit den osteuropäischen Nachbarstaaten mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, war die Ostpolitik von Brandt und Scheel war auch innerhalb der Koalitionsparteien SPD und FDP so umstritten, dass die Regierung 1972 durch den Fraktionswechsel mehrerer Abgeordneter ihre Mehrheit im Bundestag verlor. Willy Brandt stellte daraufhin die Vertrauensfrage, die absichtlich scheiterte und zu vorgezogenen Neuwahlen führte. SPD und FDP konnten die Zahl ihrer Mandate im Vergleich zur Wahl 1969 dann aber sogar ausbauen, was auch als Votum der Bevölkerung für die Neue Ostpolitik gewertet wurde.
Deutsch-polnische Beziehungen
Nach der Auflösung des Warschauer Pakts und der Demokratisierung Polens verbesserte sich das deutsch-polnische Verhältnis ab Ende der 1980er-Jahre deutlich. Im Juni 1991 schlossen beide Staaten den sogenannten