30 Jahre Deutsche Einheit Meilensteine auf dem Weg zur Wiedervereinigung
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Noch bis Ende der 1980er Jahre schien die Teilung Deutschlands unüberwindbar. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Ein Blick auf die wichtigsten Etappen auf dem Weg zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990.
Ab Ende der 1980er Jahre
Zum ohnehin anwachsenden Unmut von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern über das reformunwillige Regime kam der massive
Immer mehr Menschen nutzten die im Sommer 1989 neu entstehenden Fluchtwege und verließen die DDR, beispielsweise über Ungarn und Österreich oder die bundesdeutschen Botschaften in Warschau, Prag und Budapest.
7. Oktober 1989: 40 Jahre DDR – Gorbatschow kritisiert ostdeutsche Genossen
Trotz Auswanderungswelle und Protesten im ganzen Land feierte das SED-Regime am 7. Oktober 1989 mit Militärparaden und Volksfesten den Externer Link: 40. Jahrestag der DDR-Gründung. Zahlreiche Staatsgäste waren aus dem Ausland angereist. Der sowjetische Partei- und Staatschef Michail Gorbatschow forderte am Rande der Feierlichkeiten öffentlich die Notwendigkeit von Reformen ein.
Während der offiziellen Feierlichkeiten kam es in vielen Städten zu Protesten. Die Kundgebungen wurden behindert oder aufgelöst, Demonstrantinnen und Demonstranten angegriffen oder verhaftet. Seit den Wahlfälschungen am 7. Mai 1989 fanden am Siebten jedes Monats Externer Link: regelmäßig Proteste gegen den Wahlbetrug und die Staatsführung statt. Am 18. Oktober trat schließlich SED-Generalsekretär Erich Honecker zurück – offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Sein Nachfolger wurde Egon Krenz.
9. November 1989: Mauerfall
Lange Zeit hatte sich das SED-Regime einer Öffnung der Grenze zur Bundesrepublik verweigert. Im November gab die DDR-Regierung dem immer stärker werdenden Druck der Straße nach.
Eine entscheidende Rolle für die zügige Öffnung der Mauer spielte ein Fehler eines SED-Funktionärs.
Bei der Pressekonferenz am Abend sagte Politbüromitglied Günter Schabowski dann vor laufender Kamera, die Regierung habe beschlossen, "eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen". Fälschlicherweise verbreitete er jedoch, die Lockerungen, die erst später gelten sollten, würden ab sofort in Kraft treten. Daraufhin strömten Massen von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern zu den Grenzübergängen an der Berliner Mauer. Die Grenzposten waren überfordert und gaben noch in der Nacht alle Berliner Übergänge frei.
28. November 1989: Zehn-Punkte-Programm
Am 28. November 1989
Wichtiger Bestandteil der Kohl-Agenda war die Schaffung konföderativer Strukturen. Kohl sicherte der SED-Führung in dem Programm umgehende wirtschaftliche Hilfen für die DDR zu. Als Gegenleistung verlangte der Bundeskanzler eine tiefgreifende Reform des politischen und wirtschaftlichen Systems der DDR.
Ein zentrales Element der Strategie war es auch, die europäische Integration weiter voranzutreiben. Vor allem in Frankreich und Großbritannien gab es erhebliche Bedenken gegen die Wiedervereinigung. Auch andere europäische Länder fürchteten eine wirtschaftliche und politische Überlegenheit eines wiedervereinten Deutschlands.
10. Februar 1990: Kohl trifft Gorbatschow
Am 10. Februar traf Bundeskanzler Helmut Kohl in Moskau den sowjetischen Partei- und Staatschef Michail Gorbatschow, der sein prinzipielles Einverständnis zu einem wiedervereinigten Deutschland zu erkennen gab. Bereits Ende Januar hatte der Generalssekretär der KPdSU gegenüber dem Ministerpräsidenten der DDR, Hans Modrow, den weiteren Ausbau der deutsch-deutschen Beziehungen befürwortet und betont, er ziehe die Vereinigung Deutschlands nicht in Zweifel.
Ein Streitpunkt zwischen der Sowjetunion, der Bundesrepublik und den USA blieb jedoch zunächst ungeklärt: Während die BRD und die USA wollten, dass Deutschland auch weiterhin in der NATO bliebe, lehnte die Sowjetunion eine Mitgliedschaft eines wiedervereinten Deutschlands im westlichen Militärbündnis ab.
18. März 1990: Freie Volkskammerwahl in der DDR
Am 18. März 1990 konnten die Menschen zum ersten Mal in der Geschichte der DDR in freier Wahl ihr Parlament bestimmen. Die
Hatten Umfragen noch die SPD vorne gesehen, triumphierte am Wahltag überraschend die "Allianz für Deutschland" mit 48,1 Prozent. Sie bestand aus der Ost-CDU, dem Demokratischen Aufbruch (DA) und der Deutschen Sozialen Union (DSU). Die SPD kam auf 21,9 Prozent. Im April übernahm eine Große Koalition aus der Allianz, der SPD und dem Wahlbündnis der Liberalen (Bund Freier Demokraten) unter Führung von Lothar de Maizière (CDU) die Regierung. Die zur Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) umbenannte SED wurde mit 16,4 Prozent der Stimmen größte Oppositionspartei in der neugewählten Volkskammer.
Als wahlentscheidend galten die unterschiedlichen Positionen der Parteien zur Deutschen Einheit. Die SPD und die aus den Bürgerrechtsbewegungen entstandenen Parteien und Listen traten für eine langsamere Geschwindigkeit bei der Wiedervereinigung ein als die "Allianz für Deutschland". Die Sozialdemokraten kostete diese Haltung, mit der man unter anderem die Wirtschaft der DDR nicht überfordern wollte, massiv Stimmen. Die PDS hatte im Wahlkampf Position gegen einen gemeinsamen Bundesstaat bezogen und stattdessen für einen eher losen Staatenbund geworben.
1. Juli 1990: Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion tritt in Kraft
Am 1. Juli 1990 trat der Staatsvertrag zur
Neben der Einführung der sozialen Marktwirtschaft war die Übernahme der bundesdeutschen Sozialversicherung wie etwa Renten- und Krankenversicherung ein zentraler Bestandteil des Vertragswerks. Zudem sollte die
12. September 1990: 2+4-Vertrag ebnet Weg zur Wiedervereinigung
Der am 12. September 1990 unterzeichnete
3. Oktober 1990: Einigungsvertrag tritt in Kraft
Am 3. Oktober 1990 trat der
30 Jahre Deutsche Einheit - Bildergalerie
Feuerwerk während der Wiedervereinigungsfeier. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Feiernde Menschen am Vorabend der Deutschen Einheit. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Nach der Wiedervereinigungsfeier am 3. Oktober 1990. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Zeitungsverkauf "Berliner Morgenpost". Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Souvenirverkauf am 3. Oktober 1990. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Zwei Mädchen mit einer Einheitstorte. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Kaffeetafel zu Hause. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Vor dem Reichstag am 3. Oktober. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Mann auf Dreirad. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Kind mit Berliner Bär Maskottchen. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Feierlichkeiten in Ferch. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Am Tag der Deutschen Einheit auf dem Hauptmarkt in Gotha. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Buche der Einheit. Quelle: www.wir-waren-so-frei.de
Die offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit finden seit 1990 in der Hauptstadt desjenigen Bundeslandes statt, das gerade den Vorsitz im Bundesrat innehat. 2020 ist deshalb die brandenburgische Hauptstadt Potsdam Gastgeberin. Das Motto der vom 5. September bis zum 4. Oktober dauernden dreißigtägigen Veranstaltungsreihe lautet Externer Link: "30 Jahre – 30 Tage – 30 x Deutschland". Mit der Verteilung der Feierlichkeiten auf mehrere Wochen will Brandenburg den 30. Jahrestag der Deutschen Einheit trotz der Corona-Pandemie angemessen begehen.
2020: Stand der Deutschen Einheit
Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gilt bis heute als einzigartiges historisches Ereignis. Die Lebensverhältnisse in Ost und West gleichen sich immer stärker an. Laut dem Externer Link: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2020 sind "Leistungs- und Ausstattungsunterschiede […] mittlerweile nahezu in allen Lebens- und Politikbereichen überwunden oder haben sich deutlich verringert." Tatsächlich gab es im Osten Deutschlands vielerorts bei der Infrastruktur, etwa im Stadtbild, den Wohnverhältnissen, der Gesundheitsversorgung oder der Straßenanbindung, massive Verbesserungen.
Allerdings ist die Wirtschaftskraft noch immer niedriger als in Westdeutschland. Das Lohnniveau der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und auch die Einnahmen der Kommunen sind deshalb oft geringer als in den alten Ländern. Aufgrund der niedrigeren Lebenshaltungskosten sind die verfügbaren Einkommen dennoch vielerorts längst auf Westniveau. Allerdings leiden manche Regionen im Osten immer noch unter einer im Vergleich zum Bundesdurchschnitt relativ hohen Arbeitslosigkeit.
Aus Sicht mancher Kritikerinnen und Kritiker ist die Deutsche Einheit auch drei Jahrzehnte nach der formellen Wiedervereinigung noch immer nicht vollendet. Teile der ostdeutschen Bevölkerung sehen sich weiterhin als Verlierer der Auflösung der DDR. Die Bundesregierung hat inzwischen beschlossen, die spezifischen Fördermaßnahmen für die neuen Länder auslaufen zu lassen. Stattdessen sollen deutschlandweit strukturschwache Regionen gestärkt werden.
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