Während des Kalten Krieges lieferten sich die Sowjetunion und die USA auch im All einen Wettbewerb um die militärische und technologische Vorherrschaft. Der Start des ersten künstlichen Satelliten "Sputnik 1", der einen Durchmesser von gerade einmal 58 Zentimetern hatte, sorgte daher für große Verunsicherung in der westlichen Welt. Die Sowjetunion deutete den erfolgreichen Satelliten-Start am 4. Oktober 1957 im Wettstreit der Systeme als Zeichen für die Überlegenheit des Sozialismus.
Vor 45 Jahren: Gründung der ESA
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Am 30. Mai 1975 gründeten zehn westeuropäische Staaten die Europäische Weltraumagentur. Die ESA leistete in den vergangenen Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Weltraums und trug dazu bei, Europa technologisch unabhängiger zu machen.
45 Jahre ESA: Ein Rückblick in Bildern
Im Mai 1968 brachte eine amerikanische Trägerrakete den Satelliten ESRO 2B aus Kalifornien in die Umlaufbahn der Erde. Es war der erste erfolgreiche
Start eines europäischen Satelliten ins All – und die erste Mission, die vom European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt gesteuert wurde.
Mit dem am 30. Mai 1975 in Paris unterzeichneten "Übereinkommen zur Gründung einer Europäischen Weltraumorganisation" gründeten zehn Staaten die
ESA.
An Heiligabend 1979 startete mit der Ariane 1 erstmals eine europäische Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou,
Französisch-Guayana.
Im März 1986 näherte sich die europäische Raumsonde Giotto dem Kometen Halley auf einen Abstand von nur 596 Kilometern – und schickte erstmals
Aufnahmen vom Kern eines Kometen auf die Erde.
Seit 1990 liefert das Hubble-Weltraumteleskop, ein Gemeinschaftsprojekt der ESA und der NASA, Bilder aus den Tiefen des Weltalls.
Diese Aufnahme des Hubble-Teleskops zeigt die Galaxie NGC 1084, die rund 70 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt ist.
Seit 1998 kreist die Internationale Raumstation ISS um die Erde – unter Beteiligung der ESA und der Raumfahrtagenturen NASA (USA), Roskosmos
(Russland), CSA (Kanada) und JAXA (Japan). Im Februar 2008 dockte das europäische Forschungslabor Columbus an die ISS an.
Der europäische Raumtransporter "Edoardo Amaldi" war das dritte von insgesamt fünf unbemannten Versorgungsfahrzeugen der ESA, die zwischen 2008 und
2014 zur Internationalen Raumstation ISS flogen – um die Besatzung mit Treibstoff, Wasser, Sauerstoff, Lebensmittel und Ausrüstungsmaterial zu versorgen.
Satellitenaufnahmen aus dem All sind entscheidend, um die Auswirkungen des Klimawandels zu verstehen. Dieses Foto vom Mai 2019 zeigt eindrücklich,
wie der Eisschild Grönlands schmilzt.
Europa bei Nacht – dieses Foto hat der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst von der Internationalen Raumstation ISS aufgenommen. Er war zuletzt
von Juni bis Dezember 2018 im All.
Unter dem Eindruck des "Sputnik-Schocks" gründeten die USA 1958 die National Aeronautics and Space Administration (
Erste europäische Raumfahrt-Bemühungen
Vor allem Großbritannien, Frankreich und Italien bemühten sich, eigene Raumfahrtprogramme umzusetzen, blieben im Vergleich zur Sowjetunion und den USA technologisch aber weit zurück. Eine zwischenstaatliche Zusammenarbeit sollte die westeuropäische Raumfahrt international wettbewerbsfähig machen.
1964 gründeten zehn westeuropäische Staaten die European Space Research Organisation (ESRO). Sie sollte deren Aktivitäten im Bereich der Weltraumforschung koordinieren. Bereits zwei Jahre zuvor hatten sechs der Staaten, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland, die European Launcher Development Organisation (ELDO) ins Leben gerufen – gemeinsam mit Australien, um die dort bereits vorhandenen britischen Raketenstartanlagen nutzen zu können. Beide Organisationen sollten fortan die Entwicklung und Erprobung von Forschungssatelliten vorantreiben. Wichtigstes Ziel war der Bau einer weltraumfähigen Rakete.
Der ESRO gelang es, sieben Forschungssatelliten ins All zu bringen – allerdings nur mithilfe amerikanischer Trägerraketen. Mehrere ab 1968 durchgeführte Versuche, eine eigene Rakete mit Nutzlast erfolgreich in den Weltraum zu schießen, scheiterten. 1973 wurde das sogenannte EUROPA-Projekt eingestellt. Umgerechnet rund drei Milliarden Euro hatte das Programm ohne auch nur einen einzigen Satellitenstart gekostet. Ursache des Scheiterns war nicht zuletzt, dass es von Beginn an nicht gelungen war, die verschiedenen Auftragnehmer für die Einzelteile der EUROPA-Raketen zu koordinieren.
Gründung der Europäischen Weltraumagentur
Um den Bau einer eigenen Trägerrakete zu realisieren, entschieden sich die westeuropäischen Staaten zu einer engeren Zusammenarbeit. Im Juli 1973 einigte man sich auf der Ministerratskonferenz in Brüssel auf ein umfangreiches neues Raumfahrtprogramm. Am 30. Mai 1975 wurde mit dem Zusammenschluss von ESRO und ELDO die Europäischen Weltraumagentur (European Space Administration, kurz: ESA) gegründet.
Aufgabe der ESA ist es, das gemeinsame europäische Weltraumprogramm zu konzipieren und umzusetzen. Ihre Forschung soll ausschließlich friedlichen Zwecken dienen. Die ESA koordiniert zudem eigenständige Projekte und Programme ihrer Mitgliedsstaaten. Die Interessen der Bundesrepublik innerhalb der ESA vertritt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Aufbau und Budget
Das wichtigste Gremium in der Weltraumagentur ist der ESA-Rat. Er trifft die Grundsatzentscheidungen und steuert das europäische Weltraumprogramm. Jedes Mitgliedsland ist mit einer Stimme im ESA-Rat vertreten – unabhängig von der jeweiligen Größe und Beitragshöhe. Der ESA-Rat wählt den Generaldirektor. Seit 2015 hat der Deutsche Johann-Dietrich Wörner dieses Amt inne.
Die ESA unterteilt ihre Aktivitäten in ein "Pflichtprogramm" sowie optionale Projekte. Das Pflichtprogramm finanzieren alle Mitgliedstaaten gemeinsam. Der Beitragsanteil der Staaten richtet sich nach dem jeweiligen Bruttoinlandsprodukt. Bei den optionalen Projekten ist es jedem einzelnen Staat freigestellt, ob er sich an den Kosten beteiligt. Im Jahr 2020 beläuft sich der Gesamthaushalt der Weltraumagentur auf rund 6,7 Milliarden Euro. Für 26,9 Prozent davon kommt Frankreich auf, Deutschland zahlt etwas mehr als ein Fünftel des Budgets.
Konkurrenz für das GPS-System
Die Ziele der ESA-Projekte sind vielfältig: Erforscht werden die Erde, das Sonnensystem sowie andere Teile des Universums. Die Forschung ist zudem auf die Interessen verschiedener europäischer High-Tech-Industrien ausgerichtet. Die ESA wirkte etwa an der
Wichtigstes Projekt der ESA war zunächst die Entwicklung des Ariane-Trägersystems. Diese Rakete startete erstmals im Jahr 1979 erfolgreich in den Weltraum. Sie wurde zu einem der wichtigsten Satellitenträger überhaupt. Die verschiedenen Typen der Ariane-Trägerraketen spielten für die kommerzielle Raumfahrt weltweit eine enorme Rolle. So wurden etwa Wetter- und Kommunikationssatelliten mit der Ariane in die Erdumlaufbahn geschossen. Die Europäer verfügen mittlerweile über ein umfassendes Satellitennetz.
Aktuell nutzt die ESA die Ariane 5. In den vergangenen Jahren trieb die Weltraumagentur die Entwicklung der Ariane 6 voran, deren Erstflug für dieses Jahr geplant war – wegen der Corona-Pandemie muss dieser voraussichtlich verschoben werden. Die Arbeit auf dem Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana ruhte zuletzt.
ESA als wichtiger Partner bei der Internationalen Raumstation ISS
Eine spezielle Version der Ariane-Rakete trug in mehreren Flügen bis 2014 gut 20 Tonnen schwere europäische Versorgungsraumschiffe (ATVs) in den Erdorbit – von dort aus flogen diese selbstständig mit neuen Vorräten weiter zur Internationalen Raumstation ISS. Die bemannte Raumfahrt ist nach wie vor ein wichtiges Einsatzgebiet der ESA, Versorgungsflüge übernehmen aber mittlerweile ISS-Partner wie Russland. Mit anderen Weltraumagenturen wie der US-amerikanischen NASA arbeitete die ESA auch bei diversen anderen Missionen wie der Entwicklung des Hubble-Teleskops eng zusammen.
Auch bei der Erkundung von Kometen und anderen Himmelskörpern spielt die ESA eine maßgebliche Rolle. Bahnbrechend war etwa die Mission "Giotto" – der ersten Raumsonde, die 1986 Detailbilder eines Kometenkerns (Halley) zur Erde funkte. 2014 gelang es den Europäern im Rahmen der "Rosetta"-Mission erfolgreich eine Tochtersonde auf einem Kometenkern abzusetzen.
Mit der laufenden Mission "Gaia" will die ESA über eine Milliarde Sterne der Milchstraße mehrfach vermessen und so die bisher detaillierteste Karte unserer Galaxie anfertigen. Im Jahr 2022 soll die Wissenschaftsmission "Juice" zu den Eismonden des Jupiters fliegen, und Mitte des Jahrzehnts im Rahmen der ESA-Asteroidenmission "Hera" erstmals ein Raumfahrzeug ein binäres Asteroidensystem untersuchen.
Im Orbit wird es eng
Ohne die ESA wäre Europa in wichtigen Bereichen wie der Telekommunikation deutlich abhängiger von anderen Industriemächten wie den USA und China. Zuletzt bekamen die Russen, Amerikaner und Europäer verstärkt Konkurrenz aus Asien: Indien und China planen bemannte Flüge zum Mond.
Neben den großen staatlichen Weltraumagenturen spielen auch private Anbieter wie die Firma SpaceX, hinter der der Unternehmer Elon Musk steht, für die Raumfahrt eine immer wichtigere Rolle. Am 27. Mai 2020 sollte SpaceX erstmals zwei NASA-Astronauten mit einer kommerziellen Rakete zur ISS befördern. Der Start musste aufgrund schlechter Wetterbedingungen jedoch verschoben werden.
Kehrseite der zunehmenden Kommerzialisierung im All: Die Zahl der Satelliten wächst rasant, sodass etwa das Unfallrisiko steigt. So musste 2019 ein ESA-Satellit einem SpaceX-Modell ausweichen, um eine Kollision zu vermeiden.
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