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Vor 30 Jahren: Nelson Mandela wird aus der Haft entlassen | Hintergrund aktuell | bpb.de

Vor 30 Jahren: Nelson Mandela wird aus der Haft entlassen

Redaktion

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Am 11. Februar 1990 wurde Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen. Während seiner 27-jährigen Haft war er zur Symbolfigur für den Freiheitskampf der Schwarzen Bevölkerung in Südafrika geworden.

Am 13. Februar zeigen Nelson und Winnie Mandela den Gruß der Black-Power-Bewegung im Soccer City Stadium in der Township Soweto in Johannesburg. (© picture-alliance, AP Photo)

Seit der Kolonisierung Südafrikas im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Land von einer verhältnismäßig kleinen Minderheit britischer und niederländischer Siedler kontrolliert. Schon mit Gründung der Südafrikanischen Union 1910 begann die gesetzlich festgelegte Rassendiskriminierung. Die einheimische Bevölkerung, die nach Südafrika verschleppten Sklaven sowie große Teile der ab Ende des 19. Jahrhunderts ins Land strömenden Arbeitsmigranten waren weitgehend von politischer Teilhabe ausgeschlossen. 1912 ging aus mehreren Vorläuferorganisationen der South African Native National Congress (SANNC) hervor, der in den 1920er Jahren in African National Congress (ANC) umbenannt wurde. In seinen Anfangsjahren bestand der ANC hauptsächlich aus Angehörigen der Bildungselite, die sich in ihrer Ausrichtung an europäischen Missionaren und ihren Vorstellungen von Zivilisiertheit orientierte und auf gleichberechtigte politische Teilhabe mit der weißen Bevölkerung hoffte. Enge Verbindungen mit der Schwarzen Bevölkerungsmehrheit gab es zunächst nicht.

Erst in den 1940er Jahren schaffte es der ANC, zur Massenbewegung zu werden. 1944 schloss sich der Student Rolihlahla "Nelson" Mandela dem ANC an. Der damals 26-Jährige übernahm in den nächsten Jahren verschiedene Führungspositionen in der Organisation.

Früher Einsatz gegen die Apartheid-Gesetze

Nachdem die Parlamentswahl 1948 die National Party an die Macht brachte, verankerten die nationalistischen Buren die Trennung vermeintlicher "Rassen" gesetzlich und etablierten das Interner Link: Apartheid-Regime in Südafrika. Die Bürgerrechte aller Nichtweißen wurden daraufhin stark eingeschränkt, ihr Zugang zum Arbeitsmarkt und zum Bildungssystem erschwert. Weiße kontrollierten Politik, Wirtschaft und Justiz.

Nelson Mandela gründete 1952 gemeinsam mit seinem ANC-Kollegen Oliver Tambo eine Anwaltskanzlei, die sich für die Interessen der Schwarzen Bevölkerung angesichts der Apartheid-Gesetze einsetzte. Außerdem war er an der Formulierung einer Freiheitscharta beteiligt, einem Zehnpunkteplan gegen die Rassentrennungspolitik, der 1955 von rund 3.000 Apartheid-Gegnern im sogenannten "Volkskongress" beschlossen wurde. In der Folge wurde er verhaftet und 1956 mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten unter dem Vorwurf des Landesverrats vor Gericht gestellt.

Bewaffneter Kampf nach 1960

Eine Zäsur für Mandela und den ANC war das Massaker von Sharpeville am 21. März 1960, einem Township rund 50 Kilometer südlich von Johannesburg. Dort schoss die Polizei auf friedlich demonstrierende Menschen, wobei 69 Menschen getötet und fast 200 Weitere verletzt wurden. Sie hatten gegen die Passgesetze protestiert, die Nicht-Weiße in Südafrika zwangen, sogenannte Arbeitspässe mit sich zu führen. Neun Tage später, am 30. März 1960, demonstrierten beim "Langa March" Zehntausende auf den Straßen von Kapstadt. Die Regierung rief in der Folge den Ausnahmezustand aus, es kam zu Massenverhaftungen. Im April 1960 wurde der ANC auf Grundlage des Unlawful Organizations Act zu einer "unrechtmäßigen Organisation" erklärt, jegliche weitere politische Betätigung wurde verboten. Der ANC verlegte seine Aktivitäten in den Untergrund. Zu Beginn dieser Aktivitäten verfolgte der ANC die Strategie, möglichst Menschenleben zu verschonen und Gewalt gegen symbolische Ziele zu richten.

Auch Mandela befürwortete in dieser Zeit den gewaltsamen Widerstand gegen das Apartheid-Regime. Er lebte einige Zeit im Untergrund, bevor er 1962 verhaftet wurde. Im sogenannten 1963 eröffneten Rivonia-Prozess wurde Mandela schließlich am 12. Juni 1964 mit sieben weiteren Angeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt.

Der Rivonia-Prozess (1963-1964)

Im sogenannten Rivonia-Prozess wurden Nelson Mandela und sieben weitere Männer wegen Sabotage und "Verschwörung zum bewaffneten Umsturz" angeklagt. Damit ging die Regierung erstmals rechtlich gegen die drei Jahre zuvor verbotenen Organisationen African National Congress (ANC) und Pan Africanist Congress (PAC) vor. "Rivonia" ist ein Vorort von Johannesburg, wo im Juli 1963 mehrere ANC-Mitglieder verhaftet worden waren. Offiziell hieß der Prozess "The state versus Nelson Mandela and others". Das Verfahren wurde international mit großer Aufmerksamkeit beobachtet und löste weltweit Proteste aus. Die vierstündige Rede, die Nelson Mandela als "Angeklagter Nummer 1" im April 1964 hielt, wurde weltbekannt.

"Ich habe gegen weiße Vorherrschaft gekämpft und ich habe gegen schwarze Vorherrschaft gekämpft. Ich habe das Ideal der Demokratie und der freien Gesellschaft hochgehalten, in der alle Menschen in Harmonie und mit gleichen Chancen zusammen leben. Das ist ein Ideal, für das ich zu leben und das ich zu verwirklichen hoffe. Doch, Euer Ehren, wenn es sein soll, bin ich auch bereit, für dieses Ideal zu sterben."


Neben Nelson Mandela wurden sieben weitere Angeklagte zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt: Walter Sisulu, Andrew Mlangeni, Govan Mbeki, Raymond Mhlaba, Elias Motsoaledi, Ahmed Kathrada und Denis Goldberg.

Die darauf folgenden 18 Jahre verbrachte er in einem Hochsicherheitsgefängnis auf der Insel Robben Island, wo er wie die anderen Häftlinge Zwangsarbeit leisten musste.

Druck auf das Apartheid-Regime

Mandela wurde in den folgenden Jahren zu einer Symbolfigur für den Freiheitskampf der Schwarzen Bevölkerung in Südafrika. Die Forderung "Free Nelson Mandela!" wurde zum Slogan einer weltweiten Bürgerrechtsbewegung. Die südafrikanische Regierung geriet zudem immer schärfer in die Kritik, etwa aufgrund der Beteiligung am Bürgerkrieg in Angola. Die blutige Niederschlagung des Aufstands von Soweto von 1976, bei dem mehrere tausend Schüler friedlich demonstrierten, und der gewaltsame Tod von Steve Biko im Jahr darauf lenkten den Fokus der Weltöffentlichkeit wiederholt auf die Menschenrechtssituation in Südafrika. Spätestens ab 1984 wuchs durch Massenproteste auch der innenpolitische Druck auf die Regierung.

Für Mandela hatten sich die Haftbedingungen in den 1980er Jahren verbessert, besonders seit er 1988 in ein Gefängnis in der Nähe von Kapstadt verlegt worden war. Ein Jahr später wurde Frederik Willem de Klerk zum südafrikanischen Staatspräsidenten gewählt und kündigte ein Reformprogramm an, welches Gespräche mit der Opposition umfasste. Im Dezember 1989 traf er sich mit Mandela, um über die "Zukunft Südafrikas" zu reden.

Das Verbot des ANC und weiterer gegen die Apartheid kämpfender Parteien und Organisationen wurde aufgehoben und Nelson Mandela kam am 11. Februar 1990 nach 27 Jahren Haft frei. Vor dem Rathaus in Kapstadt hatte sich an diesem Tag eine große Menschenmenge versammelt. In seiner ersten Rede nach der Haft erklärte Mandela, dass die Apartheid keine Zukunft habe. Ein Jahr später wurden die Gesetze aufgehoben, mit denen die weiße Bevölkerungsminderheit die territoriale Freizügigkeit, die Besitzrechte und die Bürgerrechte von anderen Bevölkerungsgruppen eingeschränkt hatte. Damit war die Apartheidpolitik offiziell zu Ende.

Wahrheit und Versöhnung

Die Übergangsverfassung, die im November 1993 beschlossen wurde, garantierte weitreichende Bürgerrechte und sah freie Wahlen für Südafrika vor. Aus diesen ging im April 1994 der ANC mit 62,6 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft hervor. Nelson Mandela wurde am 10. Mai 1994 als erster Schwarzer Präsident Südafrikas vereidigt. In seiner Antrittsrede rief er zur Versöhnung auf: "Die Zeit zur Heilung der Wunden hat begonnen".

Mandelas Regierung richtete zur Bewältigung der Folgen des Apartheidregimes 1996 eine Interner Link: "Wahrheits- und Versöhnungskommission" ein. Dieses Gremium sollte das politische Unrecht der Vergangenheit aufklären und dabei helfen, die Gesellschaft zu versöhnen. Es sollte weder Tribunale noch eine Generalamnesie für die Täterinnen und Täter geben. Obwohl kritisiert wird, dass nicht alle Opfer ihren Anspruch auf Entschädigung geltend machen konnten, gilt die Kommission als Vorbild für Friedensprozesse weltweit.

Nelson Mandela starb 2013 im Alter von 95 Jahren. Seine Nachfolger, die mit dem ANC seit mittlerweile 26 Jahren Südafrika regieren, stehen vor allem wegen Korruptionsskandalen in der Kritik. Folgen der Apartheid sind bis heute spürbar: bis heute leiden vor allem Schwarze Südafrikanerinnen und Südafrikaner unter wirtschaftlicher Marginalisierung und Armut.

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Fussnoten

Fußnoten

  1. Stephen Bantu Biko, abgekürzt Steve Biko, war Mitbegründer der Black Consciousness-Bewegung in Südafrika, die seit den 1960er Jahren mit gewaltfreien Mitteln eine Gleichstellung mit der weißen Minderheit anstrebte. Ihre Anhänger/innen propagierten eine Besinnung der Schwarzen auf die eigenen Werte und kulturelle Besonderheiten. Biko starb 1977 an den Folgen einer Kopfverletzung, die er bei einem Polizeiverhör erlitten hatte.

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