Dieser Demonstration sollten viele weitere folgen: Am Montag, den 4. September 1989, protestierten in Leipzig etwa 1.200 Menschen gegen das politische System der DDR und das SED-Regime . Es war die erste so genannte Montagsdemonstration, die zur Friedlichen Revolution in der DDR beitrug.
Tradition der Friedensgebete
Mitarbeiter des Staatsicherheitsdienstes (Stasi) entreißen Leipziger Demonstranten am 4. September 1989 ein Transparent auf dem "Reisefreiheit statt Massenflucht" steht. (© picture alliance / Wolfgang Kumm)
Mitarbeiter des Staatsicherheitsdienstes (Stasi) entreißen Leipziger Demonstranten am 4. September 1989 ein Transparent auf dem "Reisefreiheit statt Massenflucht" steht. (© picture alliance / Wolfgang Kumm)
Bereits seit 1982 trafen sich in der Leipziger Nikolaikirche jeden Montag Menschen zu Friedensgebeten. Im Anschluss an das Gebet am 4. September 1989 entrollten sie auf dem Vorplatz der Kirche Transparente, auf denen Forderungen standen wie "Für ein offenes Land mit freien Menschen" und "Reisefreiheit statt Massenflucht". Mitarbeiter der Staatssicherheit in ziviler Kleidung rissen ihnen diese Transparente schließlich aus der Hand –
Neue soziale Bewegungen
Trotz der engmaschigen, staatlichen Überwachung in der DDR waren dort seit Beginn der 1980er Jahre – ebenso wie in anderen europäischen Ländern – neue Reformbewegungen entstanden: Die Menschen trafen sich, um über
"Wir bleiben hier!"
Neue Zeiten brachen stattdessen in anderen Ostblockstaaten in Mittel- und Osteuropa an:
Die Kirchen hatten sich in dieser Zeit zu einem Forum für Menschen entwickelt, die aus den unterschiedlichsten Motiven gegen das DDR-Regime protestierten. Viele Gemeinden gaben den Menschen ab Anfang der 1980er Jahre Schutz und die Möglichkeit, abseits staatlicher Überwachung zu debattieren und sich politisch zu organisieren. Orte wie die Nikolaikirche in Leipzig oder die Gethsemanekirche in Berlin wurden im Herbst 1989 zu Zentren des Widerstands.
Mit den Montagsdemonstrationen wuchsen Kirchen, Oppositionelle und Ausreisewillige ab dem 4. September zusammen. Der gemeinsame Protest breitete sich in den folgenden Wochen schnell aus. Als Initialzündung gelten unter anderem das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte und die Festnahme zahlreicher Leipziger Demonstrierender während der zweiten Montagsdemonstration am 11. September 1989.
Immer mehr Demonstrierende
In vielen Städten in der DDR begannen die Menschen daraufhin, regelmäßig zu demonstrieren. Mahnwachen für politisch Inhaftierte wurden etwa in Ost-Berlin und Rostock abgehalten. In Dresden, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) und Gera fanden ebenfalls Demonstrationen statt, unter anderem am 7. Oktober 1989, dem 40. Jahrestag der DDR.
Die Zahl der Demonstrierenden wurde schnell größer. Am 2. Oktober nahmen in Leipzig bereits bis zu 20.000 Menschen an der Montagsdemonstration teil, am 16. Oktober waren es mehr als 100.000 in Leipzig und rund 18.000 in anderen Städten. Eine Woche später hatte sich die Teilnehmerzahl bereits verdreifacht. In Berlin kam es am 4. November zur größten Massendemonstration der DDR-Geschichte.