Der Internationale Tag des Ehrenamtes wurde am 17. Dezember 1985 mit der UN-Resolution 40/212 eingeführt und im darauffolgenden Jahr, am 5. Dezember 1986, zum ersten Mal begangen. Die Vereinten Nationen verwiesen in ihrem Beschluss auf die herausragende Bedeutung von freiwilliger Arbeit – sowohl auf "multilateraler, bilateraler oder nationaler" Ebene als auch "regierungsgefördert oder nicht-regierungsgefördert". Der Tag soll all jene ermutigen, die teils unter "beträchtlichen persönlichen Opfern" der Gemeinschaft dienen.
In der Bundesrepublik Deutschland gab es bereits zuvor einen "Tag des Ehrenamtes". Damals wie heute werden zu diesem Anlass Menschen geehrt, die sich in besonderer Weise für die Gesellschaft eingesetzt haben. In diesem Jahr zeichnet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unter dem Motto "Zukunft braucht Erinnerung" 14 Männer und 14 Frauen aus Deutschland, Frankreich und der Tschechischen Republik für ihr "herausragendes Engagement für die Gedenk- und Erinnerungskultur in Deutschland" mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus.
Was ehrenamtliches Engagement ausmacht
Was genau als Ehrenamt gilt, ist umstritten. Manche verbinden damit eine unentgeltliche Tätigkeit im Dienst der Gesellschaft. Andere stellen den freiwilligen Aspekt der Arbeit in den Mittelpunkt und schließen Aufwandsentschädigungen nicht aus. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Interner Link: Bettina Hollstein definiert in Anlehnung an die 2002 eingesetzte Enquete-Kommission "Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" ehrenamtliche Arbeit als "Tätigkeiten, die freiwillig und nicht auf materiellen Gewinn gerichtet, sowie gemeinwohlorientiert sind, öffentlich beziehungsweise im öffentlichen Raum stattfinden und in der Regel gemeinschaftlich oder kooperativ ausgeübt werden."
Engagement in Deutschland
Es gibt nur wenige Langzeitstudien, die ehrenamtliche Arbeit in Deutschland systematisch erfassen. Unterschiedlichen Grundannahmen erschweren die Vergleichbarkeit. Eine dieser Studien ist die repräsentative Telefonumfrage "Deutscher Freiwilligensurvey", die seit 1999 alle fünf Jahre veröffentlicht und aus Mitteln des Bundesfamilienministeriums gefördert wird. Der 2016 erschienene "Deutsche Freiwilligensurvey 2014" ergab, dass rund 44 Prozent der befragten Bevölkerung über 14-Jahre ehrenamtlich engagiert sind. Insgesamt stieg der Anteil derer, die sich ehrenamtlich betätigen. Im Jahr 1999 hatten lediglich 34 Prozent der Deutschen ein Ehrenamt. Männer engagierten sich der Umfrage zufolge häufiger ehrenamtlich als Frauen, allerdings ist der Unterschied über die Jahre geringer geworden. Jüngere engagieren sich genauso häufig wie Ältere. Nur bei den Menschen über 65 Jahren ist der Anteil deutlich niedriger.
Laut Bundesinnenministerium sind vor allem die Sportvereine ein großes Betätigungsfeld für freiwilliges Engagement. Mehr als acht Millionen Menschen bekleiden hier ein Ehrenamt – im Vereinsvorstand, als Platzwarte, Wettkampfrichter/-innen und -richter oder als Trainerinnen und Trainer. Sportvereine sind oft auf die Hilfe von Ehrenamtlichen angewiesen, da Mitgliedsbeiträge, Sponsoring oder Zuschauereinnahmen nicht ausreichen, um ihre Aktivitäten zu finanzieren. Ein anderer wichtiger Bereich ist der Zivil- und Bevölkerungsschutz. In den Freiwilligen Feuerwehren, dem Roten Kreuz oder beim Technischen Hilfswerk engagieren sich insgesamt 1,8 Millionen Menschen in Deutschland. Sie übernehmen wichtige dezentrale Aufgaben der Katastrophenhilfe oder Brandbekämpfung. Die Veränderungen in der Berufswelt spiegeln sich in ländlichen Regionen auch in der Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr wider.
Millionen Deutsche engagierten sich für Geflüchtete
Zugenommen hat seit Jahr 2015 die Zahl derer, die sich für Geflüchtete engagieren. Laut einer 2017 vom Bundesfamilienministerium durchgeführten Studie haben 55 Prozent der Befragten nach eigener Aussage seit 2015 in diesem Bereich Hilfe geleistet. Für viele von ihnen war das Engagement jedoch nicht langfristig. Die Herausgeber der Studie erklären dies damit, dass das Ziel der meisten Aktiven eine "unmittelbare Krisenbewältigung" gewesen sei und weniger die Integration der Geflüchteten. "Als die drängendsten Aufgaben bewältigt waren, beendeten viele der ‚Ersthelferinnen und Ersthelfer‘ ihre Tätigkeit wieder". Einige Engagierte berichteten zudem aus ihrem Umfeld, dass Frustration entstünde, wenn die Hilfe schlecht koordiniert ist (54 Prozent) oder wenn Engagierte wegen ihrer Hilfe Zeitprobleme bekommen (50 Prozent). Zum Zeitpunkt der Befragung gaben noch 19 Prozent an, weiterhin Geflüchtete zu unterstützen oder für sie zu spenden. Elf Prozent sagten aus, sich regelmäßig zum Beispiel durch Betreuungsarbeit, Sprachunterricht oder die Aufnahme von Geflüchteten in der eigenen Wohnung zu engagieren.
Kritik am Ehrenamt
An diesen Aktivitäten werden auch Kritikpunkte deutlich, die generell an das Ehrenamt gerichtet werden – zum Beispiel daran, dass Ehrenamtliche Arbeiten ausführen, für die sie nicht oder kaum qualifiziert sind. Kritik wird auch daran geäußert, dass Ehrenamtliche in manchen Institutionen hauptberuflich Tätige verdrängen und dies Bund, Ländern und Kommunen ermögliche, auf Kosten der Qualität Personal zu sparen. "Die wichtige Ressource Engagement wird jedoch missbraucht, wenn sie – institutionalisiert und auf Dauer berechnet – dazu dient, die Löcher in den Etats der öffentlichen Daseinsvorsorge zu stopfen und Mängel lediglich zu verwalten, statt sie zu beheben", kritisiert etwa die Politologin Interner Link: Claudia Pinl.
Nachwuchsmangel beim politischen Ehrenamt
Als ein weiteres strukturelles Problem wird der Nachwuchsmangel in der Kommunalpolitik diskutiert. Viele politische Aufgaben auf Ebene der Kommunen und Landkreise finden auf ehrenamtlicher Basis statt. Doch besonders dort, wo in den vergangenen 25 Jahren viele junge Menschen weggezogen sind, fällt es mittlerweile schwer, genügend Freiwillige für die zu besetzenden Ämter zu finden. In Vorpommern etwa liegt der Altersdurchschnitt von Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern bei über 50 Jahren. Eine Erhebung des WDR für Nordrhein-Westfalen hat im Frühjahr 2018 ergeben, dass nur elf Prozent der Stadt- und Gemeinderäte jünger als 40 sind.
Ein Problem, das viele Deutsche im Hinblick auf ein mögliches ehrenamtliches Engagement nennen, ist der Zeitmangel. Eine repräsentative Umfrage der Körber-Stiftung aus dem Jahr 2017 ergab, dass 52 Prozent derjenigen, die sich nicht in ihrer Freizeit gesellschaftlich engagieren, durchaus bereit wären, ein Ehrenamt zu übernehmen. Sie können dies nach ihrer Einschätzung jedoch zeitlich nicht mit ihrer beruflichen Tätigkeit vereinbaren. Es ist immer wieder darüber diskutiert worden, ob und wie ehrenamtliches Engagement angemessen gefördert werden kann. Seit Ende der 1990er-Jahre gibt es etwa für Freiwillige in der Jugendarbeit die "Jugendleiterkarte", mit der man regional und überregional Vergünstigungen in Anspruch nehmen kann. In den vergangenen Jahren haben fast alle Bundesländer zudem Konzepte für die "Ehrenamtskarte" verabschiedet. Je nach Bundesland können so beispielsweise Rabatte in Anspruch genommen oder Qualifikationsnachweise angefordert werden.
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