Zwanzig Jahre nachdem der damalige Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder (
Paradigmenwechsel zu Beginn des Jahrtausends
Ein wichtiger Grund für den Paradigmenwechsel war die Demografie. 2003 machte die damalige
Die rot-grüne Koalition wurde zum Wegbereiter der neuen Familienpolitik mit einer deutlichen Abkehr von der Ausrichtung auf
Von der Leyen setzte die familienpolitische Wende fort
Die Große Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (
Erstes Kernprojekt war die
Modifikationen wie das "Elterngeld Plus" oder die "Partnerbonus-Monate", die von nachfolgenden Regierungen umgesetzt wurden, verfolgten weiterhin die grundlegenden Ziele des Elterngelds: Den Einkommensverlust nach der Geburt eines Kindes zu minimieren und die Eltern anschließend schneller wieder in den Beruf zu bringen.
Umstrittenes Projekt: Ausbau der Betreuung in Krippen und bei Tagesmüttern
Zwar gab es seit 1996 bundesweit den Anspruch auf Betreuung in einem Kindergarten für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Zwischen dem ersten Lebensjahr, das durch die Elternzeit abgedeckt sein sollte, und dem Kindergarten existierte jedoch eine Lücke: Ende 2002 war nur für 8,6 Prozent der Kinder unter drei Jahren ein Betreuungsplatz verfügbar. In den westlichen Flächenländern sogar nur für 2,4 Prozent. Gegen den Widerstand aus der eigenen Fraktion setzte von der Leyen daher den weiteren Ausbau der Kapazitäten für die Betreuung unter Dreijähriger durch. Nach eineinhalb Jahren intensiver Diskussion – vor allem konservativen Kreise aus den Kirchen und in CDU und
Um auch die Finanzierung besser abzusichern – daran war der Ausbau 2005 ja noch gescheitert – wurde mit dem Kinderbetreuungsfinanzierungsgesetz außerdem ein Sondervermögen eingerichtet, über das der Bund den Ausbau der Betreuungsplätze mitfinanzieren wollte.
Betreuungsgeld: Leistung mit kurzer Lebensdauer
Schon im Rahmen der Einigung der Großen Koalition im Bund mit den Ländern auf den Ausbau der Betreuung für Kinder unter drei Jahren 2007 konnten auch die Kritiker des Ausbaus eine weitere familienpolitische Maßnahme durchsetzen: das Betreuungsgeld. Für Kinder vom 15. Lebensmonat bis zum dritten Geburtstag sollten Eltern, die keine Betreuung für ihr Kind in Anspruch nehmen, ab August 2013 eine monatliche Zahlung von erst 100 Euro, später 150 Euro, erhalten. Diese Maßnahme war in der Großen Koalition jedoch auch nach der Einigung umstritten und wurde erst im Februar 2013 von der Koalition aus CDU, CSU und FDP gesetzlich geregelt. Im Juli 2015 entschied das Bundesverfassungsgericht auf Antrag der Hamburger SPD-Landesregierung schließlich, dass der Bund keine Kompetenz zur Einführung des Betreuungsgeldes besaß und verwarf damit das Betreuungsgeld auf Bundesebene.
Ausbau der Betreuungsplätze geht weiter, Geburtenrate und Betreuungsbedarf steigen
Schon vor Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf Betreuung wurde deutlich, dass der Ausbau hinter den Zielen hinterherhinkt.
Seit 2003 hat sich die Geburtenziffer von 1,34 Kindern je Frau auf 1,59 Kindern im Jahr 2016 erhöht.
Die Betreuungsquote von Kindern unter drei Jahren hat sich nach Angaben des Familienministeriums auf 33,1 Prozent im Jahr 2017 erhöht. Trotzdem gibt es immer noch eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage: Über 45 Prozent der Eltern wünschen sich laut Schätzung der Bundesregierung einen Betreuungsplatz für ihr ein- bis dreijähriges Kind, bis 2025 werden voraussichtlich 307.000 zusätzliche Plätze benötigt. Mit 58,7 Prozent ist der Betreuungsbedarf dabei im Osten Deutschlands höher als im Westen (41,9 Prozent). Und die Differenz zwischen Bedarf und Betreuungsquote ist in Bremen (20,9 Prozentpunkte) und Hessen (16,4 Prozentpunkte) am größten. Bis 2025 will die Bundesregierung die Lücke zwischen Betreuungsquote und -bedarf schließen.
Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2016 haben Eltern, die aufgrund fehlender Kitaplätze nicht oder erst später arbeiten gehen können, einen Schadensersatzanspruch. Allerdings wählten bisher vergleichsweise wenige Eltern den Rechtsweg, um ihren Anspruch auch durchzusetzen.
Interner Link: Hintergrund aktuell: Ausbau der Kinderbetreuung (14.11.2012) Interner Link: Bujard, Martin: Wirkt Familienpolitik auf die Geburtenrate? Interner Link: Gebauer, Ronald: Kitas und Kindererziehung in Ost und West Interner Link: Gerlach, Irene: Familienpolitik in der Bundesrepublik. Kleine Politikfeldgeschichte