Um rund 1.300 Prozent ist die Bewertung der im Deutschen Aktienindex gelisteten Unternehmen seit der Index-Einführung bis heute gestiegen. Für Medien, Banker und Börsianer ist er deshalb eine "Erfolgsgeschichte".
Während der US-amerikanische Interner Link: Dow Jones seit 1928 die Entwicklung der wichtigsten Einzel-Aktienwerte der New Yorker Wall Street zusammenfasst, gab es in Frankfurt lange Zeit ein Nebeneinander verschiedener miteinander konkurrierender Indizes, die teils von Banken, teils von Börsenzeitungen gegründet worden waren und die die Unternehmenswerte an der deutschen Börse abbildeten. Am 1. Juli 1988 füllte der DAX diese Lücke. Initiiert wurde er gemeinsam von der Frankfurter Börse, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wertpapierbörsen (ADW) und der Börsen-Zeitung. Andere Indizes, die die Wertentwicklung bestimmter Marktsegmente abbilden, wie etwa der "TecDax" für die wichtigsten Technologiewerte, folgten.
Probleme gab es zunächst bei der Namensfindung: Ursprünglich sollte das neue Börsenbarometer "Kiss" heißen – eine Abkürzung für Kursinformationssystem. Doch aus Angst, zum Gespött angelsächsischer Finanzmarktakteure zu werden, wurde dieser Name wieder verworfen.
DAX-Listung bringt Unternehmen viele Vorteile
Die 30 DAX-Unternehmen sollen im Regelfall diejenigen Konzerne sein, die an der Börse Frankfurt den größten Umsatz sowie die höchsten Marktkapitalisierung verzeichnen können. Letztere ist der rechnerische Gesamtwert der Anteile eines börsennotierten Unternehmens. Die 30 DAX-Unternehmen repräsentieren laut Deutscher Börse rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland.
Der DAX listet Konzerne aus diversen, vor allem konjunkturabhängigen Branchen. So sind beispielsweise immer jeweils mehrere Konzerne der exportstarken Auto-, Chemie und Autobranche vertreten. Doch auch Banken und Versicherungsunternehmen sind darin gelistet, ebenso stark vom Inlandsmarkt abhängige Firmen, etwa aus dem Energie- oder Immobilienbereich.
Unternehmen bringt eine DAX-Listung erhebliche Vorteile: Viele Interner Link: Index-Fonds bilden die 30 DAX-Unternehmen ab, und eine Aufnahme in den Frankfurter Leitindex bedeutet auch einen deutlichen Bekanntheitszugewinn, womit eine erhöhte Nachfrage von Investoren einhergeht. Firmen, die dem DAX angehören oder für die Aufnahme in den Index überhaupt in Frage kommen wollen, müssen eine Reihe von Kriterien erfüllen: Sie sind etwa verpflichtet, hohe internationale Transparenzanforderungen zu erfüllen. Auch müssen sie im Interner Link: Xetra, dem elektronischen Handelssystem der Deutschen Börse, gehandelt werden. Mindestens ein Zehntel der Unternehmensaktien müssen im Börsenhandel sein. Außerdem ist der Konzern ist verpflichtet, einen Sitz in Deutschland zu haben. Bei EU-Firmen reicht es allerdings, wenn diese den Schwerpunkt ihres Aktienumsatzes in Frankfurt haben.
Mehr als die Hälfte der DAX-Aktien in ausländischer Hand
Darüber, wer neu in den DAX aufgenommen wird und wer den Index verlassen muss, entscheidet regelmäßig die Deutsche Börse gemeinsam mit Bankenvertretern. Dieser "Arbeitskreis Aktienindizes" überprüft unter anderem Börsenumsatz und Marktkapitalisierung. Es gibt zwar Kriterien, wann ein Unternehmen in den DAX "aufsteigen" kann oder "absteigen" soll – diese sind aber nur sogenannte Orientierungswerte: Ein DAX-Mitglied, das nach Börsenumsatz und Marktwert nicht mehr zu den größten 40 Unternehmen an der deutschen Börse gehört, wird demnach in der Regel ersetzt, sofern es einen Nachfolger gibt, der in beiden Kriterien mindestens Rang 35 erreicht. Expertinnen und Experten beziehen bei ihrer Empfehlung an die Deutsche Börse aber auch die langfristigen Perspektiven einer Aktie ein, denn Stabilität ist für den Aktienindex von großer Bedeutung – und andauernd wechselnde DAX-Mitglieder würden die langfristige Vergleichbarkeit eines Index gefährden. In den vergangenen Jahren gab es anders als noch in den 1990er- und 2000er-Jahren nur noch wenige Änderungen in der Zusammensetzung des Börsenbarometers.
Dass die Firmen einen Sitz in Deutschland haben, heißt nicht, dass die Aktionäre ebenfalls in Deutschland vertreten sein müssen: Zuletzt gehörte mehr als die Hälfte der Aktien der 30 Index-Mitglieder ausländischen Anlegern.