Seit
Fünf Jahre NSU-Prozess
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Die rechtsterroristische Gruppe des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) soll zehn Menschen umgebracht haben – davon neun aus rassistischen Motiven. Seit dem 6. Mai 2013 stehen Beate Zschäpe als Hauptbeschuldigte sowie weitere mutmaßliche Unterstützer des NSU vor Gericht. Jetzt nähert sich der Mammutprozess langsam seinem Ende.
Das
Bundesanwaltschaft: Zschäpe war in alle zehn Morde involviert
Die Bundesanwaltschaft wirft
Zahlreiche Verzögerungen im Prozessverlauf
Der
Als sie Ende 2000 durch Mundlos und Bönhardt von dem ersten Mord in Nürnberg erfahren habe, sei sie "regelrecht ausgeflippt", so Zschäpe. Sie habe den beiden daraufhin, "massive Vorwürfe gemacht". Sie habe ihnen damit gedroht, zur Polizei zu gehen, dies am Ende jedoch nicht getan. Auch von den anderen Morden habe sie immer erst später erfahren und diese nicht gebilligt. Im Herbst 2016 verlas Zschäpe, die mit Mundlos und Bönhardt ab 1998 im Untergrund lebte, dann selbst eine Stellungnahme, in der sie die NSU-Morde verurteilte. Die Angeklagte gab zu, früher rechtsextremes Gedankengut vertreten zu haben. Heute hege sie solche Gedanken allerdings nicht mehr. Die Anwälte der Opfer bezweifeln jedoch, dass die Angeklagte echte Reue empfinde.
Versagen der Behörden
Mit der Befragung zahlreicher Zeugen hat der Vorsitzende Richter Manfred Götzl in den vergangenen fünf Jahren versucht aufzuklären, welche Schuld Zschäpe und die Mitangeklagten tatsächlich auf sich geladen haben. Während des Prozesses kam etwa ans Licht, dass die Haupttatwaffe aus der Schweiz stammte und dass Mundlos, Bönhardt und Zschäpe auch deshalb so lange auf freien Fuß bleiben konnten, weil mehrere Polizeibehörden bei ihren Ermittlungen sträflich vernachlässigten, der Möglichkeit nachzugehen, dass es sich um eine rechtsradikale Mordserie handeln könnte.
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Noch Ende des vergangenen Jahrzehnts waren Ermittler von den Taten gewöhnlicher Krimineller mit Migrationshintergrund ausgegangen. Die
Für die Nebenkläger war auch wichtig, dass die
Lebenslange Haft
Im September 2017 plädierte schließlich die Bundesanwaltschaft: Die Anklage fordert für Zschäpe eine lebenslange Haftstrafe, da sie für alle Morde mitverantwortlich sei. Außerdem soll das Gericht die besondere Schwere ihrer Schuld feststellen – damit wäre eine Entlassung nach 15 oder zumindest nach 20 Jahren wie sie beim Urteil "Lebenslänglich" sonst die Regel ist, äußerst unwahrscheinlich. Die Bundesanwaltschaft sieht bei Zschäpe einen
Auch für die anderen vier Angeklagten forderte die Anklagebehörde teils hohe Haftstrafen. Wohlleben soll zwölf Jahre in Haft, da er nach Auffassung der Ermittler die zentrale Figur in der Anfangsphase des NSU gewesen sei. Die Verteidigung Zschäpes begann nach mehrmaligen Verzögerungen am 24. April mit ihrem Plädoyer – darin bestritt Wahlverteidiger Hermann Borchert die Mittäterschaft der Hauptangeklagten und warf der Bundesanwaltschaft einseitige Beweiswürdigung vor.
Auch wenn vorsorglich weitere Sitzungstage bis in den Januar 2019 terminiert wurden: Das Urteil gegen Zschäpe und ihre Mitangeklagten rückt nach fünf Jahren und deutlich über 400 Verhandlungstagen in greifbare Nähe.
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