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8. März: Internationaler Frauentag

Redaktion

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Seit über hundert Jahren demonstrieren Frauen am 8. März für eine Gleichstellung der Geschlechter. Eine aktuelle Studie der Organisation UN Women zeigt, dass Frauen weltweit nach wie vor stark benachteiligt sind.

Teilnehmerinnen einer Frauentags-Demonstration in Sao Paulo, Brasilien, 2017. (© picture-alliance, NurPhoto)

Von den 193 Mitgliedstaaten der Interner Link: Vereinten Nationen haben 143 die Gleichstellung von Mann und Frau in ihre Verfassung aufgenommen. In den verbleibenden 50 UN-Ländern ist sie noch nicht verfassungsrechtlich garantiert. Dabei betreffen Armut, Interner Link: Klimawandel, Interner Link: Ernährungsunsicherheit, Interner Link: Nahrungsmittelknappheit, unzureichende Interner Link: Gesundheitsversorgung und Interner Link: globale Wirtschaftskrisen Frauen und Mädchen meist weit stärker als Männer und Jungen. Auch in Ländern mit staatlicher Interner Link: Gleichstellungspolitik sind Frauen Benachteiligungen ausgesetzt – beispielsweise im Arbeitsleben.

Externer Link: "Den Versprechen Taten folgen lassen“ lautet der Titel des Berichts von Februar 2018 durch die Interner Link: UN Women, eine Organisation der Vereinten Nationen, die sich weltweit für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rechte der Frau einsetzt. Es ist eine Analyse der Lebenssituation von Frauen weltweit. Der Bericht bezieht sich auf die Ziele der "Agenda 2030“, die auf einem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen im September 2015 beschlossen wurde. In der Agenda wird ein Konzept für eine nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Soziales, Umwelt und Wirtschaft entwickelt. Über die bloße Berechnung des Pro-Kopf-Einkommens hinaus sollen neue Maßstäbe für einen global gültigen Begriff von Wohlstand definiert werden. Ziele sind die Beseitigung von Armut, die Verringerung von Ungleichheiten, das Beenden von Konflikten und die Bewahrung des Friedens weltweit. Eine Schlüsselrolle beim Erreichen dieser Ziele – darin sind sich alle Unterzeichner und Unterzeichnerinnen einig – spielt die weltweite Stärkung der Rechte von Frauen und Mädchen.

Gleichstellung der Geschlechter in der Agenda 2030 (© UN Women)

Zustandsbericht zeigt Handlungsbedarf

Drei Jahre nach Verabschiedung der "Agenda 2030“ stellt der Bericht "Den Versprechen Taten folgen lassen“ fest, dass großer Handlungsbedarf im Hinblick auf die Situation von Mädchen und Frauen besteht. Wo auch immer Armut herrscht, seien Frauen am stärksten betroffen. Für den länderübergreifenden Bericht werteten die Verfasser und Verfasserinnen lokale soziale Statistiken aus, verglichen sie und kamen zu folgenden Ergebnissen:

  • Weltweit hat jede fünfte Frau in den letzten zwölf Monaten physische Gewalt durch einen Intimpartner erlebt. Dennoch gibt es 49 Länder, die kein Gesetz zur häuslichen Gewalt gegen Frauen haben. UN Women nennt Gewalt gegen Frauen eine "Pandemie, die alle Staaten betrifft“.

  • Mindestens 200 Millionen Frauen leben mit einer Genitalverstümmelung.

  • 15 Millionen Mädchen im Grundschulalter werden nie die Chance erhalten, lesen oder schreiben zu lernen. Das sind 50 Prozent mehr als bei gleichaltrigen Jungen.

  • Weltweit gerechnet liegt der geschlechtsbedingte Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen noch immer bei 23 Prozent.

  • In nationalen Parlamenten finden sich weltweit weniger als ein Viertel weibliche Politikerinnen.

  • In verschiedenen Ländern formiert sich auf der Basis eines wachsenden Konservativismus und extremistischer Entwicklungen Widerstand gegen Frauenrechte. Wer die Menschenrechte von Frauen verteidigt, so der Bericht, werde vielerorts von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren bedroht.

  •  Interner Link: Überschneiden sich Diskriminierungsfaktoren – wie Hautfarbe, Klasse, Migrationsstatus oder Behinderung – sind Frauen im Durchschnitt stärker von Armut betroffen: In den USA liegt der Anteil der Armen bei schwarzen Frauen und weiblichen Nachkommen der indigenen Bevölkerung mehr als zehn Prozent über dem Landesdurchschnitt aller Frauen.

Politik soll Teufelskreis durchbrechen

Anhand verschiedener Fallstudien zeigt der Bericht, wie und wo Handlungsbedarf für die Politik besteht, um die Position von Frauen und Mädchen zu stärken. So zeigt ein Beispiel aus Interner Link: Nigeria, dass die Frage der Kinderheirat eines Mädchens wesentlich von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer ökonomischen Situation und ihrem Lebensort abhängt. Der Anteil von Frauen, die vor dem 18. Lebensjahr verheiratet werden, liegt in Nigeria durchschnittlich bei 46,8 Prozent. Gehört eine Frau jedoch der Bevölkerungsgruppe der Fulani oder der Hausa an, lebt auf dem Land und stammt aus einem einkommensschwachen Haushalt, liegt der Anteil der Kinderheiraten bei 87,6 Prozent und ist damit fast doppelt so hoch.

Internationaler Frauentag

Die Initiative zu einem Internationalen Frauentag stammt von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin. Auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen schlug sie die Einführung eines solchen Tages vor, inspiriert von der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA), die in den USA bereits einen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht ausgerufen hatte. Der erste Frauentag wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. Hauptthema der ersten Jahre war die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen. Seit 1921 findet der internationale Frauentag am 8. März statt.

In vielen Ländern ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag – darunter einige Staaten Afrikas, aber auch Russland, Ukraine, Vietnam und die Mongolei. Viele Städte in Deutschland veranstalten an diesem Tag Kulturprogramme mit Musikkonzerten und politischen Diskussionen. In diesem Jahr dürfte besonders die weltweite Sexismus-Debatte („#MeToo“) Thema sein. UN Women sieht darin eine „noch nie dagewesene“, weltweite Bewegung für die Rechte der Frauen: Themen wie sexuelle Belästigung, Gewalt gegen Frauen und Diskriminierung seien dank der Debatte nun in den Schlagzeilen. Auf der ganzen Welt wachse die Entschlossenheit zur Veränderung.

Kinderbetreuung: Schlüssel zu Arbeit und Bildung

Mädchen, die in Armut hineingeboren werden, haben dem Bericht zufolge fast keine Chance, ihr zu entkommen. Die Politik müsse laut UN Women im Zuge der Agenda 2030 dafür sorgen, dass dieser Teufelskreis durchbrochen wird.

Ein Schlüssel, so der Bericht, seien Investitionen in Bildung und in Kinderbetreuung. Wenn Frauen weltweit weniger Zeit mit unbezahlter Familienarbeit verbringen müssten, bliebe mehr Zeit, sich Zugang Bildung und zu bezahlter Arbeit zu verschaffen. Außerdem könnten Kinder dann mit besserer Nahrung versorgt werden und hätten größere Chancen, gesund zu bleiben.

Statistiken sollen trennschärfer sein

Eine weitere Forderung des Berichts betrifft die Systematik der Datensammlungen und Statistiken zu sozialen Aspekten in den einzelnen Ländern: Häufig fehle in sozialen Analysen eine konsequente Geschlechterdifferenzierung. Dadurch würde die Diskriminierung von Frauen verschleiert.

Mit der Agenda 2030 habe man sich weltweit darauf verständigt, "niemanden zurückzulassen“, sagte UN Women Exekutivdirektorin Phumzile Mlambo-Ngcuka bei der Vorstellung des Berichts in New York am 14. Februar 2018. Das werde nicht gelingen, "wenn wir keine Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter erreichen“. Der Bericht und seine Daten seien ein "dringendes Signal, jetzt zu handeln“.

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