Der Jubel bei den Kosovo-Albanern war groß, als Kosovo sich am 17. Februar 2008 zum "unabhängigen, souveränen und demokratischen Staat" erklärte. Neun Jahre waren seit dem Ende des Kosovokrieges vergangen und der Provinz per UN-Resolution 1244 eine „substantielle Autonomie“ zugestanden worden. Das künftige
Die internationale Gemeinschaft reagierte unterschiedlich: Während etwa die USA, Deutschland und Frankreich und auch einige internationale Organisationen wie die
Kosovo-Konflikt
Seit über einhundert Jahren ist die Zugehörigkeit Kosovos umstritten. Albanien und Jugoslawien erheben Anspruch auf das Gebiet, darüber hinaus gibt es eine lange Tradition politischer Unabhängigkeitsbestrebungen.
Im Jugoslawien unter Josip Tito sprach der "Antifaschistische Rat der Nationalen Befreiung Jugoslawiens" (AVNOJ) Kosovo nach 1945 den Status einer autonomen Provinz innerhalb der Teilrepublik Serbien zu. 1989 beendete Serbien unter Präsident Slobodan Milošević die Autonomie der Provinz. In der Folge riefen die Kosovo-Albaner nach einem Referendum 1991 ihrerseits den souveränen "Staat Kosovo" aus. Anfang 1996 begann die Untergrundorganisation "Kosovo-Befreiungsarmee" (UCK) einen bewaffneten Widerstand gegen Serbien und versuchte, die Abspaltung mit Bombenanschlägen auf serbische Einrichtungen zu erzwingen.
Im Laufe des Jahres 1998 wurden bei Offensiven der jugoslawischen Armee und der serbischen Sonderpolizei etwa 1.500 Kosovo-Albaner getötet und über 300.000 vertrieben. Nach einer erneuten Eskalation der Gewalt und dem Scheitern der Friedensverhandlungen zwischen Kosovo-Albanern und Serben im März 1999, startete die NATO am 24. März 1999 – ohne UN-Mandat – Luftangriffe auf Ziele in Jugoslawien. Während der 78 Tage anhaltenden Militärintervention gingen die Auseinandersetzungen im Kosovo weiter. Rund 10.000 Kosovo-Albaner wurden getötet. Weit über eine Million flohen oder wurden vertrieben.
Mit einem internationalen Friedensplan endete der Krieg im Juni 1999. Kosovo blieb völkerrechtlich Teil der Bundesrepublik Jugoslawien, wurde aber de facto der Verwaltungshoheit einer UN-Mission (UNMIK) unterstellt. Serbien sieht Kosovo noch heute als eine autonome Provinz des Landes, nicht als unabhängigen Staat an.
Verhältnis zu Serbien bleibt angespannt
Viele Institutionen und Staaten unterstützen den Friedens- und Normalisierungsprozess in der Region:
Auch in den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den ethnischen Gruppen, aber auch zwischen politischen Gruppen, da etwa der kosovo-albanischen Opposition die Zugeständnisse der Regierung an die serbischstämmige Bevölkerung zu weit gehen.
Politische Instabilität und desolate Wirtschaftslage
Der ethnische Konflikt ist aber nur einer von vielen Faktoren, die die Situation im Kosovo belasten. Das Land ist auf verschiedenen Ebenen noch immer im Aufbau. Mit einer modernen Verfassung besteht zum Beispiel die rechtliche Rahmenbedingung für eine stabile Demokratie – sie wurde aber in vielen Bereichen nicht umgesetzt. Defizite gibt es etwa beim Aufbau des Rechtsstaats oder der Bekämpfung der Korruption, so liegt Kosovo im Korruptionswahrnehmungsindex 2016 von Transparency International auf Platz 95 von 176. Besonders die organisierte Kriminalität gilt als ein großes Problem.
Daneben stellt auch die Wirtschaftslage ein Problem dar: 2016 lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf bei ca. 3.431,9 Euro (Deutschland: 38.183 Euro). Kosovo gilt damit als ärmstes Land auf dem Balkan. 2015 lebten laut Weltbank 17,6 Prozent der Bevölkerung unter der nationalen Armutsgrenze. Hinzu kommt eine hohe Arbeitslosigkeit, vor allem bei Jugendlichen (2017: 52,4 Prozent). Dies drängte auch in den Jahren nach dem Krieg Tausende dazu, das Land zu verlassen, auch in Richtung Deutschland. Doch für die kosovarischen Bürger besteht für Reisen in die EU weiterhin Visumspflicht.
Auf dem Weg in die EU?
Bis heute ist der Schritt Kosovos in die Unabhängigkeit weltweit und auch innerhalb der Europäischen Union umstritten. Somit kann Kosovo derzeit eigentlich kein EU-Mitglied werden. Trotz der ablehnenden Position einzelner Mitgliedsstaaten hat sich die EU jedoch klar zu Kosovo als potenziellem Beitrittskandidaten bekannt. Der junge Staat ist eines der Westbalkan-Länder, die für Stabilität in der Region sorgen sollen. Deswegen leisten (neben den USA) die
Aber der Normalisierungsprozess, der im "Brüsseler Abkommen" 2013 einen Rahmen fand, die Integration der serbischen Minderheit und der Aufbau der Rechtsstaatlichkeit kommen nur zäh voran. Diese Aufgaben muss Kosovo bewältigen, um EU-Mitgliedsstaat werden zu können.
Da auch Serbien in die EU eintreten möchte, ist eine Anerkennung der Autonomie Kosovos – und somit ein großer Schritt in der Beilegung des Konflikts – unabdingbar. Im Januar 2018 kündigte Serbiens Präsident Aleksandar Vučić an, einen neuen Lösungsvorschlag für den Grenzkonflikt zu präsentieren, um dies zu ermöglichen.
Hintergrund aktuell: Unabhängigkeit des Kosovos rechtmäßig