Als Interner Link: Syrien 1946 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, wirkten die Strukturen, die während der französischen Mandatszeit etabliert worden waren, weiter fort: Der junge Nationalstaat war ökonomisch abhängig, die Gesellschaft entlang ethnisch-konfessioneller Grenzen fragmentiert. Gleichzeitig bildeten sich neue gesellschaftliche Schichten heraus, die sich in Parteien organisierten. Dazu zählten u. a. die Muslimbruderschaft und die Baath-Partei, deren syrischer Zweig seit dem Putsch 1963 regiert. Sie vertrat ein säkulares antiimperialistisches und panarabisches Programm.
Bis heute ist Syrien eine multikulturelle Nation, in der neben der Interner Link: sunnitischen Mehrheit, die etwa drei Viertel der Bevölkerung ausmacht, auch Interner Link: alawitische, Interner Link: christliche, Interner Link: schiitische, Interner Link: drusische, alevitische und jesidische Minderheiten leben.
Auf die Unabhängigkeit folgten Jahrzehnte, die von Umstürzen geprägt waren. Das Militär entwickelte sich zu einem dominierenden Akteur in der Politik.
Das System Hafis al-Assads
1970 putschte sich der damalige Verteidigungsminister Interner Link: Hafis al-Assad an die Macht, ein Jahr später wurde er zum Präsidenten gewählt. Hafis al-Assad gehörte der schiitischen Minderheit der Alawiten an, die lange Zeit benachteiligt gewesen war. Das änderte sich mit seinem Regime. Der Präsident errichtete Strukturen, die ihm dabei halfen, seine Macht zu festigen. Innerhalb des Staates und des Sicherheitsapparates besetzte er zentrale Posten mit Gefolgsleuten und Verwandten. Gesellschaftliche Kräfte wie Gewerkschaften, Bildungsinstitutionen oder Bauernverbände wurden staatlich gelenkt und vereinheitlicht und jede Art politischer Opposition unterdrückt.
Angesichts von Repressionen, Korruption, Vetternwirtschaft und einem wirtschaftlichen Abschwung wuchs im Land der Unmut gegen das Regime. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre kam es zu einer Reihe von Anschlägen, für die die islamistischen Muslimbrüder verantwortlich gemacht wurden. Diese hatten vor allem in den konservativen Städten Aleppo und Hama ihre Anhängerinnen und Anhänger. Auf die Anschläge reagierte Assad mit Restriktion, Verhaftungen und Folter. Die große Mehrheit der drusischen und christlichen Bevölkerung unterstützte das säkulare Baath-Regim, auch aus Angst vor einer Machtübernahme der Muslimbruderschaft oder anderer Islamisten.
1980 entging Hafis al-Assad nur knapp einem Attentat. Im selben Jahr wurde die Mitgliedschaft in der Muslimbruderschaft mit dem Dekret Nr. 49 unter Todesstrafe gestellt.
Anfang 1982 griff die syrische Armee die Stadt Hama, die als Hochburg der Muslimbruderschaft galt, an, um einen aufflammenden Aufstand der Muslimbrüder niederzuschlagen.
Angriff auf Hama und das 27 Tage dauernde Massaker
Der Angriff unter dem mutmaßlichen Kommando von Rifaat al-Assad, dem Bruder von Hafis al-Assad, erfolgte in der Nacht zum 2. Februar 1982. Die syrische Armee beschoss die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner mit Artillerie und mithilfe der Luftwaffe. Die Muslimbruderschaft, die sich im Zuge des Aufstands bewaffnet hatte, lieferte sich ein tagelanges Gefecht mit der Armee.
Am 15. Februar verkündete die Regierung die Niederlage der Aufständischen, kesselte die Stadt jedoch weiter ein. In den zwei folgenden Wochen durchsuchte die Armee sämtliche Häuser, es folgten Verhaftungen und Massenexekutionen. Auch Hunderte linke Oppositionelle wurden über Jahre oder Jahrzehnte hinweg inhaftiert. Die syrische Muslimbruderschaft war zerschlagen.
Ein großer Teil der Altstadt wurde im Verlauf des Angriffs zerstört. Die genaue Zahl der Todesopfer ist unklar. Die Angaben schwanken zwischen 10.000 und 40.000 ermordeten Menschen.
Folgen des Massakers
Das Massaker in Hama wirkte noch lange abschreckend und verhinderte oppositionelle Aufstände – trotz der weiterhin schlechten wirtschaftlichen Lage, der andauernden Repression und der zunehmenden Korruption. Die Ereignisse in Hama wurden zu einem gesellschaftlichen Tabuthema.
Syrien unter Baschar al-Assad
Als Hafis al-Assad im Jahr 2000 stirbt, übernimmt sein Sohn Baschar al-Assad das Präsidentenamt. Auch unter dem neuen Präsidenten kommt es immer wieder zu Verhaftungswellen. Die soziale Ungleichheit wächst und damit verbunden auch die Existenzangst der syrischen Mittelschicht. Zur Jahreswende 2010/2011 schließen sich langsam auch in Syrien Menschen dem Arabischen Frühling an und fordern Bürger- und Freiheitsrechte. Schießbefehle gegen friedlich Demonstrierende führen zu einer Militarisierung des Konflikts. Im türkischen Exil wird die Interner Link: "Freie Syrische Armee" gegründet.
Laut Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR von Anfang 2016 sind seit 2011 etwa 4,8 Millionen Menschen aus Syrien vor dem Krieg in die Nachbarländer geflohen sowie mehrere Hunderttausend nach Europa. Rund 6,6 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene. Im April 2016 schätzten die Vereinten Nationen die Zahl der Menschen, die dem Krieg bis dahin zum Opfer gefallen waren, auf 400.000.
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