Nach 22-jähriger Teilung wurde Vietnam vor 40 Jahren, am 2. Juli 1976, wiedervereinigt. Nach einem jahrelangen, blutigen Krieg mit mehreren Millionen Toten, an dem auch die USA auf Seiten Südvietnams zeitweise militärisch beteiligt waren, kapitulierte Südvietnam 1975 bedingungslos. Damit war der Weg frei, die Teilung des Landes, die 1954 beschlossen worden war, wieder aufzuheben.
Zur Teilung Vietnams kam es nach dem Kampf der Interner Link: Viet Minh gegen die französischen Besatzungstruppen. Während China nach 1949 die Aufständischen mit Waffenlieferungen unterstützt hatte, intervenierten die USA auf Seiten der Franzosen. Trotzdem unterlagen die französischen Truppen in der Schlacht von Dien Bien Phu im März 1954 den Viet Minh. Bei der anschließenden Genfer Indochinakonferenz wurde das Land am 17. Breitengrad in das kommunistische Nordvietnam und das westlich orientierte Südvietnam geteilt.
Nach dem Abzug der Franzosen übernahmen die Interner Link: USA die Rolle der Schutzmacht für Südvietnam. In der Folge kam es immer wieder zu militärischen Auseinandersetzungen mit der vom Norden unterstützten Nationalen Befreiungsfront, die für eine Wiedervereinigung mit Nordvietnam kämpfte. Ab 1964 weitete sich der Konflikt aus. Amerikanische Truppen bombardierten erstmals Nordvietnam. 1965 wurden über eine halbe Millionen US-Soldaten im Süden stationiert. Große militärische Verluste und eine immer stärker ablehnende öffentliche Meinung in den USA zwangen die Amerikaner ab 1968 zu Verhandlungen mit den Nordvietnamesen. Unterdessen gingen die Bombardements der Amerikaner gegen den Norden unvermindert weiter.
Erst mit dem Pariser Abkommen von 1973 zogen sich die USA nach fast zehn Jahren aus dem Interner Link: Vietnamkrieg zurück. In dem Dokument erklärten sie und die Demokratische Republik Vietnam (Nordvietnam) das Kriegsende und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam. Schritt für Schritt sollten sich die beiden vietnamesischen Länder annähern. Der Zeitpunkt der Wiedervereinigung sollte von Süd- und Nordvietnam gemeinsam beschlossen werden.
Wiedervereinigung nach Niederlage des Südens
Doch trotz des Rückzugs der USA gingen die Kämpfe zwischen Nord- und Südvietnam weiter. Erst als nordvietnamesische Soldaten im Frühjahr 1975 Saigon einnahmen, gab der Süden auf. Das Land wurde unter kommunistischer Herrschaft vereinigt. Am 2. Juli 1976 wurde die Sozialistische Republik Vietnam gegründet. Die gesamtvietnamesische Regierung stand vor der Herausforderung zwei unterschiedliche Gesellschaftssysteme politisch und wirtschaftlich zu integrieren.
Um politische Gegner auf kommunistische Linie zu bringen, wurden mehrere Hunderttausend Südvietnamesen – hauptsächlich Mitarbeiter der früheren südvietnamesischen Regierung und Angehörige der Armee – in Umerziehungslager gebracht. Der kapitalistisch orientierte Süden musste sich der Interner Link: Planwirtschaft des Nordens anpassen. Zudem war das Land schwer verwüstet. Infrastruktur und Industrie waren zerstört. Vor allem im Norden hatten die amerikanischen Bombenangriffe zahlreiche Industriestädte stark beschädigt.
Viele Vietnamesen waren verwundet, verstümmelt, erkrankt, verwaist und ihrer Lebensgrundlage beraubt. Das Land musste neu aufgebaut werden, die Nachkriegsepoche Vietnams war geprägt von einer eklatanten Wirtschaftskrise. Die prekäre wirtschaftliche Situation sowie das harte Vorgehen der Regierung gegenüber der südvietnamesischen Bevölkerung veranlassten viele Vietnamesen zur Flucht über das Südchinesische Meer in die Nachbarländer. Schätzungen zufolge konnten über eine Million der sogenannten Interner Link: Boat People gerettet werden. Zahlreiche Menschen ertranken.
Von der Planwirtschaft zur Sozialistischen Marktwirtschaft
Um die Wirtschaft des Landes wieder in Schwung zu bringen, leitete die Kommunistische Partei Vietnams 1986 einen ökonomischen Reformkurs ein, genannt Interner Link: Doi Moi (vietnamesisch für Erneuerung). Es waren erste Schritte, die Planwirtschaft hinter sich zu lassen und den Markt zu liberalisieren hin zu einer Interner Link: sozialistischen Marktwirtschaft. Für Vietnam bedeutete dies den wirtschaftlichen Aufbruch. Ab 1988 stieg die Reisernte rasant an. Die Arbeitslosigkeit sank und die Löhne wurden an die Profitabilität der Unternehmen angepasst. Die Wirtschaft erholte sich und wuchs vor allem in den 1990er Jahren rapide.
Damit einherging, dass die Beziehungen zu anderen Staaten besser wurden. War Vietnam bis in die 1990er Jahre hinein weitgehend isoliert, wurde es allmählich wieder in die internationale Staatengemeinschaft aufgenommen. 1994 hob die US-Regierung ihr Wirtschaftsembargo gegen Vietnam auf, im Mai 2016 folgte die vollständige Aufhebung des Waffenembargos. 2007 trat das Land der Welthandelsorganisation bei. 2008/09 wurde es erstmals zum nichtständigen Mitglied des Interner Link: UN-Sicherheitsrats ernannt.
Während die Wirtschaft Vietnams liberalisiert wurde, herrscht auf politisch-konstitutioneller Ebene weiterhin ein Ein-Parteien-System. Die Kommunistische Partei Vietnams (KPV) bestimmt die politische Linie. Zwar setzte sie in den vergangenen Jahren kleinere Reformen durch. Ein Mehrparteiensystem lehnt die KPV jedoch ab. Es gibt keine organisierte Opposition. Alle Verbände, Organisationen und die Gewerkschaft sind Bestandteil des Systems. Auch Medien, Internet und Fernsehen unterliegen weiterhin der staatlichen Kontrolle.
Mehr zum Thema