Am 4. März 2016 unterzeichnete Serbiens Staatsoberhaupt Tomislav Nikolić die Entscheidung, das Parlament aufzulösen, und rief daraufhin trotz großer Beliebtheit der amtierenden Regierung in der Bevölkerung Neuwahlen aus. Mit der für den 24. April 2016 angesetzten Parlamentswahl – parallel zu turnusgemäß angesetzten Kommunalwahlen – möchte sich die Regierung ein Mandat für weitergehende Reformen sichern, die für den geplanten EU-Beitritt des Landes notwendig seien. Nachdem etwa 98 Prozent der Stimmen ausgezählt sind, hat die Serbische Fortschrittspartei (SNS) von Regierungschef Aleksander Vučić 48,23 Prozent der Stimmen erhalten und damit mit deutlicher Mehrheit gewonnen. Die Sozialistische Partei Serbiens und die Serbische Radikale Partei liegen bei 10,98 bzw. 8,09 Prozent der Stimmen.
Regierung genießt nach wie vor Zustimmung der Bevölkerung
Mit dem Wahlergebnis kann die SNS an ihren Erfolg der vorgezogenen Wahlen 2014 anknüpfen, bei denen sie erstmals die absolute Mehrheit erreichte. Die
Zum ersten Mal seit 2012 wurde auch die ultranationalistische Serbische Radikale Partei (SRS) mit acht Prozent der Stimmen ins Parlament gewählt. Die Partei unter Führung von Vojislav Seslj, der vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal angeklagt und freigesprochen wurde, ist mit 22 Sitzen drittstärkste Partei geworden.
Ob wieder eine Koalition gebildet wird, ist noch offen. Dafür spricht, dass im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen Verfassungsänderungen nötig sind, die nur mit einer Zweidrittel-Mehrheit verabschiedet werden können.
Tomislav Nikolić (SNS) wurde 2012 zum Staatspräsidenten gewählt. Aleksandar Vučić, ebenfalls SNS, ist seit Ende April 2014 Regierungschef. Sowohl Nikolic als auch Vučić vertreten eine pro-europäische Politik.
Begründung der Neuwahlen
Vor dem Hintergrund, dass das regierende Wahlbündnis eine satte Mehrheit der Parlamentssitze innehat, war die Entscheidung zu Neuwahlen zwei Jahre vor Ablauf der Legislaturperiode ungewöhnlich. Regierungschef Vučić begründete seine Entscheidung für Neuwahlen vor allem damit, dass die Regierung sich für die politische Annäherung an die EU der Unterstützung des Volkes versichern will.
Zusätzlich strebe Vučić ein weiteres vierjähriges Mandat an, um bis zum angestrebten EU-Beitritt 2020 politische Stabilität im Land garantieren und Reformen zu Ende führen zu können.
Kritiker unterstellen, die Neuwahlen dienten vorrangig der Verlängerung seiner Macht und beklagen, dass eine öffentliche Debatte darüber verhindert wird. Kritik richtet sich auch gegen Einschränkungen der Pressefreiheit, wonach z.B. Oppositionsparteien von öffentlichen Diskussionen in den Medien ausgeschlossen oder gar an deren Teilnahme gehindert würden. Auch seien laut Human Rights Watch Journalisten Attacken, Bedrohungen, Einschüchterungen oder politischen Einflussnahmen ausgesetzt.
Bedeutung für den EU-Beitritt
Serbien ist seit März 2012 offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union. Im Januar 2014 wurden die Beitrittsverhandlungen aufgenommen.
Laut der
Die Regierung plant besonders im wirtschaftlichen Sektor Veränderungen, um den vorgegebenen EU-Standards zu entsprechen. Im Frühjahr 2015 leitete die Regierung die Privatisierung oder Liquidation hunderter staatlicher Betriebe ein, die den Staatshaushalt belasteten. Für die Zeit nach den Neuwahlen sieht die Regierung weitere wirtschaftliche Reformen vor, die unter anderem Gehaltskürzungen für Angestellte im öffentlichen Dienst, Kürzungen von Subventionen und die aktive Bekämpfung der Korruption beinhalten sollen.
Ein weiterer Punkt in der Debatte um den EU-Beitritt ist Serbiens Verhältnis zum Nachbarland