Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

SPD gewinnt in Bremen, Bürgermeister Böhrnsen tritt ab | Hintergrund aktuell | bpb.de

SPD gewinnt in Bremen, Bürgermeister Böhrnsen tritt ab

Redaktion

/ 3 Minuten zu lesen

Stimmenzuwächse für CDU, Verluste für Grüne und SPD, der Wiedereinzug der FDP in die Bürgerschaft und BIW sowie AfD erreichen die 5-Prozent-Hürde. Nach dem Urnengang in der Freien Hansestadt Bremen hat die rot-grüne Koalition zwar trotz Stimmenverlusten eine Mehrheit – doch Bürgermeister Jens Böhrnsen will nicht erneut antreten.

Im Parlamentsgebäude von Bremen findet am 23. April 2015 die letzte Sitzung der Bremer Bürgerschaft vor der Wahl am 10. Mai statt. Mit der Wahl der Bremischen Bürgerschaft wird die Landesregierung für den Stadtstaat neu bestimmt. (© picture-alliance/dpa)

Am Sonntag (10. Mai 2015) haben die Wählerinnen und Wähler der Interner Link: Freien Hansestadt Bremen eine neue Bürgerschaft bestimmt. Die Koalition aus SPD und Grünen muss zwar deutliche Verluste hinnehmen, könnte aber erneut die Regierung bilden. Dennoch will der amtierende Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) nicht mehr für das Amt des Regierungschefs antreten, er zieht damit die Konsequenzen aus dem historisch schlechtesten Ergebnis der Sozialdemokraten in der Hansestadt. Seit 2005 im Amt, will Böhrnsen den Weg für eine inhaltliche und personelle Neuaufstellung seiner Partei frei machen, heißt es in einer Erklärung. In die Bürgerschaft, also dem Landesparlament des kleinsten und bevölkerungsärmsten deutschen Stadtstaates, werden laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis vom Mittwoch sieben Parteien einziehen: SPD mit 30 Abgeordneten (32,8 Prozent der Stimmen), CDU mit 20 (22,4 Prozent), Grüne mit 14 (15,1 Prozent), FDP mit sechs (6,6 Prozent), Linke mit acht (9,5 Prozent), AfD mit vier (5,5 Prozent) sowie die Wählervereinigung Bürger in Wut (BIW) mit einem Sitz (3,2 Prozent).

Die SPD bleibt zwar nach wie vor stärkste Kraft, Bürgermeister Böhrnsen sprach aber noch am Sonntag von einem "bitteren Wahlabend". Die FDP konnte nach der herben Niederlage 2011 wieder in die Bürgerschaft einziehen. Die erstmals bei der Wahl in der Freien Hansestadt Bremen angetretene Alternative für Deutschland (AfD) schaffte es auf Anhieb in die Bürgerschaft, die Linke konnte ihrerseits stark zulegen.

Trotz der Stimmverluste der Grünen (- 7,4 Prozentpunkte) gegenüber 2011 hätte Rot-Grün bei einer Neuauflage ihrer Koalition mit 44 Mandaten eine Mehrheit von drei Sitzen. Die Spitzenkandidatin der CDU Elisabeth Motschmann bot dennoch vor und nach der Wahl an, wie zuletzt 1995 bis 2007, erneut als Juniorpartner der SPD eine gemeinsame Regierung bilden zu wollen. Böhrnsen hatte sich zwar kurz nach der Wahl wie auch im Vorfeld für eine Koalition mit den Grünen ausgesprochen. Doch auch eine große Koalition mit den Christdemokraten hatte SPD-Landesvorsitzender Dieter Reinken am Montag nicht ausgeschlossen.

Die SPD regiert seit dem Jahr 1945 ohne Unterbrechung an der Weser, allein oder mit anderen, wechselnden Regierungspartnern. Das Regierungskabinett in Bremen heißt "Senat", Regierungschef ist der Bürgermeister, der zugleich Präsident des Senats ist. Die Mitglieder des Senats dürfen dabei nicht zugleich Abgeordnete der Bürgerschaft sein. Weil die Städte Bremen und Bremerhaven zwei getrennte Wahlbereiche mit verschiedenen Wahllisten bilden, wird auch die Fünf-Prozent-Hürde separat angewendet. So hat etwa bei diesen Wahlen die BIW erneut nur in einem der beiden Wahlbereiche mehr als fünf Prozent der Stimmen erreicht, ist aber dennoch in die Bürgerschaft eingezogen.

Armut, Arbeitslosigkeit und Schulden dominierten Wahlkampf

Der diesjährige Wahlkampf wurde insbesondere von den Themen soziale Gerechtigkeit, Armut und Schuldensanierung dominiert. So hatte Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) bereits angekündigt, dass trotz Hilfszahlungen seitens des Bundes wegen des Haushaltsdefizits womöglich noch in diesem Jahr ein Nachtraghaushalt verabschiedet werden müsste. Die öffentliche Pro-Kopf-Verschuldung des rund 650.000 Einwohner zählenden Stadtstaates ist die höchste aller Bundesländer, zugleich gilt ab dem Jahr 2020 auch für Bremen die Schuldenbremse.

Das Land Bremen hat mit 11,1 Prozent (April 2015) die höchste Arbeitslosenquote aller Bundesländer und liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 6,5 Prozent. Zu den wichtigsten Themen der abgelaufenen Legislaturperiode zählten neben den Aspekten Armut und Arbeitslosigkeit die Bildungspolitik und die Einstellung neuer Lehrer, der Ausbau der Kita-Plätze und die Schwierigkeiten des Tiefseehafens JadeWeserPort, an dem Bremen finanziell beteiligt ist.

Die Wahlbeteiligung sank von 55,5 Prozent auf 51 Prozent, den niedrigsten Wert in Bremen seit 1947. Wahlberechtigt waren rund 430.000 Menschen, das Wahlalter liegt seit der letzten Bürgerschaftswahl bei 16 Jahren. Insgesamt hatten sich elf Parteien und Wählervereinigungen um die insgesamt 83 Sitze der Bürgerschaft beworben.

FaktenkastenAlles zur Bremischen Bürgerschaftswahl 2015

Wer wird gewählt?

Die 83 Abgeordneten der Bremischen Bürgerschaft. Die Bürgerschaft ist das Landesparlament der Freien Hansestadt Bremen. Das Bundesland besteht aus den beiden Städten Bremen und Bremerhaven. 68 Mitglieder der Bürgerschaft werden im Wahlbereich Bremen und 15 Mitglieder im Wahlbereich Bremerhaven gewählt.

Wann wird gewählt?

Am 10. Mai 2015 von 8 bis 18 Uhr.

Wer darf wählen?

Stimmberechtigt sind alle Bürgerinnen und Bürger, welche die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, mindestens 16 Jahre alt sind, ihren Wohnsitz seit mindestens drei Monaten im Gebiet der Freien Hansestadt Bremen haben und nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen sind.

Wie viele Stimmen dürfen abgegeben werden?

Die Wählerinnen und Wähler haben bei der Bremischen Bürgerschaftswahl fünf Stimmen, die sie beliebig verteilen können: Sie können ihre fünf Stimmen auf verschiedene Parteien, Wählervereinigungen und/oder einzelne Kandidatinnen und Kandidaten verteilen oder sie alle für einen Wahlbewerber oder die gesamte Liste einer Partei oder Wählervereinigung abgeben.

Was ist ein Wahlbereich?

Zur Bremischen Bürgerschaftswahl gibt es keine klassischen Wahlkreise. Für die Bürgerschaftswahl ist die Freie Hansestadt Bremen in zwei Wahlbereiche eingeteilt: Der Wahlbereich Bremen umfasst das Gebiet der Stadtgemeinde Bremen, der Wahlbereich Bremerhaven umfasst das Gebiet der Stadtgemeinde Bremerhaven.

Wie werden die Sitze in der Bremischen Bürgerschaft verteilt?

Je mehr Stimmen für die Liste einer Partei und für die Personen, die für die Partei kandidieren, abgegeben wurden, umso mehr Mandate bekommt die jeweilige Partei. Für die Zahl der Sitze in der Bürgerschaft, die eine Partei oder Wählervereinigung erringt, ist es daher egal, ob Stimmen für die gesamte Liste oder für einzelne Personen auf der Liste vergeben wurden.

Wann muss die neu gewählte Bürgerschaft zusammentreten?

Die Bremische Bürgerschaft tritt innerhalb eines Monats nach Ablauf der Wahlperiode der vorhergehenden Bürgerschaft zusammen. Die erste Sitzung der Bürgerschaft muss also spätestens am 10. Juni 2015 stattfinden.

Mehr Informationen zur Bremischen Bürgerschaftswahl finden Sie Interner Link: hier

Mehr zum Thema:

Weitere Inhalte

Weitere Inhalte

Lexikoneintrag

Land (Freie Hansestadt) Bremen

Die „Freie Hansestadt Bremen“ gehört zu den wenigen Ländern der Bundesrepublik Deutschland, die als politisches Gemeinwesen über Jahrhunderte hinweg wachsen konnten. Die Geschichte von HB, die…

Hintergrund aktuell

Landtagswahlen in drei Bundesländern

In Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg wurden am 13. März 2016 neue Landtage gewählt. Es zeichnet sich ein schwieriger Prozess der Regierungsbildungen ab, da die bisherigen…

Hintergrund aktuell

Landtagswahl in Thüringen

Am 27. Oktober hat Thüringen einen neuen Landtag gewählt. Die Linkspartei wurde stärkste Partei, ihre rot-rot-grüne Koalition hat jedoch ihre Mehrheit verloren. Es steht eine schwierige…

Hintergrund aktuell

Nordrhein-Westfalen hat gewählt

Es war die letzte Landtagswahl vor der Bundestagswahl: Nordrhein-Westfalen hat am 14. Mai einen neuen Landtag gewählt. Fünf Parteien sitzen künftig im Düsseldorfer Landtag: CDU, SPD, FDP, AfD und…

Hintergrund aktuell

Schleswig-Holstein hat gewählt

In Schleswig-Holstein wurde am 7. Mai ein neuer Landtag gewählt. Die CDU gewann 32 Prozent der Stimmen, die SPD 27,2 Prozent, Grüne 12,9 Prozent, die AfD zieht mit 5,9 Prozent der Stimmen erstmals…

„Hintergrund Aktuell“ ist ein Angebot der Onlineredaktion der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Es wird von den Redakteur/-innen und Volontär/-innen der Onlineredaktion der bpb redaktionell verantwortet und seit 2017 zusammen mit dem Südpol-Redaktionsbüro Köster & Vierecke erstellt.

Interner Link: Mehr Informationen zur Redaktion von "Hintergrund aktuell"