Im finnischen Parlament ("Eduskunta") waren bis 2014 sechs von insgesamt zehn Fraktionen an der Regierung beteiligt. Finnland steht vor einem Regierungswechsel. Aus den Wahlen zum "Eduskunta", dem finnischen Ein-Kammer-Parlament mit Sitz in der Hauptstadt Helsinki, ist die sozialliberale Zentrumspartei (KESK) als stärkste Kraft hervorgegangen. Sie steigerte ihren Stimmenanteil um 5,3 Prozent gegenüber den Wahlen vor vier Jahren, erhielt 21,1 Prozent der Stimmen und ist mit 49 Abgeordneten (plus 14) im neuen Parlament vertreten.
Regierungsparteien verlieren
Die Nationale Sammlungspartei (KOK) des noch amtierenden Ministerpräsidenten Alexander Stubb verlor 2,2 Prozent und sieben Sitze, sie kam somit auf 18,2 Prozent, was 37 Parlamentsmandaten entspricht. Nur noch viertstärkste Kraft sind die Sozialdemokraten (SDP) mit 16,5 Prozent (minus 2,6) und 34 Mandaten (minus acht). Sie liegen hinter der rechtspopulistischen Partei "Die Finnen" (ehemals "Wahre Finnen"). Im Vergleich zu den letzten Parlamentswahlen 2011 (19,1 Prozent) verloren „Die Finnen“ zwar leicht (minus 1,4 Prozent), konnten sich aber mit 17,7 Prozent und 38 Sitzen (minus eins) als feste Kraft im politischen System behaupten.
Mit der Sammlungspartei und den Sozialdemokraten hatten 2011 das Linksbündnis (VAS), die Grünen (VIHR), die Schwedische Volkspartei Finnlands (RKP) als Vertreterin der schwedischsprachigen Minderheit und die Christdemokraten (KD) eine Regierung gebildet. Im vergangenen Jahr verließen zuerst das Linksbündnis aufgrund von Einsparplänen bei Sozialleistungen und kurze Zeit später die Grünen aus Protest gegen den Bau eines neuen Atomkraftwerks die Regierungskoalition.
Grüne erreichen mehr Stimmen
Während die Grünen ihr Ergebnis auf 8,5 Prozent verbessern konnten (plus 1,3) und nun mit 15 statt bisher zehn Abgeordneten vertreten sind, büßte das Linksbündnis einen Prozentpunkt und zwei Mandate ein (jetzt 7,1 Prozent und 12 Sitze). Die Schwedische Volkspartei hat weiterhin neun Abgeordnete (4,9 Prozent, plus 0,6). Die Christdemokraten kamen auf 3,5 Prozent und fünf Sitze (minus 0,5 Prozent, minus ein Mandat).
Noch offen ist, wie die künftige Regierung aussehen wird – keine Partei hat Koalitionsoptionen ausgeschlossen, der Wahlsieger Sipilä betrachtet alle Fraktionen als potentielle Partner.
Politisches System
Finnland ist eine parlamentarische Demokratie mit Elementen einer Präsidialdemokratie. Der Staatspräsident wird alle sechs Jahre direkt vom Volk gewählt. Die letzte Abstimmung im Jahr 2012 gewann Sauli Niinistö von der Nationalen Sammlungspartei. Als Präsident ernennt er den vom Parlament gewählten Ministerpräsidenten und – auf dessen Vorschlag – die Mitglieder des Kabinetts. Im Zuge einer Verfassungsänderung wurde 2012 die Macht des Staatsoberhaupts zugunsten des Parlaments und der Regierung reduziert. Zu den Kompetenzen des Parlaments zählt vor allem das Recht zur Gesetzgebung und zur Genehmigung des Staatshaushalts.
Für die Wahlen war Finnland in 13 Wahlbezirke aufgeteilt. Auf jeden Bezirk entfällt abhängig von seiner Bevölkerungszahl eine bestimmte Anzahl von Mandaten. So werden beispielsweise aus der bevölkerungsreichsten Region Uusimaa 35 Abgeordnete ins Parlament einziehen, aus der Hauptstadt Helsinki 22 und aus dem dünn besiedelten Lappland sieben.
Finnland
Finnland ist mit 338.145 Quadratkilometern Fläche etwas kleiner als Deutschland (357.340 Quadratkilometer). Mehr als zwei Drittel davon sind mit Wald bedeckt, zehn Prozent mit Wasser und acht Prozent werden als landwirtschaftliche Fläche genutzt.
Das skandinavische Land verfügt über Grenzen zu Schweden im Westen, zu Norwegen im Norden und zu Russland im Osten.
Finnland hat rund 5,5 Millionen Einwohner, davon sind zirka 196.000 Ausländer. In der Hauptstadt Helsinki leben knapp 621.000 Menschen. Amtssprachen sind Finnisch und Schwedisch; in Teilen Nordfinnlands wird Samisch gesprochen.
In jedem Wahlkreis stellen die Parteien Kandidatenlisten auf. Jeder Wähler gibt eine Stimme ab und kann sich dabei frei für eine Kandidatin oder einen Kandidaten entscheiden und damit auch deren oder dessen Partei wählen. Die abgegebenen Stimmen werden wahlkreisweise ohne Prozenthürde nach dem d'Hondtschen Höchstzahlverfahren in Mandate umgerechnet. Es handelt sich folglich um ein
Auswirkungen des Konflikts zwischen Russland und der EU
Im Zentrum des Wahlkampfes standen außen- und europapolitische sowie sozial- und wirtschaftspolitische Themen. Finnland ist seit 1995 Mitglied der Europäischen Union und trat 2002 der Eurozone bei.
Die Ukraine-Krise und der damit verbundene gegenwärtige Konflikt zwischen Nachbarland Russland auf der einen und der EU sowie den USA auf der anderen Seite betrifft Finnland in vielfacher Weise. Russland ist nach Schweden und Deutschland der drittgrößte Handelspartner des Landes; die gegen Russland verhängten
Ministerpräsident Stubb befürwortete einen harten Kurs gegenüber der Regierung Putin und warb für einen Beitritt Finnlands zum westlichen Militärbündnis NATO. Die große Mehrheit der finnischen Bevölkerung lehnte bisher in Umfragen einen NATO-Beitritt ab, Sipilä teilt diese Meinung.
Gleichzeitig bestehen über die knapp 1300 km lange finnisch-russische Grenze hinweg enge Kooperationen: So ist der russische Staatskonzern Rosatom für den umstrittenen Bau eines neuen Atomkraftwerkes in Pyhäjoki an der finnischen Westküste zuständig. Erst im Januar
Schwierige Wirtschaftslage
Alle großen Parteien haben eine Politik der Einsparung versprochen. Die Staatsverschuldung ist innerhalb von zwei Jahren von 53 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (2012) auf schätzungsweise 58,9 Prozent (2014) angewachsen, das Haushaltsdefizit wird für 2015 auf 2,5 Prozent geschätzt. Finnlands Arbeitslosigkeit ist von 7,8 Prozent (2011) auf zuletzt 9,1 Prozent (März 2015) gestiegen. In den vergangenen drei Jahren ist die finnische Wirtschaft gegenüber dem jeweiligen Vorjahr stets geschrumpft, wenngleich sich die Rate von -1,4 Prozent (2012) auf -0,1 Prozent (2014) verbessert hat.
Die problematische wirtschaftliche und soziale Lage hat eine kontroverse Debatte über den künftigen politischen Kurs Finnlands ausgelöst. Die rechtspopulistische Partei