Gewalt gegen Frauen bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen: Mehr als jede dritte Frau weltweit (35 Prozent) hat in ihrem Leben bereits sexuelle, physische oder psychische Gewalt innerhalb oder außerhalb von Partnerschaften erlebt. Das schätzt die WHO in einer Externer Link: aktuellen Untersuchungsreihe. Gewalt innerhalb von Beziehungen sei dabei die am meisten verbreitete Gewalt gegen Frauen.
Die historisch ungleichen Machtverhältnisse
Seit 15 Jahren widmen die Vereinten Nationen (United Nations, UN) den 25. November der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Die
Mord an drei Schwestern
Die Auswahl des Datums ist kein Zufall. Im Jahr 1981 hatte die Schriftstellerin Ángela Hernández auf einem Kongress südamerikanischer und karibischer Frauenrechtsaktvistinnen in Bogotá vorgeschlagen, den 25. November als Aktionstag einzuführen.
Am Todestag der drei Schwestern weisen die Vereinten Nationen seit 1999 jährlich darauf hin, dass Frauen häuslicher, sexueller, politischer und kultureller Gewalt ausgesetzt sind. Dazu gehören auch sexuelle Belästigung, frauenfeindliche Sprache, Körperverletzungen und Morde durch Beziehungspartner, Menschenhandel und Zwangsprostitution, Genitalverstümmelung, so genannte
Vergewaltigung als Waffe
Externer Link: Vergewaltigungen werden in Kriegen und Konflikten systematisch und gezielt als Waffe eingesetzt. Allein in Ruanda wurden während des Völkermords 1994 mehr als 250.000 Frauen vergewaltigt und dabei häufig auch mit HIV infiziert. Bei
Doch auch in von Kriegen verschonten Ländern werden Frauen vergewaltigt. Öffentlich diskutiert werden dabei nur wenige Fälle sexueller Gewalt. Viele Frauen trauen sich nicht von ihren Erlebnissen zu berichten, da sie als Betroffene erneut stigmatisiert werden.
Weltweite Aufmerksamkeit erlangte der brutale Mord an einer 23-jährigen Frau in Indien im Dezember 2012. Sechs Männer hatten sie vor den Augen ihres Freundes in einem Bus vergewaltigt; sie starb an den ihr zugefügten Verletzungen. Seitdem protestieren immer mehr indische Frauen gegen die Straf- und Folgenlosigkeit der alltäglichen sexualisierten Gewalt in ihrem Land. Laut offiziellen Zahlen wird in Indien alle 21 Minuten eine Frau vergewaltigt,
Sexuelle Gewalt gegen Frauen in Deutschland
Die Frauenschutzorganisation "Terre des Femmes" Externer Link: geht davon aus, dass fast jede siebte Frau in Deutschland von "strafrechtlich relevanter" sexueller Gewalt betroffen ist – darunter fallen Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung und sexuelle Nötigung. Die Organisation beruft sich dabei auf die Ergebnisse der Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von 2004 (siehe oben). Der Untersuchung zufolge wenden sich zudem nur wenige Frauen – gerade einmal acht Prozent – im Falle sexueller Gewalt an die Polizei, noch weniger Fälle würden zur Anzeige gebracht und in Gerichtsverfahren münden. "Terre des Femmes" kritisiert deshalb vor allem die Strafverfolgung in Deutschland: Jährlich würden einer Externer Link: Studie der London Metropolitan University von 2009 zufolge rund 8.000 Vergewaltigungen in Deutschland angezeigt, es komme aber nur in rund 13 von 100 Fällen zu einer Verurteilung. Damit läge Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt.
Hilfe für Frauen, die von Gewalt betroffen sind
Seit März 2013 können von Gewalt bedrohte und betroffene Frauen rund um die Uhr eine bundesweite und kostenlose Hotline anrufen: Unter 08000 -116 016 beraten und unterstützen Mitarbeiterinnen hilfesuchende Frauen.
Mehr Informationen unter: Externer Link: www.hilfetelefon.de
Interner Link: Becker, Julia C.: Subtile Erscheinungsformen von Sexismus Interner Link: Hintergrund aktuell (7.3.2014): 8. März: Weltfrauentag Interner Link: Lembke, Ulrike: Sexuelle Belästigung: Recht und Rechtsprechung Interner Link: Dittmer, Cordula: Genderdimensionen des Waffengebrauchs Interner Link: Kavemann, Barbara: Kooperation zum Schutz vor Gewalt in Ehe und Beziehungen