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Commonwealth of Nations: Die Staatenfamilie

Redaktion

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Nach dem schottischen Referendum bleibt alles beim Alten: Schottland ist weiterhin Teil des Vereinigten Königreichs und Queen Elizabeth II. Staatsoberhaupt der Schotten. Doch das wäre sie wahrscheinlich ohnehin geblieben, dem Commonwealth sei Dank.

Königin Elizabeth II. mit Vertretern des Commonwealth nach einem gemeinsamen Lunch im Juni 2012. (© picture-alliance)

Die Schotten haben am 18. September 2014 entschieden: Sie wollen weiter zu Großbritannien gehören. Selbst, wenn das Ergebnis der Volksabstimmung eine Unabhängigkeit Schottlands zur Folge gehabt hätte, wäre das Land wohl durch eine Mitgliedschaft im Commonwealth dem Vereinigten Königreich verbunden geblieben.

Ein loses Bündnis?

Der Begriff "Commonwealth" heißt wörtlich übersetzt "Gemeinwesen" und bezeichnet eine freiwillige Vereinigung unabhängiger Staaten, die gemeinsame Ziele verfolgen. Das "Commonwealth of Nations" sieht sich selbst als genau solch ein freiwilliges Bündnis.

Die Vorläufer des Commonwealth reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als sich die britische Regierung mit Autonomiebestrebungen in ihren überseeischen Kolonien konfrontiert sah. Um den Fortbestand des “British Empire“ zu sichern, gewährte sie den Siedlern die teilweise Selbstverwaltung. Weitere Zugeständnisse führten schließlich zur Gründung des ersten sogenannten Dominion (Kanada; 1867). In dieser Phase des Umbruchs benutzte der spätere Premierminister Lord Rosebery während einer Australienreise 1884 erstmals den Begriff des “Commonwealth of Nations“ für das britische Weltreich.

In der Folgezeit erlangten weitere Kolonien, u. a. Australien, Neuseeland, Südafrika und Irland, nach kanadischem Vorbild den Status als Dominion. Auf der "Imperial Conference" 1926 wurde das "British Commonwealth of Nations" gegründet. In der sogenannten Balfour-Declaration wurde den Dominions die völlige Gleichberechtigung untereinander sowie die Autonomie in allen inneren und äußeren Angelegenheiten garantiert. 1931 erkannte auch das Londoner Parlament im "Statut von Westminster“ die Beschlüsse an und entließ die Dominions damit in die Selbstständigkeit.

Eintritte und Austritte

Der Bund war zunächst als Vereinigung der unabhängig gewordenen Kolonien gedacht, die nur noch durch die Krone mit Großbritannien verbunden waren.

Um die Mitgliedschaft im Commonwealth zu erlangen, mussten die Beitrittsländer anfangs den britischen König als Staatsoberhaupt anerkennen. Angesichts der Entwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde im Zuge der einsetzenden Interner Link: Entkolonialisierung diese Bedingung auf der "Londoner Konferenz“ der Commonwealth-Premierminister 1949 abgeschafft.

Eine Weltkarte zeigt das britische Empire im Jahr 1937. (© picture alliance / CPA Media)

Fortan konnten auch Republiken und Monarchien mit eigenem Souverän dem Bündnis beitreten. Heute liegen die Aufgaben und Stärken des Commonwealth vor allem im kulturellen und im entwicklungspolitischen Bereich. Da viele der ehemaligen Kolonien davon profitieren, verblieben die meisten auch nach ihrer Unabhängigkeit im Commonwealth.

Die Aussicht auf Interner Link: Entwicklungshilfe und Unterstützung im Kampf gegen die große Armut war auch der Grund, weswegen im Jahr 1995 Mosambik als erstes Land Mitglied des Commonwealth wurde, das vorher kein Teil des "British Empire" gewesen war, sondern eine portugiesische Kolonie. Der Generalsekretär des Commonwealth rechtfertigte die Aufnahme Mosambiks mit der engen Verbindung beider Partner seit der Unabhängigkeit Mosambiks 1975 im Kampf gegen die Apartheid in den Nachbarstaaten Rhodesien (heute Simbabwe) und Südafrika.

Von der Möglichkeit das Bündnis zu verlassen – eine Option, die jedem Mitglied jederzeit offensteht – machten nur wenige Länder Gebrauch. Ausgetreten sind lediglich Irland, das 1949 wie jedes Land nach der Unabhängigkeit aus dem Commonwealth ausgeschlossen wurde und sich nie um den Wiedereintritt beworben hat, Simbabwe, das das Bündnis 2003 aus Protest gegen eine vorübergehende Suspendierung des Landes verlies, und Gambia, das 2013 austrat, weil die Staatengemeinschaft des Commonwealth die Menschenrechtslage im Land kritisiert hatte. Wegen Verstößen gegen die Charta der Gemeinschaft wurden einige Länder vorübergehend suspendiert (u. a. Nigeria 1995 und Fidschi 2009).

Loyalität gegenüber der Royal Family

Queen Elizabeth II. ist heute nur noch in der Minderheit aller Länder des Commonwealth auch das Staatsoberhaupt: Dies trifft auf die 16 sogenannten Commonwealth Realms zu, die mit der britischen Krone in Personalunion verbunden sind. Dennoch müssen alle Mitgliedsstaaten weiterhin ihre Treue gegenüber der englischen Krone erklären. Die Monarchin ist auch das Oberhaupt des Commonwealth, ein Amt, das lediglich mit symbolischen Funktionen verbunden ist.

Im Rahmen ihres diamantenen Thronjubiläums im Jahr 2012 hat Elizabeth II. – teils selbst, teils vertreten durch Familienmitglieder – Länder des Commonwealth bereist. Diese Reisen waren auch darauf ausgerichtet, Loyalität zu stiften gegenüber dem britischen Königshaus. Eine solche Wirkung haben im schottischen Glasgow 2014 die Commonwealth Games entfaltet, eine alle vier Jahre stattfindende Sportveranstaltung, an denen Sportler und Sportlerinnen aller Mitgliedstaaten teilnehmen dürfen. Jedes Jahr im März begehen hunderte Millionen Menschen rund um den Globus den Commonwealth Day mit Feierlichkeiten, die so vielfältig sind wie die Nationen im Staatenbund.

Ziele: Frieden und Chancengleichheit

Derzeit gehören 53 Mitgliedsstaaten dem Verbund an – neben dem Vereinigten Königreich große Flächenländer wie Indien, Kanada und Australien, aber auch kleine Inselstaaten wie Tuvalu oder St. Kitts and Nevis.

Das Commonwealth hat keine Verfassung. Das Verhältnis der Mitgliedstaaten untereinander und gegenüber Großbritannien wurde zunächst im Statut von Westminster von 1931 begründet. 1971 haben sich die Mitgliedstaaten in der “Singapore Declaration of Commonwealth Principles“ auf eine Reihe allgemeiner Grundsätze (Sicherung des Friedens, Freiheit des Einzelnen, Gleichberechtigung aller Bürger, Bekämpfung der Rassendiskriminierung) geeinigt und die Zusammenarbeit, Konsultationen und gegenseitige Hilfe vereinbart. Diese Prinzipien wurden in einer überarbeiteten Charta 2013 bekräftigt und durch weitere Ziele wie Chancengleichheit für Frauen und nachhaltige Entwicklung ergänzt.

QuellentextDeclaration of Commonwealth Principles – Erklärung über die Prinzipien des Commonwealth, Singapur 1971

The Commonwealth is a voluntary association of independent sovereign states […] consulting and cooperating in the common interests of their peoples and in the promotion of international understanding and world peace.

Das Commonwealth ist eine freiwillige Vereinigung unabhängiger, souveräner Staaten […] die im Interesse ihrer Bevölkerung zusammenarbeiten und sich beraten, um die internationale Verständigung und den Weltfrieden voran zu bringen.

Austausch und Entwicklung stehen an erster Stelle

Die Länder des Commonwealth profitieren wirtschaftlich und politisch von ihrer Mitgliedschaft. Sie unterstützen sich gegenseitig, etwa durch Handelsabkommen. Eine Interner Link: Freihandelszone existiert allerdings nicht. Der "Commonwealth Fund for Technical Co-operation", gegründet 1971, stellt Mittel für den Austausch technischer Expertise bereit. So soll Ländern, die Entwicklungsbedarf haben, das technische Know-how der Industriestaaten vermittelt werden. Die lange Tradition des Empire als Seemacht begründet den Stolz des Commonwealth auf seiner Vorreiterrolle in Fragen der Grenzverteidigung und der "Governance" zur See. Auch dieses Wissen wird besonders von den großen, reichen an die kleinen Mitgliedsländer weitergegeben.

1965 wurde das Commonwealth-Sekretariat mit Sitz in London gegründet. Es wird von einem Generalsekretär geführt, verfügt über mehrere Abteilungen und koordiniert gemeinsame Aktivitäten. Dazu gehören u.a. die Planung und Durchführung von Konferenzen, Gipfel- und Ministertreffen. Alle zwei Jahre findet die Konferenz der Staats- und Regierungschefs (Commonwealth Heads of Government Meeting) statt. Sie behandelt neben internationalen Fragen zumeist wirtschaftliche, politische und soziale Belange der Gemeinschaft. Daneben arbeiten für das Sekretariat zahlreiche private und öffentliche Organisationen, die den Austausch innerhalb des Commonwealth in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Gesundheitswesen oder auch Sport fördern und finanzielle Mittel vergeben. Die Finanzierung des Commonwealth erfolgt durch Pflichtbeiträge der Mitgliedstaaten sowie durch freiwillige Beiträge.

Die Mitgliedstaaten des Commonwealth

Commonwealth Realms: Antigua und Barbuda (Beitritt:1981), Australien (1931), Bahamas (1973), Barbados (1966), Belize (1981), Grenada (1974), Jamaika (1962), Kanada (1931), Neuseeland (1931), Papua-Neuguinea (1975), Salomonen (1978), St. Kitts und Nevis (1983), St. Lucia (1979), St. Vincent und die Grenadinen (1979), Tuvalu (1978) und das Vereinigte Königreich.

Republiken: Bangladesch (1972), Botswana (1966), Dominica (1978), Fidschi (1970; 1997), Ghana (1957), Guyana (1966), Indien (1947), Kamerun (1995), Kenia (1963), Kiribati (1979), Malawi (1964), Malediven (1982), Malta (1964), Mauritius (1968), Mosambik (1995), Namibia (1990), Nauru (1968), Nigeria (1960), Pakistan (1947; 1989), Ruanda (2009), Sambia (1964), Samoa (1970), Seychellen (1976), Sierra Leone (1961) Singapur (1965), Sri Lanka (1948), Südafrika (1931; 1994), Tansania (1961), Trinidad und Tobago (1962), Uganda (1962), Vanuatu (1980), Republik Zypern (1961).

Monarchien mit eigenem Souverän: Brunei (1984), Lesotho (1966), Malaysia (1957), Swasiland (1968), Tonga (1970).

Der größte Flächenstaat ist Kanada, mit annähernd 10 Millionen Quadratkilometern. Das bevölkerungsreichste Land ist Indien mit mehr als 1,2 Milliarden Einwohnern. Die kleinsten Mitglieder sind Nauru und Tuvalu, dort leben jeweils etwa 10.000 Menschen.

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