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1939: Überfall auf Polen
Redaktion
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Am 1. September 1939 entfachte das Deutsche Reich mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg. Er kostete in sechs Jahren knapp 60 Millionen Menschen das Leben. Am längsten litt Polen unter der brutalen Besatzungspolitik der Nationalsozialisten - eine Tatsache, die das deutsch-polnische Verhältnis auch nach Kriegsende viele Jahrzehnte belastete.
"Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!" Dieser Satz ist einer der bekanntesten der deutschen Geschichte. Adolf Hitler sprach ihn vor dem Berliner Reichstag vor 75 Jahren, am Vormittag des 1. September 1939. Der Tag gilt heute als Beginn des von Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkriegs.
An jenem Morgen überfiel die deutsche Wehrmacht ohne Kriegserklärung das Nachbarland Polen. Hitler gab den Angriff als Verteidigungsaktion aus und verwies auf den angeblich polnischen Überfall auf den Sender Gleiwitz am Vorabend. Der Vorfall war von der SS inszeniert worden. Am 1. September, kurz vor fünf Uhr morgens, begann das deutsche Schiff "Schleswig-Holstein", polnische Befestigungen auf der Westerplatte vor Danzig zu beschießen. Außerdem griff Deutschland Polen in den folgenden Tagen vor allem mit Panzerverbänden und Flugzeugen an.
Frankreich und Großbritannien forderten noch am selben Tag den Rückzug der deutschen Soldaten aus Polen. Hitler ließ das Ultimatum verstreichen. Interner Link: Damit begann ein Krieg, der bald weite Teile Europas erfasste. Er dauerte sechs Jahre und kostete fast 60 Millionen Menschen das Leben.
Internationale Gemeinschaft reagiert abwartend
Der Überfall auf Polen war für Deutschland Interner Link: ein weiterer Schritt in seinem Streben nach Weltmacht und der Erschließung von "Lebensraum im Osten". Die internationale Gemeinschaft verhielt sich zunächst abwartend – noch herrschte überwiegend kriegsmüde Stimmung. Zudem sahen die Westmächte (USA, Großbritannien, Frankreich) im nationalsozialistischen Deutschland die effektivste Kraft, um den Einfluss der Sowjetunion in Mitteleuropa einzudämmen. Deshalb konnte Deutschland ungestraft 1933 aus dem Völkerbund austreten, 1935 u.a. mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht gegen die Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrages verstoßen und 1936 das entmilitarisierte Rheinland besetzen.
Im März 1938 erwirkte Deutschland durch enormen Druck auf Wien den "Anschluss" Österreichs. Der Tschechoslowakei wurde offen mit Gewalt gedroht, sollten deutsche Gebietsansprüche nicht erfüllt werden. Diesmal griffen die Westmächte ein; sie verhandelten im September 1938 einen Kompromiss, das "Münchner Abkommen", mit dem die Sudetenkrise gelöst werden sollte.
Doch die politische Strategie der Beschwichtigung (Appeasement) zeigte nicht die gewünschte Wirkung: Im Oktober 1938 besetzte Deutschland das tschechische Sudetenland, im März 1939 marschierten Wehrmachtssoldaten in die unabhängig gebliebenen Teile der Tschechoslowakei ein und lösten den Staat auf.
Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion
Interner Link: Dem Überfall auf Polen war der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt vorausgegangen. Sowohl die Westmächte als auch das Deutsche Reich hatten sich im Vorfeld um die Unterstützung der Sowjetunion bemüht. Mit einer uneingeschränkten Vollmacht Hitlers ausgestattet reiste der deutsche Außenminister Ribbentrop am 22. August 1939 nach Moskau, um den Vertrag Interner Link: in der Nacht vom 23. auf den 24. August 1939 mit der Sowjetunion abzuschließen. In seinem geheimen Zusatzprotokoll sah der Vertrag die Zerschlagung Polens und die Aufteilung des Landes zwischen Deutschland und der Sowjetunion vor. Doch Großbritannien und Frankreich hatten Polen gegenüber bereits am 31. März erklärt, dass sie seine Souveränität unter allen Umständen verteidigen würden. Nach dem deutschen Überfall auf Polen und dem verstrichenen Ultimatum erklärten sie am 3. September Deutschland den Krieg, auch wenn sie zunächst nicht militärisch eingriffen.
Das enorme Leid, das die Deutschen mit und nach dem 1. September 1939 über Polen gebracht hatten, Interner Link: belastete das deutsch-polnische Verhältnis nachhaltig. Dazu trug auch die weltpolitische Lage nach 1945 bei. Auch, weil mit der DDR ein deutscher Teilstaat als sozialistischer Bruderstaat galt, wurden die Konflikte der Vergangenheit ausgeklammert. Dass die Bundesrepublik die Oder-Neiße-Linie nicht als Grenze akzeptierte, wurde in Polen mit Befremden aufgenommen.
Erst mit dem Kniefall Willy Brandts vor dem Denkmal für die Interner Link: Opfer des Warschauer Ghettoaufstands von 1943 in Warschau am 7. Dezember 1970 und dem „Vertrag über die Grundlagen der Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen“ begann ein neuer Abschnitt in den Beziehungen. „Die mutige Tat wurde als ein symbolischer Akt der Reue für die deutschen Verbrechen auch an den nicht jüdischen Polen empfunden“, Interner Link: urteilt der Zeithistoriker Dieter Bingen.
Grundlegend wandelte sich das deutsch-polnische Verhältnis aber erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus. Mit dem unmittelbar nach der deutschen Einheit am 14. November 1990 abgeschlossenen Grenzvertrag erkannte Deutschland die Oder-Neiße-Linie als völkerrechtlich verbindliche deutsch-polnische Grenze an. In den folgenden Jahren förderten beide Seiten die deutsch-polnische Annäherung und Interner Link: nahmen sich gemeinsam des Themas Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Polen nach 1945 an.
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