Anfang der 1960er Jahre bestimmte das atomare Wettrüsten als Strategie der Abschreckung den Kalten Krieg. Allein 1962 fanden knapp 180 Atombombentests statt – mehr als je zuvor. Die Angst vor einer "nuklearen Verseuchung" und den damit einhergehenden gesundheitlichen Folgen wuchs. Um die oberirdischen Tests und den radioaktiven Niederschlag (Fallout) zu begrenzen, unterzeichneten am 5. August 1963 die USA, die Sowjetunion und Großbritannien einen Vertrag, der "die Verminderung radioaktiver Schäden […und ] der Weiterverbreitung von Nuklearwaffen" vorsah. Konkret regelte der "Treaty Banning Nuclear Weapon Tests in the Atmosphere, in Outer Space and Under Water", auch: Moskauer Atomteststoppabkommen genannt, das Verbot von Atomwaffentests und anderen Kernexplosionen, die in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser durchgeführt werden und in deren Folge radioaktiver Niederschlag außerhalb der Grenzen des Landes gelangt, das die Tests durchführt. Unterirdische Tests waren weiterhin erlaubt.
Kein Ende der Atomtests
Der Vertrag war das erste Rüstungskontrollabkommen des Kalten Krieges. "Jede Familie kann von nun an frei von der Angst leben, dass ihre ungeborenen Kinder von künstlich geschaffenem Gift in der Luft beeinträchtigt werden. Die Nationen dieser Welt sollten nun anerkennen, dass Krieg überholt ist […]", kommentierte der damalige britische Premierminister Sir Alec Douglas-Home anlässlich der Unterzeichnung des Vertrages. Inzwischen haben mehr als 120 Staaten den Vertrag ratifiziert . Frankreich und China sind dem Vertrag bis heute nicht beigetreten.
Die Testexplosionen der Vertragssaaten gingen in den kommenden Jahren unvermindert weiter – nunmehr unterirdisch. China und Frankreich führten als Nicht-Unterzeichner auch weiterhin oberirdische Tests durch.
Atomtests
Seit 1945 wurden weltweit insgesamt mehr als 2000 Atomtests von acht Atommächten durchgeführt. Die Vereinigten Staaten und Russland sind dabei für mehr als 80 Prozent dieser Tests verantwortlich. Laut der Organisation CTBTO (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization), haben die USA 1992 ihren letzten Atomtest durchgeführt. Russland testete zuletzt 1990. Großbritanniens Testserien endeten im Jahr 1991. Frankreich und China schlossen sich 1996 mit dem bisher letzten Test an. Indien, seit 1974 Atommacht, führte im Mai 1998 seine bislang letzten Atomtests durch, wenige Tage später folgte Pakistan mit seiner ersten und bis dato letzten Atombombenzündung. Die derzeit letzten Atombombentests wurden von Nordkorea initiiert – zuletzt im Februar 2013. Die USA haben mit dem Atombombenabwurf über die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki 1945 als bislang einziges Land eine Atombombe als Kriegswaffe eingesetzt.
Atomwaffensperrvertrag bekräftigt nukleare Abrüstung
Die Sorge vor einem Nuklearkrieg sowie die mögliche Verbreitung von Kernwaffen bestimmten auch die folgenden Jahre des Kalten Krieges. Um dem zu begegnen, wurde fünf Jahre nach dem Moskauer Atomteststoppabkommen der nukleare Nichtverbreitungsvertrag (Non-Proliferation Treaty, NPT, auch: Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen bzw. Atomwaffensperrvertrag) verhandelt, der 1970 in Kraft trat. Er verpflichtet die Vertragsstaaten auf das Ziel vollständiger nuklearer Abrüstung. Nichtkernwaffenstaaten verbietet er Atomwaffen herzustellen, zu erwerben und weiterzugeben. Zugleich sichert er ihnen Hilfe bei der zivilen Nutzung der Kerntechnik zu. Insgesamt 190 Staaten gehören dem Atomwaffensperrvertrag heute an. Eine wichtige Säule des Nichtverbreitungssystems ist die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO), die auch für die Überwachung des Atomwaffensperrvertrages zuständig ist und aus diesem Anlass Inspektionen durchführt. Alle fünf Jahre finden so genannte Überprüfungskonferenzen statt.
In der Schwebe: Ein umfassender Teststoppvertrag
Ein weiterer Schritt im System der nuklearen Abrüstung ist der umfassende Teststoppvertrag (Comprehensive Test-Ban Treaty, CTBT) aus dem Jahr 1996, der sämtliche Kernwaffentests verbietet. 159 Staaten haben ihn bislang ratifiziert. Allerdings konnte er noch nicht in Kraft treten, da eine Reihe der 44 Staaten, die über Atomtechnologie verfügen und damit den Vertrag zwingend ratifizieren müssen, dem Vertragswerk noch nicht beigetreten sind: China, die USA, Ägypten, Iran, Israel, Indien, Pakistan und Nordkorea.
Offizielle Atommächte
Russland, die USA, China, Frankreich und Großbritannien zählen heute zu den offiziellen Atommächten. Als Atommacht wird ein Staat bezeichnet, der über Kernwaffen verfügt und zugleich die geeigneten Trägersysteme besitzt, die für den militärischen Einsatz der Kernwaffen vonnöten sind. Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea gelten als inoffizielle Atommächte – sie besitzen Kernwaffen, sind aber nicht dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten bzw. haben wie Nordkorea im Januar 2003 ihren Ausstieg erklärt.
Die Situation heute
Laut einem aktuellen Bericht des schwedischen Friedensforschungsinstituts SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) ist die Zahl der Nuklearwaffen weltweit zurückgegangen. Rund 17.000 sind es derzeit – vor zehn Jahren waren es noch fast doppelt so viele. Allerdings: Während Russland und die USA ihre Atomwaffenbestände verringert haben, stockten die Atommächte China, Indien und Pakistan ihre Arsenale nach Angaben von SIPRI auf. Auch das iranische Atomprogramm sorgt seit Jahren für Konflikte mit der internationalen Gemeinschaft. Im November 2011 hatte die IAEA in einem Bericht erstmals von einem "strukturierten Programm" des Landes zum Bau von Atomwaffen gesprochen. Ferner gebe es Hinweise darauf, dass der Iran Atombombentests vorbereitet habe. Der Iran bestreitet weiterhin jede Absicht, eine Atombombe zu bauen und betonte den friedlichen Charakter seines Atomprogramms. Im Juli 2015 wurde in Genf nach zähen Verhandlungen und wirtschaftlichem Druck aus der EU und den USA ein internationales Abkommen mit dem Iran abgeschlossen, das u.a. einen kontrollierbaren Rückbau seiner 19.000 Uranzentrifugen vorsieht. Über die Umsetzung wird anhaltend gestritten.
Interner Link: Oliver Thränert: Die "globale Null" für Atomwaffen - Essay Hintergrund aktuell (11.11.2011): IAEA-Bericht zu Nuklearplänen Irans