45,2 Millionen Menschen waren 2012 weltweit auf der Flucht. Das geht aus dem Jahresbericht des
Die Gesamtzahl der Menschen auf der Flucht ist gegenüber dem Vorjahr stark gestiegen, 2011 zählte das UN-Hilfswerk knapp drei Millionen weniger. Auch die Zahl der Binnenflüchtlingen war nie so hoch wie heute. Den Anstieg führt das UNHCR vor allem auf die bewaffneten Konflikte und Kriege in Mali, der Demokratischen Republik Kongo und Syrien zurück. Allein in Syrien zählen rund zwei Millionen Menschen als Binnenvertriebene.
Konstant hoch ist die Zahl der Minderjährigen unter den anerkannten Flüchtlingen: fast die Hälfte ist jünger als 18 Jahre.
Wer gilt als Flüchtling?
Nach der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 werden Menschen als Flüchtlinge anerkannt, die ihr Heimatland verlassen haben, weil sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse, Nation, Religion, politischen Meinung oder sozialen Gruppierung verfolgt oder von Verfolgung bedroht werden. Über 10 Millionen der anerkannten Flüchtlinge stehen unter dem Schutz des UNHCR. Hinzu kommen die palästinensischen Flüchtlinge und ihre Nachkommen, die von einem eigenen Hilfswerk der UN betreut werden, dem Externer Link: UNRWA.
Woher kommen die vertriebenen Menschen?
Nach Angaben des UNHCR stammen über 55 Prozent aller anerkannten Flüchtlinge unter seinem Mandat aus Afghanistan, Somalia, Irak, Syrien oder dem Sudan und Süd-Sudan.
Afghanistan führt seit über drei Jahrzehnten die Liste der Herkunftsländer an. Jeder vierte anerkannte Flüchtling unter UNHCR-Mandat kommt aus dem Land am Hindukusch (rund 2,6 Millionen), 95 Prozent von ihnen wurden von den benachbarten Staaten Pakistan und Iran aufgenommen. Somalia steht weiterhin an zweiter Stelle der Herkunftsländer mit den meisten anerkannten Flüchtlingen (rund 1,1 Millionen).
Die Zahl der syrischen Flüchtlinge stieg 2012 wegen des Bürgerkriegs stark an: Innerhalb eines Jahres flohen rund 650.000 Menschen in Nachbarstaaten, auch sie fallen unter die Definition der Genfer Flüchtlingskonvention. Damit standen 2012 weltweit 730.000 anerkannte syrische Flüchtlinge unter dem Mandat des UNHCR.
Arme Staaten sind Aufnahmeländer
Noch vor einem Jahrzehnt flohen nur etwa 70 Prozent der anerkannten Flüchtlinge in Entwicklungsländer. Laut UNHCR nehmen Entwicklungsländer heute über 80 Prozent von ihnen auf. Wie auch im Jahr 2011 lebten 2012 die meisten anerkannten Flüchtlinge (rund 1,6 Millionen) in Pakistan, darauf folgen Iran (etwa 870.000 Menschen) und Deutschland (fast 590.000).
Europäische Länder nahmen 2012 über 245.000 anerkannte Flüchtlinge auf, das ist ein Anstieg um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anstieg erklärt sich zum größten Teil durch den Syrien-Konflikt. Mehr als 300.000 anerkannte syrischen Flüchtlinge sind 2012 vor dem Bürgerkrieg über die Grenze in das Nachbarland Türkei geflohen.
Ursachen und Versagen
Als Ursachen für die Fluchtbewegungen nennt der UNHCR bewaffnete Konflikte einhergehend mit Verfolgung, kriegerischen Auseinandersetzungen und anderen Menschenrechtsverletzungen. Die hohen Flüchtlingszahlen belegten die großen Schwierigkeiten der internationalen Gemeinschaft, solche Konflikte zu verhindern oder diese zu lösen, sagte UN-Flüchtlingskommissar António Guterres am Mittwoch in Genf.
Ein Rückgang der Flüchtlingszahlen ist derzeit nicht in Sicht: Nur etwa eine halbe Million anerkannte Flüchtlinge kehrten 2012 in ihre Heimatländer zurück. Etwa 70.000 konnten durch die Bemühungen des UNHCR eine dauerhafte Heimat in Drittstaaten finden.
Der UNHCR-Jahresbericht
Die Daten aus dem Externer Link: Jahresbericht des UNHCR stammen neben eigenen Zählungen auch von Regierungen und NGOs. Das Hilfswerk unterstützt Flüchtlinge und Binnenvertriebene durch humanitäre Hilfe vor Ort, aber auch z.B. durch die Neuansiedlung in Drittstaaten. Binnenvertriebene Menschen kann die Unterstützung des UNHCR nur dann erreichen, wenn betroffene Regierungen diese Hilfe erbitten. Das größte UNHCR-Flüchtlingslager liegt in Dadaab im Nordosten von Kenia und wurde im Jahr 2012 zwanzig Jahre alt. Es wurde in den frühen 1990er Jahren gegründet, um den steten Strom somalischer Flüchtlinge aufzunehmen, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland flohen. Ursprünglich war es für 90.000 Flüchtlinge ausgelegt, heute leben dort über eine halbe Million Menschen.