Die Geschichte der sozialdemokratischen Bewegung in Deutschland ist ohne die bürgerliche Revolution von 1848 nicht denkbar. Gemeinsam mit bürgerlichen Kräften standen Arbeiter auf den Barrikaden und forderten soziale sowie Freiheitsrechte ein. Angesichts der Massenarmut, die im Zuge der Industrialisierung entstandenen war, kämpften sie – noch als lose Vereine und Verbände - für die Verbesserung ihrer sozialen und politischen Lage. Ebenfalls 1848 veröffentlichten Karl Marx und Friedrich Engels das "Kommunistische Manifest", in dem sie Ausbeutung und Proletarisierung weiter Teile der Arbeiterschaft beschrieben.
ADAV und Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Am 23. Mai 1863 gründeten der Schuhmacher Julius Vahlteich und der Zigarrenarbeiter Friedrich Wilhelm Fritzsche mit Unterstützung des Schriftstellers Ferdinand Lassalle in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) – die erste sozialdemokratische Vereinigung auf deutschem Boden.
Nur sechs Jahre später erhielt der ADAV Konkurrenz: 1869 gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP). Im Mai 1875 fanden sich in Gotha schließlich beide Parteien in der "Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands" (SAP) zusammen.
Sozialistengesetze im Kaiserreich
Zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm, mit denen die Sozialdemokraten fälschlicherweise in Verbindung gebracht wurden, lieferten Reichskanzler Bismarck den Vorwand für das Gesetz "wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie", das 1878 verabschiedet wurde. Zwölf Jahre lang verbot das so genannte "Sozialistengesetz" sozialdemokratische Parteiaktivitäten. Hunderte Arbeiterorganisationen, darunter auch die SAP und Gewerkschaftsverbände, wurden in diesen Jahren verboten. Bismarck wollte die Sozialdemokratie durch die repressiven Gesetze schwächen, erreichte aber das Gegenteil: Die Ideen der Sozialdemokraten fanden immer breitere Unterstützung bei der arbeitenden Bevölkerung. Bei der Reichstagswahl 1890 wurde sie mit 19,7 Prozent stärkste Kraft. Noch im selben Jahr erfolgte die Umbenennung der Partei zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Innerhalb von weniger als 30 Jahren waren die Sozialdemokraten zur wählerstärksten politischen Größe im Deutschen Reich geworden.
Spaltung der Partei
Die Partei wuchs in den folgenden Jahren weiter zu einer Massenbewegung. Bei der letzten Reichstagswahl vor dem Ersten Weltkrieg 1912 erreichte die SPD nahezu 35 Prozent der Stimmen und wurde erneut stärkste Kraft. Trotz ihrer kritischen Haltung gegenüber dem Kaiserreich ließen sich 1914 auch die meisten Sozialdemokraten von der allgemeinen Kriegsbegeisterung anstecken. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs stimmte die SPD-Fraktion 1914 im Reichstag für die Kriegskredite zur Landesverteidigung. Die radikale Linke innerhalb der SPD unter Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg hingegen hatte sich Ende 1914 gegen die Fortsetzung des Krieges ausgesprochen. Zudem eskalierten die innerparteilichen Auseinandersetzungen über die Frage, ob ein revolutionärer oder aber ein reformistischer Kurs erfolgversprechender sei. Diese Spannungen führten schließlich zum Bruch. Mit der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) 1919 wurde die Trennung der beiden Flügel dann auch organisatorisch und endgültig vollzogen.
Erfolge in der Weimarer Republik
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 waren die Sozialdemokraten maßgeblich an der Ausrufung der Republik sowie der Ausarbeitung der Weimarer Reichsverfassung von 1919 beteiligt. Die SPD wurde zu einer staatstragenden Partei und war wiederholt an Regierungen beteiligt. Von 1919 bis 1925 stellte sie mit Friedrich Ebert den ersten Reichspräsidenten. Viele ihrer seit langem propagierten Ziele, wie die Einführung des Frauenwahlrechtes, die Schaffung einer Volksschule für Kinder, der Achtstundentag oder die betriebliche Mitbestimmung, wurden in der Weimarer Republik erreicht.
Widerstand gegen das Ermächtigungsgesetz und Nachkriegsjahre
Weniger als zwei Monate nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler billigten am 23. März 1933 die Abgeordneten des Reichstags mit großer Mehrheit das Ermächtigungsgesetz. Das von der NSDAP eingebrachte Gesetz sollte das Parlament als demokratische Institution abschaffen. Als einzige Fraktion stimmten die Abgeordneten der SPD ungeachtet der massiven Drohungen geschlossen gegen die Selbstentmachtung des Reichstages. Im Juni 1933 wurde die SPD dann von den Nationalsozialisten verboten. Viele Sozialdemokraten starben in Konzentrationslagern, wurden verschleppt oder mussten aus Deutschland fliehen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges formierte sich die Partei neu. In den drei westlichen Besatzungszonen übernahm Kurt Schumacher den Parteivorsitz, in der sowjetischen Besatzungszone Otto Grotewohl. Bereits 1947 war sie mit 875.000 Mitgliedern in der westlichen Besatzungszone die größte Partei. In der sowjetischen Besatzungszone hingegen wurde die SPD im April 1946 mit der KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zwangsvereinigt. Parteimitglieder, die sich dem widersetzten, wurden verfolgt und in "Speziallagern" inhaftiert.
"Godesberger Programm": SPD wird zur Volkspartei
In der Bundesrepublik vollzog die Partei in den Nachkriegsjahren mit dem "Godesberger Programm" einen politischen Kurswechsel. Das neue Grundsatzprogramm wurde 1959 auf einem außerordentlichen Parteitag in Bad Godesberg beschlossen. Damit verabschiedete sich die SPD von ihrer marxistischen Grundorientierung und legte den Grundstein für einen Wandel hin zur Volkspartei.