Rechtzeitig zum Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember hat UNAIDS, das gemeinsame Programm der UN zu HIV/Aids, seinen neuen Bericht vorgestellt. Auch 30 Jahre nach der Entdeckung des "Menschlichen Immunschwäche-Virus" (HIV) ist die Krankheit lebensbedrohliche Realität: 34 Millionen Menschen waren im Jahr 2011 mit dem HI-Virus infiziert. Nur etwa die Hälfte von ihnen ist sich ihrer Infektion bewusst, schätzen die UN. Weltweit haben sich im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Menschen neu infiziert. 1,7 Millionen Menschen starben an Folgeerkrankungen.
Man bewege sich langsam von der Verzweiflung zur Hoffnung, sagte UNAIDS-Direktor Michael Sidibé bei der Vorstellung des Reports in Genf. Gerade in afrikanischen Ländern mit sehr hohen Erkrankungszahlen sei die Neuinfektionsrate seit 2001 stark gesunken: in Südafrika um bis zu 40 Prozent, in Botswana und Malawi gar bis zu 70 Prozent.
Weniger Infektionen bei Kindern
Auch hinsichtlich der Infektionen im Mutterleib gebe es Grund zur Hoffnung, so Sidibé. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Zahl der neuinfizierten Kinder um 24 Prozent verringert.
Viele Länder haben trotz einer wirtschaftlich schwierigen Situation ihre Ausgaben für die HIV-Prävention erhöht. Dennoch werden in den kommenden drei Jahren bis zu 24 Milliarden US-Dollar zusätzlich benötigt. Größter Spender weltweit sind die Vereinigten Staaten, die allein für 48 Prozent aller internationaler HIV- und Aids-Hilfsgelder aufkommen.
Therapien schlagen an
Obwohl weltweit etwa acht Millionen Betroffene immer noch keinen Zugang zu wirksamen Therapien haben, konnte die Zahl der Behandelten bedeutend erhöht werden: immerhin 63 Prozent der Betroffenen erhalten inzwischen medizinische Hilfe. Dadurch konnten die Todesfälle im Vergleich zu 2005 um 24 Prozent verringert werden.
UNAIDS
UNAIDS ist das gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zur Reduzierung von HIV/Aids. Gegründet wurde es 1994 als Ersatz für das seit 1987 bestehende "Global Programme on AIDS". Das Programm soll die Aktivitäten der Trägerorganisationen durch einheitliche Strategieplanung, die Implementierung weltweiter Kampagnen und länderspezifischer Programm bündeln.
Rückschritte und Stagnation
Misserfolge gibt es unter anderem in Osteuropa. Die Aids-Programme in diesen Ländern seien ineffektiv, weil die politische Bereitschaft fehle, so Bernhard Schwartländer, der strategischer Direktor von UNAIDS.
Besonders betroffene Bevölkerungsgruppen sind weltweit weiterhin Prostituierte, homosexuelle Männer und Menschen, die intravenös Drogen konsumieren. Sie konnten durch Präventions- und Behandlungsprogramme noch nicht ausreichend erreicht werden.
HIV in Deutschland
78.000 Menschen in Deutschland leben heute mit HIV, schätzen die Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts in ihrer Veröffentlichung zum Welt-AIDS-Tag. Laut der Datenerhebung im Jahr 2012 sind 63.000 Männer, 15.000 Frauen und 200 Kinder infiziert. Ungefähr 3.400 haben sich im Jahr 2012 neu infiziert – ein Anstieg um etwa drei Prozent verglichen mit 2011.
Nach Schätzungen kommen etwa 14.000 Menschen hinzu, deren Infektion mit dem HI-Virus noch nicht diagnostiziert wurde. Auch hier lässt sich seit Mitte der 1990er Jahre ein kontinuierlicher Anstieg beobachten. 550 Menschen sind im Jahr 2012 an den Folgen der HIV-Infektion gestorben. Seit der Entdeckung von AIDS gab es in Deutschland circa 27.000 Todesfälle.
In Folge der Einführung wirksamer Therapien für die Autoimmunerkrankung sank die Zahl der Todesfälle in Deutschland unter die Zahl der Neuinfektionen. Trotzdem hat sich seit Mitte der neunziger Jahre die Zahl der HIV-Infizierten verdoppelt. Circa 50.000 Menschen in Deutschland erhalten gegenwärtig Medikamente gegen den Virus. Die Motivation zum Schutz mit Kondomen müsse deshalb unbedingt weiterhin ein zentraler Bestandteil der Präventionsstrategie in Deutschland bleiben, fordern die Forscher des Robert-Koch-Instituts.
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