Im vergangenen Jahr haben die Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen in Libyen, Syrien, Somalia und an der Elfenbeinküste einen großen Flüchtlingsstrom ausgelöst: Über 800.000 Menschen mussten aus ihren Heimatländern fliehen - so viele neue Flüchtlinge gab es seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Weitere 3,5 Millionen Menschen wurden 2011 innerhalb ihres Heimatlandes vertrieben.
Dies geht aus dem aktuellen "Global Trends"-Report des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) hervor, der anlässlich des diesjährigen Weltflüchtlingstages vorgestellt wurde. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht. 26,4 Millionen sind Vertriebene in ihrer eigenen Heimat. Etwa 900.000 Menschen haben 2011 einen Asyl-Antrag gestellt. 15,2 Millionen haben in einem anderen Land Zuflucht gefunden. Hierzu zählen auch die etwa 4.8 Millionen Palästinenser, die nach der Staatsgründung Israels 1948 fliehen mussten und mit ihren Nachkommen größtenteils im Gaza-Streifen, dem Westjordanland, dem Libanon, Jordanien oder Syrien leben.
Die Zahl der Flüchtlinge stagniert
"Das Jahr 2011 war geprägt von Leid epischen Ausmaßes. Innerhalb kürzester Zeit mussten in den Konflikten sehr viele Menschen einen hohen persönlichen Preis zahlen", sagte UN-Flüchtlingskommissar António Guterres bei der Vorstellung des Berichts. Hinzu kommt: Die Zahl der Flüchtlinge ist in den vergangenen fünf Jahren relativ konstant bei rund 42 Millionen Menschen geblieben. Ein Grund dafür sind die dauerhaften Krisen und Konflikte in vielen Ländern der Welt. Dies führt auch dazu, dass die Flüchtlinge immer länger in Flüchtlingslagern verweilen müssen. Ein weiterer Grund sind große Hungersnöte infolge von Dürren wie z.B. am Horn von Afrika.
Viele Binnenvertriebene konnten in ihre Heimat zurückkehren
Aber es gibt auch positive Entwicklungen: Trotz der steigenden Zahl internationaler Flüchtlinge im vergangenen Jahr ist die Gesamtzahl gegenüber 2010 leicht gesunken: Damals waren noch 1,2 Millionen mehr Menschen auf der Flucht. Das UN-Flüchtlingskommissariat führt dies hauptsächlich darauf zurück, dass im vergangenen Jahr besonders viele Binnenvertriebene - 3,2 Millionen Menschen - in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Die Genfer Flüchtlingskonvention
Wer gilt als Flüchtling? Welche Rechte haben Flüchtlinge? Völkerrechtlich verbindliche Regelungen zum Umgang mit Flüchtlingen schreibt die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) fest, die seit dem 22. April 1954 in Kraft ist. Bis heute ist die GFK das wichtigste internationale Dokument für den Flüchtlingsschutz. Sie legt fest, wer ein Flüchtling ist, welchen rechtlichen Schutz, welche Hilfe und welche sozialen Rechte die betroffene Person von den Unterzeichnerstaaten erhalten sollte. Aber sie definiert auch Pflichten, die ein Flüchtling dem Gastland gegenüber erfüllen muss und schließt bestimmte Gruppen - wie z.B. Kriegsverbrecher - vom Flüchtlingsstatus aus. Insgesamt sind bisher 147 Staaten der Genfer Flüchtlingskonvention beigetreten.
Die meisten Flüchtlinge kommen aus Afghanistan, Irak und Somalia
Die meisten Flüchtlinge kommen weiterhin aus Afghanistan (2,7 Millionen Menschen), gefolgt vom Irak (1,4 Millionen) und Somalia (1,1 Millionen). Jeweils eine halbe Million Menschen musste ihre Heimat im Sudan
Weltflüchtlingstag seit 2001
Der Weltflüchtlingstag wurde 2001 ins Leben gerufen. Seither wird an diesem Tag weltweit mit zahlreichen Aktionen auf das Schicksal der Flüchtlinge aufmerksam gemacht. Regierungsvertreter, Humanitäre Helfer, Prominente und Zivilpersonen und die Flüchtlinge selbst nehmen an diesem Gedenktag teil.
60 Jahre Genfer Flüchtlingskonvention