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Analyse: Rückblick auf die Entwicklung der Medien in der Ukraine – zwei Jahre nach dem Euromaidan | Ukraine-Analysen | bpb.de

Ukraine Herausforderungen für die ukrainische Landwirtschaft (13.12.2024) Editorial: Über 1.000 Tage Angriffskrieg. Wohin geht es für die ukrainische Landwirtschaft? Analyse: Die ukrainische Landwirtschaft und die EU: Passt das? Analyse: Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf den landwirtschaftlichen Arbeitsmarkt der Ukraine Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik Verhältnis zur belarusischen Opposition (28.11.2024) Analyse: Kyjiws strategische Distanz zur belarusischen Opposition dekoder: "Die Belarussen müssen verstehen, dass unsere Zukunft von uns selbst abhängt" Umfragen: Meinung in der Ukraine zu Belarus’ Kriegsbeteiligung Umfragen: Unterstützung in Belarus von Russlands Krieg gegen die Ukraine Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik Energieversorgung / Grüne Transformation (09.10.2024) Analyse: (Wie) Lässt sich die Energiekrise in der Ukraine abwenden? Analyse: Eine stärkere Integration des Stromnetzes in die EU kann der Ukraine helfen, die nächsten Winter zu überstehen Statistik: Stromimporte aus EU-Staaten Analyse: Resilienz wieder aufbauen: Die Rolle des ukrainischen Klimabüros bei der grünen Transformation Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik EU-Beitrittsprozess (29.07.2024) Analyse: Die Ukraine und die EU: Erweiterungspolitik ohne Alternative? Analyse: Wie schnell bewegt sich die Ukraine auf die EU zu, in welchen Bereichen gibt es große Fortschritte und in welchen nicht? Statistik: Stand der Ukraine im EU-Beitrittsprozess Umfragen: Öffentliche Meinung in der Ukraine und in ausgewählten EU-Ländern zum EU-Beitritt der Ukraine Chronik: Hinweis auf die Online-Chronik Beziehungen zu Polen / Beziehungen zur Slowakei (26.06.2024) Analyse: Die Entwicklung der ukrainisch-polnischen Beziehungen seit Beginn der russischen Vollinvasion Analyse: Pragmatisch, indifferent, gut? Über den Zustand der ukrainisch-slowakischen Beziehungen Statistik: Handel der Ukraine mit ihren Nachbarländern Statistik: Ukrainische Geflüchtete in den Nachbarstaaten der Ukraine Umfragen: Die Einstellung der ukrainischen Bevölkerung zu den Nachbarländern der Ukraine Umfragen: Die Einstellung der polnischen Bevölkerung zu Geflüchteten aus der Ukraine Chronik: 21. bis 31. Mai 2024 Exekutiv-legislative Beziehungen und die Zentralisierung der Macht im Krieg (30.05.2024) Analyse: Das Verhältnis zwischen Legislative und Exekutive in Zeiten des Krieges: Die Ukraine seit Beginn der russischen Vollinvasion Analyse: Wie schnell werden Gesetzentwürfe von der Werchowna Rada verabschiedet? Wie kann der Prozess effizienter gestaltet werden? Chronik: 1. bis 30. April 2024 Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter / Ukrainische Community in Deutschland / Deutsch-ukrainische kommunale Partnerschaften (29.04.2024) Analyse: Arbeitsmarktintegration der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland Statistik: Integration in den Arbeitsmarkt Analyse: Die ukrainische Community in Deutschland Analyse: (Un)genutzte Potenziale in den deutsch-ukrainischen Kommunal- und Regionalpartnerschaften Dokumentation: Übersicht deutsch-ukrainischer Partnerschaften Chronik: 11. bis 31. März 2024 10 Jahre Krim-Annexion / Donbas nach der Annexion 2022 (21.03.2024) Analyse: Zehn Jahre russische Annexion: Die aktuelle Lage auf der Krim Dokumentation: Reporters Without Borders: Ten years of Russian occupation in Crimea: a decade of repression of local independent journalism Dokumentation: Europarat: Crimean Tatars’ struggle for human rights Statistik: Repressive Gerichtsverfahren auf der Krim und in Sewastopol Analyse: Die Lage im annektierten Donbas zwei Jahre nach dem 24. Februar 2022 Umfragen: Öffentliche Meinung zur Krim und zum Donbas Chronik: 22. Februar bis 10. März 2024 Wirtschaft / Rohstoffe / Kriegsschäden und Wiederaufbau Analyse: Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit in einer schwierigen Gesamtlage Analyse: Die Rohstoffe der Ukraine und ihre strategische Bedeutung Analyse: Schäden und Wiederaufbau der ukrainischen Infrastruktur Chronik: 11. Januar bis 21. Februar 2024 Zwei Jahre Angriffskrieg: Rückblick, aktuelle Lage und Ausblick (23.02.2024) Analyse: Zwei Jahre russischer Angriffskrieg. Welche politischen, militärischen und strategischen Erkenntnisse lassen sich ziehen? Kommentar: Die aktuelle Lage an der Front Kommentar: Wie sich der russisch-ukrainische Krieg 2024 entwickeln könnte Kommentar: Die Ukraine wird sich nicht durchsetzen, wenn der Westen seine eigene Handlungsfähigkeit verleugnet Kommentar: Wie funktioniert das ukrainische Parlament in Kriegszeiten? Kommentar: Wie die Wahrnehmung des Staates sich durch den Krieg gewandelt hat Umfragen: Stimmung in der Bevölkerung Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Statistik: Russische Raketen- und Drohnenangriffe, Verbrauch von Artilleriegranaten, Materialverluste im Kampf um Awdijiwka Folgen des russischen Angriffskriegs für die ukrainische Landwirtschaft (09.02.2024) Analyse: Zwischenbilanz zum Krieg: Schäden und Verluste der ukrainischen Landwirtschaft Analyse: Satellitendaten zeigen hohen Verlust an ukrainischen Anbauflächen als Folge der russischen Invasion Statistik: Getreideexporte Chronik: 17. Dezember 2023 bis 10. Januar 2024 Kunst, Musik und Krieg (18.01.2024) Analyse: Ukrainische Künstler:innen im Widerstand gegen die großangelegte Invasion: Dekolonialisierung in der Kunst nach dem 24. Februar 2022 Analyse: Musik und Krieg Dokumentation: Ukrainische Musiker:innen, die durch die russische Invasion umgekommen sind Statistik: "De-Russifizierung" der ukrainischen Youtube-Musik-Charts Umfragen: Änderung des Hörverhaltens seit der großangelegten Invasion Chronik: 21. November bis 16. Dezember 2023 Eintritt in eine neue Kriegsphase? / Selenskyjs Appelle an Russland (19.12.2023) Interview: "Dieser Krieg bleibt in erster Linie ein Artilleriekrieg, der die Munitionslieferungen zu einem sehr wichtigen Faktor macht" Statistik: Geländegewinne seit Beginn der Großinvasion Kommentar: Deutschland: Ein Schlüsselakteur in der neuen Kriegsphase? Statistik: Internationale Hilfen für die Ukraine Analyse: Selenskyjs Appelle an russische Staatsbürger:innen im ersten Jahr des russischen Aggressionskriegs gegen die Ukraine Dokumentation: Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an das russische Volk am Vorabend der großangelegten Invasion Chronik: 28. Oktober bis 20. November 2023 Der Globale Süden und der Krieg (24.11.2023) Analyse: Der Blick aus dem Süden: Lateinamerikanische Perspektiven auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine Analyse: Russlands Krieg gegen die Ukraine und Afrika: Warum die Afrikanische Union zwar ambitioniert, aber gespalten ist Analyse: Eine Kritik der zivilisatorischen Kriegsdiplomatie der Ukraine im Globalen Süden Umfragen: Umfragedaten: Der Globale Süden und Russlands Krieg gegen die Ukraine Dokumentation: Abstimmungen in der Generalversammlung der Vereinten Nationen Chronik: 16. bis 27. Oktober 2023 Zwischen Resilienz und Trauma: Mentale Gesundheit (02.11.2023) Analyse: Mentale Gesundheit in Zeiten des Krieges Karte: Angriffe auf die Gesundheitsinfrastruktur der Ukraine Analyse: Den Herausforderungen für die psychische Gesundheit ukrainischer Veteran:innen begegnen Umfragen: Umfragen zur mentalen Gesundheit Statistik: Mentale Gesundheit: Die Ukraine im internationalen Vergleich Chronik: 1. bis 15. Oktober 2023 Ukraine-Krieg in deutschen Medien (05.10.2023) Kommentar: Der Kampf um die Deutungshoheit. 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Eine empirische Analyse der Studiogäste Chronik: 1. bis 30. September 2023 Ökologische Kriegsfolgen / Kachowka-Staudamm (19.09.2023) Analyse: Die ökologischen Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine Analyse: Ökozid: Die katastrophalen Folgen der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Dokumentation: Auswahl kriegsbedingter Umweltschäden seit Beginn der großangelegten russischen Invasion bis zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms Statistik: Statistiken zu Umweltschäden Zivilgesellschaft / Lokale Selbstverwaltung und Resilienz (14.07.2023) Von der Redaktion: Sommerpause – und eine Ankündigung Analyse: Die neuen Facetten der ukrainischen Zivilgesellschaft Statistik: Entwicklung der ukrainischen Zivilgesellschaft Analyse: Der Beitrag lokaler Selbstverwaltungsbehörden zur demokratischen Resilienz der Ukraine Wissenschaft im Krieg (27.06.2023) Kommentar: Zum Zustand der ukrainischen Wissenschaft in Zeiten des Krieges Kommentar: Ein Brief aus Charkiw: Ein ukrainisches Wissenschaftszentrum in Kriegszeiten Kommentar: Warum die "Russian Studies" im Westen versagt haben, Aufschluss über Russland und die Ukraine zu liefern Kommentar: Mehr Öffentlichkeit wagen. Ein Erfahrungsbericht Statistik: Auswirkungen des Krieges auf Forschung und Wissenschaft der Ukraine Innenpolitik / Eliten (26.05.2023) Analyse: Zwischen Kriegsrecht und Reformen. Die innenpolitische Entwicklung der Ukraine Analyse: Die politischen Eliten der Ukraine im Wandel Statistik: Wandel der politischen Elite in der Ukraine im Vergleich Chronik: 5. April bis 3. Mai 2023 Sprache in Zeiten des Krieges (10.05.2023) Analyse: Die Ukrainer sprechen jetzt hauptsächlich Ukrainisch – sagen sie Analyse: Was motiviert Ukrainer:innen, vermehrt Ukrainisch zu sprechen? Analyse: Surschyk in der Ukraine: zwischen Sprachideologie und Usus Chronik: 08. März bis 4. April 2023 Sozialpolitik (27.04.2023) Analyse: Das Sozialsystem in der Ukraine: Was ist nötig, damit es unter der schweren Last des Krieges besteht? 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Annual Report (Ausschnitt) Dokumentation: Terror, disappearances and mass deportation Dokumentation: Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) gegen Wladimir Putin wegen der Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten nach Russland Analyse: Die Wiedereingliederung des Donbas nach dem Krieg: eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung Chronik 11. bis 21. Februar 2023 Internationaler Frauentag, Feminismus und Krieg (13.03.2023) Analyse: 8. März, Feminismus und Krieg in der Ukraine: Neue Herausforderungen, neue Möglichkeiten Umfragen: Umfragen zum Internationalen Frauentag Interview: "Der Wiederaufbau braucht einen geschlechtersensiblen Ansatz" Statistik: Kennzahlen und Indizes geschlechterspezifischer Ungleichheit Korruptionsbekämpfung (08.03.2023) Analyse: Der innere Kampf: Korruption und Korruptionsbekämpfung als Hürde und Gradmesser für den EU-Beitritt der Ukraine Dokumentation: Statistiken und Umfragen zu Korruption Analyse: Reformen, Korruption und gesellschaftliches Engagement Chronik: 1. bis 10. Februar 2023 Kriegsentwicklung / Jahrestag der Invasion (23.02.2023) Analyse: Unerwartete Kriegsverläufe Analyse: Die Invasion der Ukraine nach einem Jahr – Ein militärischer Rück- und Ausblick Kommentar: Die Unterstützung der NATO-Alliierten für die Ukraine: Ursachen und Folgen Kommentar: Der Krieg hat die Profile der EU und der USA in der Ukraine gefestigt Kommentar: Wie der Krieg die ukrainische Gesellschaft stabilisiert hat Kommentar: Die existenzielle Frage "Sein oder Nichtsein?" hat die Ukraine klar beantwortet Kommentar: Wie und warum die Ukraine neu aufgebaut werden sollte Kommentar: Der Krieg und die Kirchen Karte: Kriegsgeschehen in der Ukraine (Stand: 18. Februar 2023) Statistik: Verluste an Militärmaterial der russischen und ukrainischen Armee Chronik: 17. bis 31. Januar 2023 Meinungsumfragen im Krieg (15.02.2023) Kommentar: Stimmen die Ergebnisse von Umfragen, die während des Krieges durchgeführt werden? Kommentar: Vier Fragen zu Umfragen während eines umfassenden Krieges am Beispiel von Russlands Krieg gegen die Ukraine Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine zu Kriegszeiten: Zeigen sie uns das ganze Bild? Kommentar: Meinungsforschung während des Krieges: anstrengend, schwierig, gefährlich, aber interessant Kommentar: Quantitative Meinungsforschung in der Ukraine zu Kriegszeiten: Erfahrungen von Info Sapiens 2022 Kommentar: Meinungsumfragen in der Ukraine unter Kriegsbedingungen Kommentar: Politisches Vertrauen als Faktor des Zusammenhalts im Krieg Kommentar: Welche Argumente überzeugen Deutsche und Dänen, die Ukraine weiterhin zu unterstützen? Dokumentation: Umfragen zum Krieg (Auswahl) Chronik: Chronik 9. bis 16. Januar 2023 Ländliche Gemeinden / Landnutzungsänderung (19.01.2023) Analyse: Ländliche Gemeinden und europäische Integration der Ukraine: Entwicklungspolitische Aspekte Analyse: Monitoring der Landnutzungsänderung in der Ukraine am Beispiel der Region Schytomyr Chronik: 26. September bis 8. Januar 2023 Weitere Angebote der bpb Redaktion

Analyse: Rückblick auf die Entwicklung der Medien in der Ukraine – zwei Jahre nach dem Euromaidan

Marta Dyczok London (Kanada) Von Marta Dyczok

/ 9 Minuten zu lesen

Revolution, Annexion, Krieg und Wirtschaftskrise schaffen für die Medien ein schwieriges Arbeitsumfeld. Dies ist jedoch die Realität, in der Ukraine. Die wichtigsten Veränderungen, die es zu erwähnen gilt, sind das fast völlige Verschwinden der Zensur und das kontinuierliche Aufstreben neuer Projekte. Nichtsdestotrotz hat sich die Struktur der Medienlandschaft nur wenig verändert.

Eine junge Frau liest in einem ukrainischen Satireblatt. (© picture-alliance/dpa)

Einleitung

Zwei Jahre nach den Protesten auf dem Euromaidan in der Ukraine mag man sich fragen, was sich in der Medienlandschaft des Landes verändert hat. Es gab sowohl Wandel als auch Kontinuität, ist eine mögliche Antwort auf diese Frage.

Mit dem Regimewechsel nach der Flucht des damaligen Präsidenten Wiktor Janukowytsch im Februar 2014 endete der staatliche Druck auf die Medien weitestgehend. In der Folge entstanden neue erfolgreiche Medienunternehmen wie das Öffentliche Radio der Ukraine (Hromadske Radio) oder Hromadske.tv. Außerdem wurden erste Schritte unternommen, um die verbliebenen staatlichen Medien in öffentliche Rundfunkunternehmen umzuwandeln.

Allerdings befand sich das Land in einem von Russland gegen die Ukraine geführten hybriden Krieg. Dieser hybride Krieg schloss einen wirkmächtigen Krieg mit ein, der von vielen als "Informationskrieg" bezeichnet wurde und in dem Informationen als Waffe genutzt wurden, um ein verzerrtes Bild der realen Geschehnisse zu zeichnen. Medien und Journalisten waren der Mittelpunkt dieses "Informationskrieges".

Die Medienlandschaft der Ukraine

Was sich nicht verändert hat, ist die Gesamtstruktur des Mediensystems. Die großen privatwirtschaftichen Mediengesellschaften machen noch immer 80 % der ukrainischen Medienlandschaft aus. Auch die Eigentümer sind dieselben geblieben, wie vor dem Regimewechsel: es die wohlhabendsten und mächtigsten Männer der Ukraine, oft als Oligarchen bezeichnet. Rinat Achmetow, der aus Donezk stammt und der wohlhabendste Mann in der Ukraine ist, ist weitestgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden, seit die Situation im Donbass sich verschärft hat. Die Frage, welche Rolle er in dem Konflikt spielt, ist Gegenstand einer öffentlichen Diskussion. Trotzdem blieb er Eigentümer der Media Group Ukraine. Gegen die Verbündeten des flüchtigen früheren Präsidenten Janukowitsch, Dmytro Firtasch und Serhij Ljowotschkin, wird zur Zeit wegen des Vorwurfs der Korruption ermittelt. Obwohl neben den ukrainischen Behörden auch internationale Gerichte ermitteln, sind die beiden Männer Berichten zufolge noch immer Inhaber von INTER, der größten Mediengesellschaft der Ukraine. Und Petro Poroschenko, der im Mai 2015 Präsident wurde, lehnt es ab, seine Eigentumsrechte am Kanal 5 abzugeben.

Als die Demonstranten des Euromaidan es geschafft hatten, den unbeliebten, korrupten Präsidenten zu stürzen, schien es zunächst so, als hätten die Medien in der Ukraine neue Energie geschöpft. Der investigative Journalismus erfuhr einen kurzen Aufschwung, als alle großen Medienunternehmen begannen, Fragen über die Ereignisse während der Demonstrationen zu stellen – insbesondere, als gegen Ende der Proteste mehr als 100 Demonstranten getötet wurden. "Wer hat geschossen? Wer gab die Befehle? Wer untersucht die Vorkommnisse?", waren in der Öffentlichkeit häufig gestellte Fragen.

Als Russlands heimliche Invasion der Krim und die gewalttätigen Auseinandersetzungen in den Gebieten Donezk und Luhansk begannen, kam es auf den nationalen TV-Kanälen (und zwar sowohl auf den privaten als auch auf den staatlichen) zu einer seltenen Demonstration von Einheit. Sie alle zeigten auf dem Bildschirm das gleiche Logo: Die Ukraine ist vereint (Jedyna Kraina) – in ukrainischer und in russischer Sprache.

Die Übergangsregierung von Präsident Oleksandr Turtschynow und Premierminister Arsenij Jazenjuk (Februar bis Mai 2014) ernannte den geachteten unabhängigen Journalisten Zurab Alasanija zum neuen Direktor der staatlichen TV- und Radiogesellschaft. Außerdem gaben sie bekannt, dass die noch aus der Sowjetzeit stammende Unternehmensstruktur in die einer öffentlichen Rundfunkanstalt umgewandelt werden solle (s. Ukraine-Analysen 96). Dieser Schritt wurde begrüßt, und die Umsetzung begann mit viel Enthusiasmus. Die erste maßgebliche Veränderung war die Aufhebung der Nachrichtenzensur, die es noch unter der Vorgängerregierung gegeben hatte. Zeitgleich mit Veränderungen im Management und in der Verwaltungsstruktur des Unternehmens wurde auch ein neues Programm vorgestellt.

Anti-Propaganda Graswurzelbewegung

Die Übergangsregierung kämpfte indes erfolglos gegen eine landesweite Desinformationskampagne, in der es hieß, eine unrechtmäßige Rechtsaußen-Regierung wäre in Kiew durch einen faschistischen Putsch an die Macht gekommen. Die Zivilgesellschaft schritt helfend ein. Eine Gruppe von PR-Spezialisten schuf das Ukraine Crisis Media Center (UCMC), welches zunächst als zeitlich begrenztes Forum geplant war, auf dem Regierungsvertreter sich zum Informationsaustausch mit Journalisten treffen konnten. Eine andere Gruppe aus Journalisten und Wissenschaftlern rief ein StopFake genanntes Projekt ins Leben, in dessen Rahmen sie gefälschte Nachrichten, die aus dem Kreml über die Ukraine gemeldet wurden, herausfilterten und richtigstellten. Obwohl der Informationsdienst der Regierung nach der Wahl Petro Poroschenkos zum Präsidenten am 25. Mai 2015 langsam auch begann, effektiver zu arbeiten, blieben die Graswurzelbewegungen bestehen und spielen weiterhin eine wichtige Rolle.

Ein leuchtendes Beispiel nach den Ereignissen auf dem Euromaidan ist das Öffentliche Radio der Ukraine (Hromadske Radio). Im Sommer 2013 mit Hilfe privater Finanzierung durch eine Handvoll Journalisten gestartet, bietet diese Initiative eine Alternative zu privatwirtschaftlichen Medienholdings und staatlichen Medien. Die Journalisten setzten private finanzielle Mittel ein und begannen mit Online-Übertragungen. Mit der Flucht Janukowytschs und den damit einsetzenden Veränderungen im staatlichen Rundfunksystem wurde dem Hromadske Radio ein zweistündiges Zeitfenster während der Hauptsendezeit auf den staatlichen Rundfunkfrequenzen eingeräumt. Fortan war es der Initiative möglich, ein breiteres Publikum zu erreichen.

Als der Konflikt im Frühjahr 2014 seinen Höhepunkt erreichte, recherchierten die Reporter des Hromadske Radio an der Front und berichteten über die dortigen Ereignisse. Der Reporter Andrij Kulykov reiste am 5. März 2014 nach Perewalne auf die Krim. Dort entstand eine Sendung mit dem Titel "Unbekannter Soldat bekommt auf der Krim eine neue Bedeutung". Zwei Wochen später berichtete er aus Donezk, wie maskierte Männer mit Maschinenpistolen dem Fernsehsender Donbas TV einen Besuch abstatteten und wie er später auf einer Kundgebung beobachtete, wie die Menschenmenge "Rossija!" skandierte.

Bis heute wurde die Sendezeit von Hromadske Radio auf acht Stunden täglich ausgebaut. Es gibt eine Sendung, die sich mit dem Titel "Kiew–Donbass" speziell an die Einwohner der Ostukraine auf beiden Seiten der Front wendet. Die Sendung legt großen Wert auf Objektivität und lässt alle Stimmen zu Wort kommen.

Eine bis heute bestehende Schwierigkeit ist allerdings die Gewährleistung einer sicheren Finanzierung. Dies ist ein Problem, mit dem öffentliche Rundfunkanstalten in vielen Ländern kämpfen. Eine weitere Herausforderung ist die komplexe Verbindung zur staatlichen Radiogesellschaft, die in eine öffentliche Rundfunkanstalt umgewandelt wird. Das Ziel von Hromadske Radio ist, eine der nationalen Radiofrequenzen zugesprochen zu bekommen, sobald diese öffentlich ausgeschrieben werden. Wie so viele Dinge in der Ukraine ist auch dies ein laufender Prozess.

Staatliche Medienpolitik

Umstrittene Maßnahmen der Regierung nach dem Amtsantritt Poroschenkos waren erstens das Verbot russischer Fernseh- und Radioübertragungen in die Ukraine und zweitens die Gründung eines Ministeriums für Informationspolitik.

Die Entscheidung, russische Medien in der Ukraine vom Netz zu nehmen fiel im Sommer 2014. Zu diesem Zeitpunkt war im von Russland kontrollierten Teil der Krim und in den Teilen der Gebiete Donezk und Luhansk, in denen die "Volksrepubliken Donezk und Luhansk" ausgerufen worden waren, ukrainisches Fernsehen vom Netz genommen worden. Der Beschluss, vom Nationalen Rat für Fernseh- und Radioübertragungen – der staatlichen Regulierungsbehörde im Rundfunkbereich – gefällt, war heiß umstritten und wurde von vielen Journalisten bekämpft. Die Regulierungsbehörde begründete ihren Schritt damit, dass die Ukraine um die laufende Desinformationskampagne zu bekämpfen, russische Sender blockieren müsse. Dies war jedoch nur zum Teil erfolgreich, da Fernsehen auch über Internet empfangbar ist. Die Menschen, die weiterhin russische Medien nutzen wollten, konnten dies also einfach online oder über Satelliten-TV tun.

Im März 2015 wurde außerdem ein Gesetz verabschiedet, das in Russland produzierte Unterhaltungsprogramme, die die russische oder sowjetische Armee verherrlichen sowie nach 2014 produzierte russische Filme verbietet. Dieses Verbot ist wirksam, Verstöße sind selten.

Ähnlich umstritten war die Entscheidung von Präsident Poroschenko, im Dezember 2014 ein Ministerium für Informationspolitik zu gründen. Die offizielle Begründung für diesen Schritt war, dass der Staat aufgrund des Krieges gezwungen ist, seine Informationsstrategie genau abzustimmen. Das neue Ministerium hatte zwei Aufgaben: Es sollte einerseits gewährleisten, dass die ukrainische Gesellschaft und mit ihr die ganze Welt korrekte Informationen erhielt, und andererseits sollte es Falschinformationen bekämpfen und richtigstellen. Das Ministerium unternahm eine Reihe von Schritten. Es wurde ein Papier zu einem ukrainischen Informationssicherheits-Konzept erarbeitet, zu dem es hieß: "Das Hauptziel des Informationssicherheitssystems ist es, eine Entwicklung zu unterstützen, die negative Einflüsse durch Einmischung Dritter verhindert" (s. Dokumentation auf S. 13). Im ukrainischen Militär wurde ein System eines eingebetteten Journalismus implementiert. Es wurden Schritte zur Erneuerung des Rundfunks in Teilen des Donbass unternommen. Außerdem wurde der Aufbau einer ausländischen Rundfunkanstalt angekündigt, die in fremder Sprache Nachrichten über die Ukraine international zugänglich machen sollte. Diese Nachrichtenplattform wurde im Oktober 2015 gestartet. Dabei war nicht klar, ob die notwendigen finanziellen Mittel für diese Unternehmung dauerhaft bereitgestellt würden oder wie sie sich überhaupt von dem privaten englischsprachigen TV-Kanal Ukraine Today unterscheiden würde, der am 14. August 2014 von Ihor Kolomojskyj und seiner Firma 1+1 TV gegründet worden war. So war das neue Ministerium breiter Kritik sowohl von Journalisten und als auch aus der Gesellschaft ausgesetzt und der Minister Jurij Stets ersuchte nach einem Jahr um seinen Rücktritt. Diesem Ersuchen muss noch vom Parlament stattgegeben werden.

Gewalt gegen Journalisten und Konflikt-Berichterstattung

Ein anderer Bereich, in dem sich große Veränderungen ergaben, ist das professionelle Umfeld von Journalisten. Gewalt und Krieg veränderten das Leben aller Ukrainer, jenes von Journalisten jedoch in besonderer Weise. Themen wie journalistische Standards, Ethik, Zensur, Selbstzensur und Propaganda traten hinter Konferenzen und Diskussionen am runden Tisch zurück. Sie wurden mit Anliegen nationaler Sicherheit und, in vielen Fällen, persönlicher Sicherheit verknüpft. Der Ausdruck "Informationskrieg" wurde so gebräuchlich, weil der Kampf um korrekte Information zu einem Schlüsselmoment im größeren Konflikt wurde.

Schwer bewaffnete maskierte Männer, die Gewalttaten begingen, wollten nicht, dass die Welt davon erfuhr. So nahmen sie Journalisten ins Visier, entführten, folterten und töteten diese sogar. 2014 wurde das tödlichste Jahr für Journalisten in der neueren Geschichte der Ukraine. Sieben wurden getötet, 25 gefangengenommen, 79 entführt oder festgehalten, 286 überfallen. Zur Zeit der Entstehung dieses Textes, im Januar 2016, steht die Journalistin Maria Warfolomejewa bereits seit einem Jahr unter willkürlichem Arrest der selbsternannten "Volksrepublik Luhansk" (s. Dokumentation auf S. 14).

Die Mehrzahl solcher Zwischenfälle ereignete sich in Kiew (zum Ende der Proteste auf dem Euromaidan), auf der Krim und in den östlichen, vom Krieg betroffenen, Gebieten. Im vergangenen Jahr wurde die Ukraine als eines der drei gefährlichsten Länder der Welt für Journalisten eingestuft.

Es ist unnötig zu erwähnen, dass die meisten Journalisten auf das, was sie erlebten, nicht vorbereitet waren. Es gab keine Tradition des Kriegsjournalismus in der Ukraine, erst recht nicht eines Krieges, der auf dem eigenen Territorium ausgefochten wurde. Einige mussten von Zuhause fliehen. Andere begaben sich in die Krisengebiete, ohne zuvor auf eine solche Aufgabe vorbereitet worden zu sein und auch ohne geeignetes Equipment wie Helme oder schusssichere Westen.

Die ukrainische Berichterstattung über die Ereignisse unterschied sich von der internationalen. Dafür gab es viele Gründe. In einigen Fällen war es schwierig (wenn nicht gar unmöglich), umfassende Informationen zu erhalten, weil der Zugang zum Kriegsgebiet von allen Seiten eingeschränkt war. Viele Journalisten auf der Krim oder in dem Gebiet des Donbass, das sich unter der Kontrolle der "DNR" und "LNR" befand, wurden bedroht. Einige wurden festgehalten, andere brachten sich in die von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiete in Sicherheit. Zum Beispiel musste der Herausgeber der unabhängigen Online-Publikation Ostrov, Serhij Harmasch, der die Zensur in der Ära Kutschma und Janukowytsch überlebt hatte, nach einem Überfall auf seine Redaktion im März 2014 fliehen. Ukrainisches Fernsehen und Radio wurden genauso vom Netz genommen, wie auch die TV-Station ATR der Krimtartaren. Sie sind jedoch weiterhin online empfangbar.

Schlussfolgerung

Ein etabliertes Mediensystem, welches größtenteils privatwirtschaftlich organisiert ist und bisher unter staatlicher Zensur stand, zu reformieren, ist keine einfache Aufgabe – besonders nicht unter Kriegsbedingungen. Die Ukrainer mussten sich der Herausforderung stellen, sich einem Informationskrieg entgegenzustemmen, während sie gleichzeitig versuchten, professionelle Standards aufrechtzuerhalten und objektiv über Regierungsangelegenheiten zu berichten. Der Staat hat zum Teil erfolgreich versucht, einen öffentlichen Rundfunk aufzubauen und zu diesem Zweck neue Gesetze erlassen.

Übersetzung aus dem Englischen: Alena Göbel.

Lesetipps:

Fussnoten

Marta Dyczok ist Außerordentliche Professorin in den Fachbereichen Geschichte und Politikwissenschaften an der University of Western Ontario, Mitglied der Munk School of Global Affairs an der Universität von Toronto und nebenamtliche Professorin in der Mohyla Akademie an der Nationalen Universität in Kiew. Sie hat vier Bücher veröffentlicht, darunter Ukraine Twenty Years After Independence: Assessments, Perspectives, Challenges (Mitherausgeberin: Giovanna Brogi, 2015), Media, Democracy and Freedom. The Post Communist Experience (Mitherausgeberin: Oxana Gaman-Golutvina, 2009). Außerdem veröffentlichte sie Artikel in verschiedenen Journalen, unter anderem in The Russian Journal of Communication (2014) und Demokratizatsiya (2014). Zusätzlich schreibt sie regelmäßig Medienkommentare. Sie promovierte an der University of Oxford und forscht über Massenmedien, Erinnerung, Migration und Geschichte.