Die zentralen Prinzipien der Cumhuriyet Halk Partisi (CHP, Republikanische Volkspartei) sind Republikanismus, Laizismus, Revolutionismus, Etatismus, Populismus und Nationalismus.
Die CHP ist seit 2002 die Hauptoppositionspartei der Türkei. 1979 regierte sie zuletzt alleine und 1995 war sie letztmals Teil einer Koalitionsregierung. Ihre Stammwählerschaft besteht überwiegend aus städtischen, säkularen und gebildeten Bevölkerungsschichten, wie auch Aleviten, die in der CHP ein Bollwerk gegen eine Islamisierung sehen sowie Wählern aus Westanatolien, aus Großstädten und aus Thrakien.
Die CHP ging aus der 1919 gegründeten "Gesellschaft zur Verteidigung der Rechte von Rumelien und Anatolien" hervor, die den nationalen Widerstand gegen die Besatzung Anatoliens organisiert hatte, und wurde 1923 als Partei gegründet. Von 1923 bis 1945 war die CHP – mit Ausnahme kurzer Perioden – die einzige Partei der Türkei und mit dem Staat verschmolzen. Unter der Führung des Staatsgründers
In der Opposition erfuhr die CHP eine demokratische Wende. Auf dem CHP-Kongress im Jahr 1957 wurde die "Erklärung der primären Ziele" verabschiedet. Darin wurde für den Fall einer Regierungsbildung die Aufhebung anti-demokratischer Gesetze, eine umfassende Umänderung der Verfassung in Anlehnung an die Prinzipien der Volkssouveränität, soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und soziale Sicherheit sowie die Kontrolle der Legislative über die Exekutive versprochen.
Nach der Wiedergründung der CHP im Jahre 1992 – nach dem
2010 übernahm Kemal Kılıçdaroğlu den Vorsitz der Partei und leitete einen vorsichtigen Wechsel in der etablierten Führungsriege ein. Obwohl die CHP seitdem Fragen der sozialen Sicherheit und Gerechtigkeit betont und sich um die Stimmen konservativer Bevölkerungsteile bemüht, weicht sie entgegen ihres Selbstbildes sowohl programmatisch als auch rhetorisch und organisatorisch in einigen Punkten von einer sozialdemokratischen Partei europäischem Vorbilds ab.
Bei der Parlamentswahl im Juni 2015 konnte die CHP von den Verlusten der Regierungspartei
Im Mai 2016 hat das türkische Parlament dem Vorstoß des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan folgend und mit der Unterstützung des CHP-Vorsitzenden Kılıçdaroğlu die Immunität von 138 Abgeordneten (darunter 51 von der CHP) wegen angeblicher Verbindungen zur PKK aufgehoben. Im Juli 2016 stellte sich die CHP gegen den Putschversuch und unterstütze für eine kurze Dauer die AKP-Regierung gegen mögliche weitere Umsturzversuche. Im Nachhinein wurde der CHP vorgeworfen, sich in dieser Phase nicht kritisch genug gegenüber der AKP-Regierung gezeigt zu haben.
Im Zuge des Verfassungsreferendums im April 2017 positionierte sich die CHP deutlich gegen die von der Regierung vorgeschlagene Verfassungsänderung. Zwei Monate später startete Parteichef Kılıçdaroğlu von Ankara aus den "Marsch für Gerechtigkeit", den er in Istanbul am 9. Juli mit einer Massenkundgebung zum Abschluss brachte. Damit ist es ihm gelungen, auf politische Missstände und auf das Gerechtigkeitsproblem in der Türkei aufmerksam zu machen und sogar AKP-Anhänger anzusprechen. Auslöser war, dass der CHP-Abgeordnete und stellvertretende Parteivorsitzende Enis Berberoğlu zu 25 Jahren Haft wegen Geheimnisverrats verurteilt worden war. Berberoğlu wurde vorgeworfen, den Journalisten Can Dündar und Erdem Gül von der Zeitung Cumhuriyet Filmmaterial über illegale Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes nach Syrien übergeben zu haben.
Die Parlamentswahl 2018 trat die CHP in einem Bündnis mit der
Bei der Kommunalwahl 2019 konnte das oppositionelle Bündnis, die Allianz der Nation – säkular-linke CHP und national-konservative İyi Parti – seinen Stimmenanteil jedoch um über drei Prozentpunkte verbessern. Die CHP konnte sich erstmals seit 1978 wieder der 30-Prozent-Marke annähern. Sie gewann 11 der 30 Großstadtkommunen – darunter die demographisch und wirtschaftlich wichtigen Städte Istanbul, Ankara, Izmir und Antalya.
Bei der Parlamentswahl am 14. Mai 2023 erhielt die CHP 25,33 Prozent (vorläufiges Ergebnis) und wird ins Parlament mit 169 Abgeordneten einziehen, jedoch werden 25 Abgeordneten von der Deva und Gelecek Partisi wahrscheinlich nicht der CHP-Faktion angehören. Die von ihr geführte Allianz der Nation kam auf 35,02 Prozent der Stimmen und wird im Parlament mit 213 Sitzen vertreten sein. Spitzenkandidat Kılıçdaroğlu blieb bei der Präsidentenwahl mit 44,89 Prozent der Stimmen knapp hinter Erdoğan und wird bei der Stichwahl am 28. Mai erneut gegen ihn antreten.