Die Gründung des Staates Israel wurzelt gleichermaßen in der europäischen Geschichte wie im nahöstlichen Geschehen des 20. Jahrhunderts. Die zionistische Vision jüdischer Intellektueller, ein Gemeinwesen in Palästina als dem "Land der Väter" zu schaffen, war eine Antwort auf die sich Ende des 19. Jahrhunderts abzeichnenden Herausforderungen und Infragestellungen, insbesondere auf Antisemitismus und Assimilationstrends. Zentrale Anliegen waren der Erhalt des Judentums, die Zusammenführung der Juden in einer eigenen "Heimstätte" und die Neubestimmung jüdischer Identität in der modernen Gesellschaft.
Als "Vater des politischen Zionismus" gilt Theodor Herzl, der Initiator und erste Präsident der 1897 in Basel gegründeten Zionistischen Weltorganisation (ZWO). Das Baseler Programm - bis 1948 Leitlinie zionistischen Wirkens - verkündete als zentrales Ziel die "Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina". Verwirklicht werden sollte dieses durch die "Besiedlung Palästinas mit jüdischen Ackerbauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden". Zunächst schien Herzls Vision in weiter Ferne zu liegen. Der osmanische Sultan Abdul Hamid II. lehnte das zionistische Projekt ab; auch die europäischen Großmächte hielten sich zurück. Im Umfeld des Ersten Weltkriegs erhöhte sich der Stellenwert Palästinas. Großbritannien, dessen Truppen im Dezember 1917 Jerusalem besetzt hatten, stärkte – neben Frankreich - seine dominierende Rolle im Nahen Osten. Zur Absicherung ihrer strategischen und wirtschaftlichen Interessen hatten die Briten noch vor Kriegsende Geheimgespräche mit teilweise widersprüchlichem Inhalt über das weitere Schicksal Palästinas geführt. So vereinbarten sie mit Frankreich die Aufteilung des Osmanischen Reiches (Sykes-Picot-Abkommen von 1916). Parallel dazu versprachen sie dem Scherifen von Hedschas und Mekka die Gründung eines arabischen Großreichs (Hussein-MacMahon-Briefwechsel von 1915/16). Der zionistischen Bewegung schließlich sicherte Außenminister Arthur James Balfour 1917 in einem an den Präsidenten der Englischen Zionistischen Föderation, James de Rothschild, adressierten Brief die Unterstützung seiner Regierung für "die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk" zu.
Die Balfour-Erklärung fand Eingang in den Friedensvertrag der Siegermächte mit der Türkei; am 25. April 1920 wurde Großbritannien auf der Konferenz von San Remo mit der Verwaltung Palästinas beauftragt. Der Völkerbund bestätigte am 24. Juli 1922 das britische Mandat.
Jüdische Einwanderung und nationaler Konflikt
Mehrere Einwanderungswellen ließen seit Ende des 19. Jahrhunderts den jüdischen Bevölkerungsanteil in Palästina von fünf Prozent (1882) auf 11,1 Prozent (1922) bzw. 30,6 Prozent (1945) anwachsen. Die Neueinwanderer verstanden sich als Chaluzim (Pioniere). Sie schufen jüdische Selbstverwaltungsorgane, einen eigenen Wirtschaftssektor sowie politische Parteien und Organisationen.
Insbesondere die dominante sozialdemokratische Fraktion im Zionismus vertrat die Auffassung, das jüdische Volk müsse sich durch körperliche Arbeit und Urbarmachung des Bodens ein Recht auf Palästina erwerben. Dementsprechend gründeten die Einwanderer landwirtschaftliche Kollektivsiedlungen (Kibbuzim und Moschavim), organisierten sie jüdische Arbeitskräfte in der Gewerkschaft Histadrut und riefen sie militärische Organisationen zum Schutz der neu angelegten Siedlungen ins Leben. Ende 1946 betrug der jüdische Landbesitz in Palästina 11 Prozent der kultivierbaren und 20 Prozent der kultivierten Fläche. Bei der Staatsgründung 1948 zählte der Jischuv 649.600 Menschen - ein Drittel der Gesamtbevölkerung Palästinas. Bereits früh gerieten die zionistisch motivierten Einwanderer in Konflikt mit der arabisch-palästinensischen Nationalbewegung. Deren Vertreter hatten zunächst die Befreiung vom osmanischen Joch gefordert. Nach 1920 klagten sie die ihnen von den Briten versprochene nationale Selbstbestimmung und Eigenstaatlichkeit ein. Arabische Unruhen bzw. Aufstände in den Jahren 1920, 1921, 1929 und 1936 bis 1939 richteten sich zunächst gegen die zionistischen Siedler, zunehmend jedoch auch gegen die britischen Mandatsbehörden. Aus Furcht vor der weiteren Eskalation der nationalen Widersprüche beschränkte Großbritannien ab 1939 - trotz Kenntnis der antisemitischen Verfolgungen in Deutschland - die Einwanderung von Juden nach Palästina auf ein Minimum. Nach Kriegseintritt der USA unterstützten im Mai 1942 Delegierte zionistischer Organisationen aus den Vereinigten Staaten, Europa und Palästina sowie Exekutivmitglieder der Jewish Agency die Ziele der Anti-Hitler-Koalition. Das von ihnen verabschiedete "Biltmore-Programm", das die "Öffnung der Tore Palästinas" und die Errichtung eines jüdischen Staates nach Kriegsende forderte, gilt als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Eigenstaatlichkeit.
UN-Teilungsplan und Staatsgründung
Die weltpolitische Konstellation nach dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere das Trauma der Schoah hatten weitgehende Auswirkungen auf Palästina. Angesichts der Ermordung eines Drittels der jüdischen Weltbevölkerung in deutschen Vernichtungslagern und der Zerstörung Hunderter jüdischer Gemeinden verloren Bedenken gegen das zionistische Experiment an Bedeutung.
In Palästina spitzten sich die Widersprüche zu. Sowohl die zionistische als auch die arabische Nationalbewegung forderten vehement die Beendigung der britischen Herrschaft. Zugleich suchten sie, die einander diametral entgegen gesetzten nationalen Ziele durchzusetzen. Militante Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern, aber auch Überfälle auf Einrichtungen der Mandatsbehörden waren an der Tagesordnung. Die britische Regierung sah sich nicht mehr in der Lage, das Mandat aufrechtzuerhalten und bat die Vereinten Nationen um Vermittlung.
Vom 28. April bis 15. Mai 1947 befasste sich eine außerordentliche UN-Vollversammlung mit dem Palästinaproblem. Der von ihr eingesetzte Sonderausschuss (UNSCOP) schlug nach eingehender Prüfung einstimmig vor, das britische Mandat zu beenden. Während sieben Vertreter für die Teilung Palästinas stimmten, sprachen sich die restlichen vier für einen arabisch-jüdischen Föderativstaat aus.
Am 29. November 1947 votierte die II. UN-Vollversammlung mit 33 Für- und 13 Gegenstimmen bei zehn Enthaltungen für die Resolution 181 (II). Diese forderte, das Mandat Großbritanniens zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu beenden und Palästina zu teilen. In dem circa 25.000 Quadratkilometer umfassenden Territorium mit einer Bevölkerung von 1,3 Millionen Arabern und 608.000 Juden sollten ein arabisch-palästinensischer und ein jüdischer Staat entstehen. Jerusalem - von zentraler Bedeutung für Juden, Christen und Muslime - war als neutrale Enklave gedacht. Das dreigeteilte Palästina sollte zu einer Wirtschaftsunion zusammengefasst werden. Von Bedeutung für die Weichenstellung im Nahen Osten war die Positionierung der UdSSR. Der Ständige Vertreter der UdSSR bei den Vereinten Nationen und spätere sowjetische Außenminister, Andrei Gromyko, hatte sich auf der Vollversammlung im Mai 1947 zunächst für einen binationalen arabisch-jüdischen Bundesstaat eingesetzt; sollte diese Option nicht realisierbar sei, betrachte er die Teilung Palästinas als unumgänglich. Angesichts des millionenfachen Judenmords, so Gromyko vor der UNO, sei eine Verweigerung des Rechts des jüdischen Volkes auf einen eigenen Staat nicht zu rechtfertigen.
Die 1945 gegründete Arabische Liga bzw. ihre sechs UN-Mitgliedsstaaten lehnten den Teilungsbeschluss vehement ab. Für den Fall seiner Verwirklichung kündigten sie an, militärische Maßnahmen zu ergreifen und eine "Arabische Befreiungsarmee" aufzustellen. Bereits unmittelbar nach dem UN-Beschluss kam es zu erbitterten Gefechten zwischen arabischen und jüdischen Militäreinheiten. Im Frühjahr 1948 konzentrierten sich die Kämpfe zunehmend auf die von den Briten aufgegebenen Armeelager, Polizeiposten und Regierungsgebäude.
Am 1. April 1948 begann mit der "Operation Dalet" eine militärische Offensive der Haganah. Sie verfolgte das Ziel, alle dem jüdischen Staat zugedachten Gebiete, jedoch auch jüdische Siedlungen jenseits der UN-Grenzziehungslinie sowie die Verbindungswege zwischen den jüdischen Siedlungsgebieten und den freien Zugang nach Jerusalem zu sichern. Insbesondere an der Straße von Tel Aviv nach Jerusalem kam es zu heftigen Kämpfen, in deren Verlauf am 9. April 1948 Einheiten der Militärorganisation Ezel im arabischen Dorf Deir Jassin ein Massaker anrichteten, dem über 250 Männer, Frauen und Kinder zum Opfer fielen. Vergeltungsaktionen palästinensischer Freischärler trugen zu weiterer Eskalation bei.
Angesichts der zunehmenden militärischen Auseinandersetzungen zogen die USA im März 1948 ihre Zustimmung zum Teilungsbeschluss vorübergehend zurück. Sie schlugen vor, Palästina unter UN-Treuhandschaft zu stellen. Nachdem die Offerte sowohl von jüdischer als auch arabischer Seite sowie von zahlreichen UN-Mitgliedern abgelehnt worden war, unterstützte die US-Administration erneut die Gründung des jüdischen Staates.
Das britische Mandat über Palästina endete am 14. Mai 1948. Am Nachmittag desselben Tages proklamierte David Ben Gurion im Stadtmuseum von Tel Aviv den Staat Israel. Dieser wurde nur wenige Stunden später von den USA und der Sowjetunion diplomatisch anerkannt. Wie bereits den UN-Beschluss vom 29. November 1947 begrüßte die jüdische Bevölkerung Palästinas auch die Ausrufung des jüdischen Staates enthusiastisch, beinhalteten beide Geschehnisse doch die völkerrechtliche Absicherung eines lang erstrebten Ziels. In mehreren arabischen Hauptstädten dagegen fanden Protestdemonstrationen statt, bei denen Einrichtungen der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Sowjetunion demoliert wurden.
Erster Nahostkrieg
Die Aussichten auf eine friedliche Entwicklung waren gering. Die arabischen Staaten und das Hohe Arabische Komitee, die oberste Repräsentanz der palästinensischen Nationalbewegung, betrachteten den Teilungsplan als Kriegsgrund. Auch die britische Regierung, die sich 1947 bei der Abstimmung über die Zukunft Palästinas in der UNO der Stimme enthalten hatte, zeigte sich an der Umsetzung der Resolution 181 (II) wenig interessiert. Zwei Monate vor Beendigung des Mandats schloss sie einen Bündnisvertrag mit König Abdallah von Transjordanien, mit dem der arabischen Intervention in Palästina Rückendeckung gegeben wurde.
In der Nacht vom 14. zum 15. Mai 1948 marschierten die Armeen Ägyptens, Transjordaniens, Syriens, des Irak und des Libanon in Palästina ein, um die Proklamation des jüdischen Staates rückgängig zu machen. Nicht zuletzt dank umfangreicher Waffenlieferungen aus der Tschechoslowakei sowie finanzieller Unterstützung aus den USA und anderen Ländern endete der erste Nahostkrieg im Januar 1949 mit dem militärischen Sieg Israels. Unter Vermittlung der Vereinten Nationen kamen Waffenstillstandsverträge mit Ägypten (24. Februar 1949), Libanon (23. März 1949), Transjordanien (3. April 1949) und Syrien (20. Juli 1949) zustande.
Die Chancen für die durch den UN-Beschluss vom November 1947 legitimierte Ausrufung eines arabisch-palästinensischen Staates waren durch die Besetzung von Teilen der dafür vorgesehenen Gebiete durch Israel, die Eingliederung des Westjordanlandes und Ost-Jerusalems in das 1950 von König Abdallah ausgerufene Haschemitische Königreich Jordanien sowie die Unterstellung des Gaza-Streifens unter ägyptische Verwaltung für einen langen Zeitraum hinfällig geworden. In das kollektive Gedächtnis der Palästinenser gingen die Geschehnisse von 1948/49 als Nakba (Katastrophe) ein.
Eine schwere Friedenshypothek bildete das Problem der arabischen Palästina-Flüchtlinge. Bis Oktober 1948 registrierte das UNO-Hilfswerk für Palästina bereits über 650.000 Flüchtlinge. Nur wenigen wurde erlaubt, nach dem Waffenstillstand in ihre Heimat zurückzukehren.