Bisher ist das öffentliche Interesse an der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll aus deutschen Kernkraftwerken erstaunlich gering – und das, obwohl die Suche nach einem geeigneten Standort für die giftigen und strahlenden Abfälle so weitreichende Konsequenzen und eine noch gar nicht abschätzbare gesellschaftliche Brisanz besitzt.
Jahrzehntelang hat das Thema Atomenergie die Menschen in Deutschland beschäftigt, es hat gespalten und polarisiert. Zum Beispiel bei den Auseinandersetzungen um die AKW-Projekte in Wyhl, Brokdorf oder Grohnde oder den Bauvorhaben in Gorleben und Wackersdorf. Der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 machte schlagartig klar, welche Gefahren auch mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie verbunden sind. Wie umstritten die Atomenergie ist, zeigte sich auch bei den Castortransporten ins niedersächsische Gorleben im Wendland. Denn dort – so der Plan vieler Bundesregierungen – sollte der Müll eines Tages tief im Untergrund verschwinden. Elf Mal, zwischen 1995 und 2011, rollten die Züge mit hochradioaktivem Material ins niedersächsische Zwischenlager. Begleitet von Blockaden und Protesten und einem von Mal zu Mal wachsenden Polizeiaufgebot, begleitet auch von unzähligen Journalistinnen und Journalisten, ihren Kameras und Mikrofonen.
Die jüngste Nuklearkatastrophe, die Havarie des Reaktors im japanischen Fukushima im Frühjahr 2011, führte in Deutschland zu einem radikalen Kurswechsel in der Atompolitik. Mit breiter Mehrheit wurde die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke rückgängig gemacht. Am 31. Dezember 2022 werden die letzten deutsche Kernkraftwerke vom Netz gehen. Der bis dahin entstandene hochradioaktive Müll bleibt aber ein Problem, mit dem noch viele Generationen zu tun haben werden. Denn auch Jahrzehnte nach der Inbetriebnahme des ersten Reaktors in Deutschland ist nicht geklärt, wo dieser Müll – ca. 27.000 Kubikmeter – einmal sicher verwahrt werden kann.
Der beschlossene Ausstieg aus der Atomenergie hat schließlich zu einer neuen Suche nach einem geeigneten Standort für ein Endlager für hochradioaktiven Abfall geführt. Es ist nicht der erste Anlauf. Bereits in den 1980er Jahren hatte sich die Politik auf Gorleben festgelegt – ohne jedoch andere Optionen gründlich zu prüfen. Auch wenn der Ort im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg in diesem neuen Suchverfahren erneut mit einbezogen wird, so gilt es aber nun, ihn mit anderen geeigneten Orten zu vergleichen. Ausgang ungewiss.
Im Herbst 2020 beginnt die erste spannende Phase der neuen Endlagersuche. Am 28. September veröffentlicht die "Bundesgesellschaft für Endlagerung" den sogenannten "Zwischenbericht Teilgebiete". Diese "Teilgebiete" kommen aus geologischer Sicht als Endlagerstandort für hochradioaktive Abfälle in Frage. Aber was heißt das? Wie und von wem wurden diese Gebiete ausgewählt? Was passiert nun? Und was halten die Atomkraft-Kritikerinnen und -Kritiker vom neuen Verfahren? Wie gehen andere Länder mit der Herausforderung um? Und wie gefährlich ist dieser Müll überhaupt?
Antworten liefert der Podcast "Auf Endlagersuche. Der deutsche Weg zu einem sicheren Atommülllager" der Bundeszentrale für politische Bildung.