Die
Abbildung 1: Zahl und Kategorien venezolanischer Migrant_innen in Kolumbien
Kategorie Migrant/-innen | Pendel-migrant/-innen | Transit- migrant/-innen | In Kolumbien ansässige Migrant/-innen (regulärer und irregulärer Aufenthalt) |
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Zahl bis August 2019 | 3,3 Millionen | Zwischen 350.000 und 400.000 | 1.298.300 (davon 515.286 ohne Aufenthaltserlaubnis) |
Art des Dokuments zur Regularisierung ihres Aufenthalts / Beginn der Gültigkeit | Grenzmobilitätskarte (Tarjeta de Movilidad Fronteriza – TMF), in Kraft seit 16. Februar 2017 | Befristete Durchreiseerlaubnis (Permiso de Tránsito Temporal – PIP-PTT), in Kraft seit 21. Dezember 2018. Bis August 2019 verfügten etwa 178.215 Personen über diese befristete Aufenthaltserlaubnis. | Besondere Aufenthaltserlaubnis (Permiso Especial de Permanencia – PEP), in Kraft seit 25. Juli 2017 (89 Prozent der 672.947 sich im Juli 2019 legal in Kolumbien aufhaltenden Venezolaner verfügten über diese Aufenthaltsgenehmigung; die übrigen 11 Prozent hielten sich mit anderen Dokumenten wie Visa und Akkreditierung legal im Land auf.) |
Verschiedene Quellen: UNHCR (2019): Refugiados y Migrantes Venezolanos en Colombia (Juli), Externer Link: https://acnur.org/5d277c224 (Zugriff: 27.11.2019). Migración Colombia (2019): Reporte Migratorio [Migrationsbericht] (Mai). Banco Mundial [Weltbank] (2018): Migración desde Venezuela a Colombia, impactos y estrategia de respuesta en el corto y mediano plazo. Washington: Banco Mundial (November).
(1) Regelungen
Der Beginn der Reaktion der kolumbianischen Regierung auf den erheblichen Anstieg der venezolanischen Migration an der gemeinsamen Grenze mit
Bis August 2016 gab es in Venezuela einen solchen Mangel an Waren (einschließlich Toilettenpapier), dass Präsident Nicolás Maduro zustimmen musste, die Grenze mit Kolumbien als humanitären Korridor wieder zu öffnen, deren Schließung er am 21. August 2015 angeordnet hatte.
Für venezolanische Migrant_innen, die in Kolumbien bleiben wollten (in Kolumbien ansässige Migrant_innen), wartete Santos jedoch bis zum 25. Juli 2017 – also bis fast zwei Jahre nach Ausbruch der Krise –, um die "Besondere Aufenthaltserlaubnis" (Permiso Especial de Permanencia – PEP) einzuführen. Diese Verzögerung ist auf die schwierige Situation des
Voraussetzungen für die Besondere Aufenthaltserlaubnis
Es gibt vier Bedingungen, die jeder venezolanische Staatsangehörige erfüllen muss, um die Besondere Aufenthaltserlaubnis (PEP) zu erhalten: "1) Er/sie muss sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Resolution [die die PEP umsetzt: die erste war die Resolution 1272 vom 28. Juli 2017] in Kolumbien aufhalten, 2) mit einem Reisepass über eine der vorgesehenen Einwanderungskontrollstellen nach Kolumbien eingereist sein, 3) darf nicht national oder international mit Vorstrafen belegt sein und 4) es darf keine gültige Ausweisungs- oder Abschiebeanordnung gegen ihn/sie vorliegen."*
*Resolution 1272 aus 2017: Externer Link: http://migracioncolombia.gov.co/index.php/es/documentos/resoluciones/file/185-resolucion-1272-de-2017 (Zugriff: 24.9.2019).
Ohne genügend Geld und ohne Reisepass
(2) Grenzen
Die Antwort der kolumbianischen Regierung auf die vermehrte Migration hat es Venezolaner_innen ermöglicht, ihre Notlage in Bezug auf Gesundheit, Bildung und soziale Sicherheit zu lindern. Ferner wurden damit Möglichkeiten des Eintrags im Personenstandsregister
Die kolumbianische Regierung ist wiederholt vom Kongress der Republik aufgerufen worden, "eine umfassende Politik der humanitären Hilfe"
Die provisorischen Entscheidungen der kolumbianischen Regierung hatten zwei kontraproduktive Auswirkungen:
Erstens veranlassten sie Behördenmitarbeiter_innen, die die von der Regierung getroffenen Regelungen umsetzen mussten, dazu, im Falle venezolanischer Migrant_innen auf unbestimmte Zeit die bis dahin geltenden Bestimmungen und institutionellen Routinen außer Kraft zu setzen – zum Beispiel in Standesämtern, Krankenhäusern und öffentlichen Schulen –, um andere "außerordentliche" Wege und Mechanismen anzuwenden. Beispielsweise ordnete die kolumbianische Regierung an, dass venezolanische Migrant_innen Zugang zu einer aus staatlichen Mitteln finanzierten medizinischen "Erstversorgung" erhalten sollten. Dies galt jedoch nur für Personen, die keine Versicherung haben, die die Kosten für die medizinische Versorgung deckt, und die nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um diese medizinische Leistung zu bezahlen. Darüber hinaus sollten nur Menschen in Lebensgefahr von der staatlich finanzierten Notfallversorgung profitieren. Diese Bestimmungen erschwerten die administrative Situation in Krankenhäusern in Grenznähe, da das Personal herausfinden musste, ob der Patient die Kriterien für eine öffentliche Notfallversorgung überhaupt erfüllte.
Zweitens gab es große Probleme bei der Umsetzung dieser Entscheidungen: weil z.B. kaum Ressourcen zur Verfügung gestellt wurden oder die von der Regierung getroffenen Entscheidungen wenig Rechtskraft besaßen, da sie nicht vom Gesetzgeber gebilligt wurden. In vielen Fällen verursachten sie Spannungen zwischen den zentralen Behörden in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá und Behörden sowie anderen Einrichtungen im Staatsgebiet, die unmittelbar mit der umfangreichen venezolanischen Migration konfrontiert und teilweise völlig überlastet waren.
Der
(3) Herausforderungen
Die erste Herausforderung für Kolumbien besteht darin, wirksame Mechanismen zum Schutz sowohl der Menschenrechte venezolanischer Migrant_innen als auch der verfassungsmäßigen Rechte von Binnenvertriebenen und kolumbianischen Rückkehrmigrant_innen – insbesondere von Opfern des bewaffneten Konflikts in Kolumbien – einzurichten. Die Regierung sollte sich an die Friedensabkommen halten, um eine eventuelle Wiederbelebung des bewaffneten Konflikts zu vermeiden, die innerhalb und außerhalb der kolumbianischen Grenzen zu erneuter massiver Entwurzelung führen würde.
Die zweite Herausforderung als Hauptaufnahmeland venezolanischen Migrant_innen besteht darin, die Reaktion der kolumbianischen Regierung mit anderen Organisationen und Akteuren in Einklang zu bringen, wie zum Beispiel:
staatliche Stellen, die sich der Förderung, Verteidigung und Überwachung der Menschenrechte widmen, z. B. das Verfassungsgericht, der Bürgerbeauftragte und das Ministerium für Öffentlichkeit (Ministerio Público) sowie der Kongress der Republik,
Einrichtungen der Kontrolle der öffentlichen Hand wie zivilgesellschaftliche Organisationen und Menschenrechtsverteidiger_innen, die sich für venezolanische Migrant_innen einsetzen,
alle kreativen Gastfreundschaftsinitiativen – von denen in abgelegenen Orten bis hin zu Initiativen in der Hauptstadt Bogotá –, die sich engagieren, um die kolumbianische Bevölkerung für die Notwendigkeit der Aufnahme venezolanischer Migrant_innen zu sensibilisieren, sie zu informieren und aufzuklären, um eine Kultur des Respekts im Umgang mit Migrant_innen aus Venezuela zu fördern.
Die dritte Herausforderung besteht darin, das
Übersetzung aus dem Spanischen: Vera Hanewinkel