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Aktuelle Einwanderung nach Frankreich
Zwar entsprach im letzten Jahrzehnt Frankreichs Neuzuwanderung mit im Jahr durchschnittlich etwas über 200.000 regulären Migranten einem Bevölkerungsanteil von 0,4 Prozent. Damit lag es unterhalb des OECD-Schnitts von 0,6 Prozent (Héran 2015). Allerdings ist die Diversität der französischen Bevölkerung besonders groß. Ein Viertel hat ausländische Wurzeln (in Deutschland ist es rund ein Fünftel). Die neu Zugewanderten stammen zu zwei Dritteln aus außereuropäischen Ländern.
Von den 227.500 Menschen, die Externer Link: 2016 einen Antrag auf eine Aufenthaltsgenehmigung stellten, kam der weitaus größte Teil – 88.000 – aus familiären Gründen nach Frankreich. Wie der internationale Migrationsindex Externer Link: MIPEX vermerkt, ist in Frankreich der
Die französische Staatsbürgerschaft…
Stark politisiert worden ist in den letzten beiden Jahrzehnten auch die Frage des Zugangs zur französischen Staatsbürgerschaft. Frankreichs Selbstverständnis als politische Willensnation und sein stark auf dem Territorialprinzip beruhendes Staatsbürgerrecht boten lange Zeit auf der rechtlichen Ebene gute Voraussetzungen für die Integration für Neubürger*innen. Sie wurden deshalb im ausgehenden 20. Jahrhundert in der sich allmählich offiziell selbst als Einwanderungsland begreifenden Bundesrepublik Deutschland häufig als Alternative zum herkömmlichen deutschen ethnisch-kulturellen
Zwar gilt bis heute, dass in Frankreich geborene Kinder mit der Geburt die französische Staatsbürgerschaft erhalten. Doch die nach fünf Jahren Aufenthalt in Frankreich für Ausländer prinzipiell mögliche Einbürgerung ist schwieriger geworden und seit 2003 an die Überprüfung der "Assimilierung an die französische Gemeinschaft" gebunden. Diese liegt weitgehend im Ermessen der jeweiligen Beamten. Das republikanische Integrationsmodell Frankreichs geht von einem individuellen Weg der Assimilation aus. Religion oder ethnische Zugehörigkeiten sollen im öffentlichen Raum der Republik keine Rolle spielen.
…kein Garant für Integration
Dass dieses Integrationsmodell aber nicht mehr funktioniert, zeigten die schon Mitte der Achtzigerjahre auftretenden sozialen Unruhen in den banlieues von Lyon und Paris. Deren bislang heftigstes Aufflammen hatte im Jahre 2005 sogar zur Ausrufung des Notstands geführt. In
Gravierend für die gesellschaftliche Integration ist zudem die strukturelle Benachteiligung von Jugendlichen (meist mit Migrationshintergrund) aus diesen Brennpunkten im Bildungssystem. Ein Aspekt, den der sozialliberale Macron durch gezielte Bildungsmaßnahmen wie kleinere Klassen und besser bezahltes Lehrpersonal in den Problemvierteln angehen will, wie er im Wahlkampf um das Präsidentenamt versprach.
Einwanderung, Islam und Sicherheit
Spätestens seit den Terror-Anschlägen 2015 und 2016, die zum größten Teil von Tätern aus Frankreich (und Belgien) ausgeführt worden waren, musste eine breitere Öffentlichkeit zur Kenntnis nehmen, dass gerade in diesen wirtschaftsschwachen Stadtteilen radikale Salafisten Anhänger um sich sammeln konnten (Kepel 2016). Die Regierung von Manuel Valls lehnte allerdings die These eines "hausgemachten" Terrorismus als verfehlte "Kultur der Entschuldigung" ab und benannte stattdessen einseitig die internationale Lage als ursächlich.
Schwer belastet wird die französische Einwanderungspolitik durch die Themen Sicherheit, Einwanderung und Islam. In den Vorjahren waren bereits kulturelle Themen wie die
Flüchtlingskrise in Frankreich anders diskutiert als in Deutschland
Dieses Bedrohungsgefühl erklärt auch, warum die sogenannte Flüchtlingskrise in der französischen Öffentlichkeit vollkommen anders diskutiert wurde als in Deutschland. Zwar versteht sich Frankreich bekanntlich als das Mutterland der Menschenrechte und als Land des Asyls. Der migrationspolitische Vergleichsindex Externer Link: MIPEX zeigt aber, dass die Schutz- und Anerkennungsquoten unter dem Schnitt anderer Einwanderungsländer liegen.
Auf die im April 2015 die europäische Öffentlichkeit erschütternde Nachricht vom Ertrinken hunderter Flüchtlinge im Mittelmeer reagierte (auch) die französische Regierung vor allem mit der Forderung der Bekämpfung der Schlepper-Kriminalität und der Reduzierung der Zahl irregulärer Flüchtlinge. Obgleich es nach einem mühsamen Konsultationsprozess am 29. Juli 2015 mit der Lex 925 zur
Prekäre Situation in französischen Flüchtlingslagern
Symbol der Dilemmata der Asylpolitik ist das Flüchtlingslager im nordfranzösischen Calais. 1999 war Sansgatte als offizielles Aufnahmelager für Flüchtlinge auf dem Weg nach Großbritannien gegründet worden. Immer wieder kam es zu Räumungen und Versuchen, die Camp-Bewohner in offizielle Unterkünfte zu überführen oder auszuweisen – 2002, 2009, 2014 und zuletzt 2016. Doch immer wieder sammelten sich Migranten im berüchtigten irregulären "Dschungel" – in Spitzenzeiten mehrere Tausende Personen. Nicht nur der Abschottungskurs Großbritanniens beschränkt die Handlungsmöglichkeiten der französischen Regierung, sondern auch die Schengen-Regeln und die durch diese erzeugten Verhaltensstrategien von Migranten. Sie ziehen den Zustand der Irregularität dem der Ausweisung bzw. (Rück-)Überstellung in ein nicht gewähltes Aufenthaltsland vor.
Migrationspolitische Positionen
Im Jahr 2016 standen 38.590 Plätze in Aufnahmeeinrichtungen (Cada) rund 80.000 Geflüchteten Externer Link: gegenüber
Ohne eine
Zum Thema:
Interner Link: Rechtsruck in Frankreich – Der Versuch einer Ursachsenforschung "Der politische Rechtsruck folgt ein Stück weit derselben Logik wie die islamische religiöse Radikalisierung"