Interner Link: Migration gehört zu den Konstanten der Menschheitsgeschichte. Die Besiedlung der Kontinente wäre ohne die räumliche Bewegung des Menschen und seiner Vorfahren nicht möglich gewesen. Und seit es Migration gibt, gibt es auch Wanderungen von Kindern. Die Erfahrungen, die diese jungen Migrantinnen und Migranten vor, während und nach der Migration machen, sind sehr vielfältig. Einige Kinder sind innerhalb ihrer Herkunftsländer mobil; andere überqueren Staatsgrenzen. Ein Teil dieser Wanderungen ist erzwungen: Krieg, Verfolg und Gewalt lassen eine Interner Link: Flucht alternativlos erscheinen. Andere Migrationen erfolgen freiwillig, etwa, Interner Link: weil räumliche Mobilität die berufliche Karriere der Eltern bestimmt. Es gibt Kinder, die zusammen mit erwachsenen Angehörigen migrieren und es gibt solche, die allein unterwegs sind. Auch die Dauer des Aufenthalts am Zielort der Migration variiert, ebenso die Mobilitätsmuster. Es gibt Migrationsgewinner – Kinder etwa, die durch Migration Zugang zu Bildung und damit bessere Zukunftsperspektiven erhalten. Und es gibt Migrationsverlierer, wie beispielsweise Opfer von Interner Link: Menschenhandel oder anhaltender Diskriminierung im Aufnahmeland, denen es nicht gelingt, ihre schmerzvollen Erfahrungen zu verwinden.
Wenn über Kindermigration berichtet wird, so stehen zumeist jene Kinder und Jugendliche im Vordergrund, die zur Migration gezwungen wurden: Flüchtlingskinder, Opfer von Menschenhandel, Kindersoldatinnen und -soldaten. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf leidvolle Migrationserfahrungen; die Abhängigkeit und Vulnerabilität von männlichen und weiblichen Kindermigranten wird betont. Manchmal geschieht dies zweckgerichtet. So unterstreichen etwa Hilfsorganisationen die Schutzlosigkeit von Kindern auf der Flucht, um Spenden zu generieren oder Regierungen dazu zu bewegen, sich stärker für die Rechte von Flüchtlingskindern einzusetzen.
Die Sicht auf migrierende Kinder hängt auch davon ab, wie Kindheit definiert wird: Das Verständnis von Kindheit variiert je nach Epoche, Weltregion und Gesellschaftsschicht. So kannten beispielsweise die Menschen im Mittelalter keine Abgrenzung zwischen Kindern und Erwachsenen. Sobald sie sich alleine fortbewegen und verständlich machen konnten, galten Kinder als kleine Erwachsene. Erst im 17. Jahrhundert begannen sich moderne Kindheitsvorstellungen durchzusetzen, blieben zunächst aber auf Adel und Bürgertum beschränkt. Im deutschen Kaiserreich klafften die Lebensrealitäten von Kindern auseinander: Bürgerliche Kinder wuchsen behütet auf; Arbeiterkinder hingegen mussten häufig zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Und obwohl laut Interner Link: UN-Kinderrechtskonvention in der Regel alle Personen unter 18 Jahren als Kinder gelten, gibt es Länder, in denen man bereits in jüngeren Jahren als volljährig und damit voll geschäftsfähig gilt, so zum Beispiel in Schottland, wo man mit seinem 16. Geburtstag das gesetzliche Erwachsenenalter erreicht.
Kinder werden mit Blick auf Migration zumeist als passiv dargestellt – zum Beispiel als Opfer von Menschenhandel oder Begleiter ihrer migrierenden Eltern. Bislang gibt es nur wenig Wissen über die Rolle von Kindern als aktiv Handelnde im Migrationsprozess. Aber: Migration ist für Kinder nicht per se eine traumatische Erfahrung. Für einige von ihnen birgt Migration Chancen und eröffnet neue Handlungsspielräume, die auch junge Menschen durchaus aktiv nutzen. Vor dem Hintergrund heterogener Migrationserfahrungen sollte sich der Blick stärker auf individuelle Biografien minderjähriger Migrantinnen und Migranten richten. Nackte Zahlen sagen darüber wenig aus.
Hinweis zu den Daten
Folgendes sollte zu den Zahlen zum globalen Migrationsgeschehen beachtet werden: Länder haben unterschiedliche Erfassungssysteme, teilweise werden Daten zur Ein- und Auswanderung und zur Migrationsbevölkerung, wenn überhaupt, nur lückenhaft erfasst. Häufig werden sie nicht nach demografischen Merkmalen aufgeschlüsselt, sodass sich über Geschlechts- und Altersstruktur keine Aussagen treffen lassen. Wenn Daten zur Kinder- und Jugendmigration vorliegen, beziehen sich diese in der Regel auf Asylsuchende und Flüchtlinge, nicht aber auf Minderjährige, die freiwillig – zum Beispiel zusammen mit ihren Eltern – migriert sind und in einem anderen als ihrem Geburtsland leben.
Kinder- und Jugendmigration – weltweit
Etwa 7,6 Milliarden Menschen bevölkern unseren Planeten. 258 Millionen davon (3,4 Prozent) leben Externer Link: UN-Angaben zufolge außerhalb des Landes, in dem sie geboren wurden. Bei der Mehrheit dieser internationalen Interner Link: Migrantinnen und Migranten handelt es sich um Erwachsene im erwerbsfähigen Alter: 70 Prozent sind zwischen 20 und 59 Jahre alt. Weitere 14 Prozent zählen zur Altersgruppe der 0-19-Jährigen. Folglich haben also rund 35,8 Millionen Kinder und Jugendliche ihren Wohnsitz nicht im Land ihrer Geburt. 25 Millionen davon sind jünger als 15 Jahre alt. Anders gesagt: Rund 1,3 Prozent aller auf der Welt lebenden Menschen unter 15 Jahren leben – zumindest vorübergehend –im Ausland.
Besonders in ärmeren Weltregionen wird das Migrationsgeschehen stark durch junge Menschen bestimmt, was zum Teil auf die dort oft junge Altersstruktur der Gesamtbevölkerung zurückgeführt werden kann. So sind in weniger entwickelten Regionen (less developed countries) 21,1 Prozent der internationalen Migrantinnen und Migranten jünger als 20 Jahre alt. In stärker entwickelten Regionen (more developed countries) beläuft sich ihr Anteil an allen Migrierten hingegen nur auf 8,6 Prozent. Ein Beispiel: In Afrika sind 29 Prozent der auf dem Kontinent lebenden internationalen Migrantinnen und Migranten unter 20 Jahre alt; in Europa nur neun Prozent.
Wird das gesamte Interner Link: globale Wanderungsgeschehen durch erwachsene Migrantinnen und Migranten dominiert, so zeigt sich im Hinblick auf Migranten, die ihr Herkunftsland aufgrund von Krieg, Verfolgung oder Gewalt verlassen mussten, ein anderes Bild: Bei etwas mehr als der Hälfte (52 Prozent) der insgesamt 22,5 Millionen Interner Link: Flüchtlinge handelt es sich um Minderjährige. Seit 2009 ist der Anteil der unter 18-jährigen Flüchtlinge, die unter dem Mandat des Interner Link: Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) stehen, deutlich gestiegen (2009: 41 Prozent). Eins von 200 Kindern weltweit ist heute ein Flüchtlingskind. Je nach Weltregion variiert der Anteil der Minderjährigen in der Flüchtlingsbevölkerung. Während in Afrika 59 Prozent aller Flüchtlinge unter 18 Jahre alt sind, sind es in Europa nur 29 Prozent. Insbesondere Burkina Faso, Tschad, Kongo, Südsudan und Uganda haben eine junge Flüchtlingsbevölkerung: Der Anteil der unter 18-Jährigen lag hier Ende 2017 jeweils bei über 60 Prozent. In Afghanistan waren sogar über 72 Prozent aller dort lebenden Flüchtlinge unter 18 Jahre alt.
Kinder und Jugendliche sind in Gewaltkonflikten, während und nach der Flucht besonderen Gefahren ausgesetzt – etwa sexuellem Missbrauch, Ausbeutung ihrer Arbeitskraft, Diskriminierung und Inhaftierung. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie ohne für sie verantwortliche erwachsene Begleitpersonen unterwegs sind, entweder, weil sie allein geflohen sind oder auf der Flucht von sorgeberechtigten Angehörigen getrennt wurden. 2017 registrierte UNHCR 45.500 Asylanträge von unbegleiteten Minderjährigen (2016: 75.000), rund 9.100 davon Interner Link: in Deutschland (2016: 35.900). Die tatsächliche Zahl dieser allein reisenden jungen Schutzsuchenden dürfte deutlich höher liegen. Denn: Nur 67 Länder haben dem Flüchtlingshilfswerk Daten zur Zahl unbegleiteter minderjähriger Asylantragsteller zukommen lassen. 2017 erfasste UNHCR auch erstmals unbegleitete Minderjährige, die mit einem Flüchtlingsstatus außerhalb ihres Geburtslandes lebten. 138.700 dieser jungen Flüchtlinge wurden in (nur) 63 Einsatzgebieten der Hilfsorganisation gezählt, die meisten davon in Äthiopien (43.300), Kenia (18.300) und Sudan (12.400). In allen drei Ländern stammten die meisten dieser unbegleiteten oder auf der Flucht von erwachsenen Betreuungspersonen getrennten Flüchtlingskinder aus Südsudan.
Neben Kindern und Jugendlichen, die aus ihrem Herkunftsland geflohen sind und somit auch in die Statistik zu internationalen Migrantinnen und Migranten einfließen, gibt es eine noch höhere Zahl junger Menschen, die innerhalb ihrer Herkunftsländer vor Krieg und Gewalt ausgewichen sind. Das internationale Kinderhilfswerk UNICEF Externer Link: spricht von 17 Millionen minderjährigen Interner Link: Binnenvertriebenen. Interner Link: Allein in Syrien stellen Kinder 2,8 Millionen der insgesamt rund 6,8 Millionen Menschen, die sich innerhalb des Landes auf der Flucht befinden.
Gewaltkonflikte tragen dazu bei, dass Kinder ihrer Rechte beraubt werden. So schätzt UNICEF, dass allein in Interner Link: Südsudan zwischen 15.000 und 16.000 Mädchen und Jungen seit Ausbruch des dortigen bewaffneten Konflikts als Interner Link: Kindersoldaten rekrutiert wurden. Weltweit gehen 61 Millionen Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule; 35 Prozent davon leben in Konflikt- und Krisengebieten. Oft bleibt ihnen der Schulbesuch auch dann verwehrt, wenn sie in ein anderes Land geflohen sind: So registrierte UNHCR Ende 2017 weltweit vier Millionen Flüchtlingskinder, die nicht zur Schule gingen. Während 92 Prozent aller Kinder weltweit eine Grundschule besuchen, ist dies nur bei 61 Prozent der Flüchtlingskinder der Fall. In den höheren Altersgruppen sind die Bildungsunterschiede noch stärker ausgeprägt. Nur 23 Prozent aller Flüchtlingskinder besuchten Ende 2017 eine weiterführende Schule, verglichen mit 84 Prozent der Kinder weltweit. Nur ein Prozent der Flüchtlinge besucht eine Hochschule – im Vergleich zu 37 Prozent aller Menschen im entsprechenden Alter weltweit. Regelmäßig gibt es Berichte über Flüchtlingskinder, die auch deshalb keine Schule besuchen, weil sie mit ihrer Arbeitskraft zur Existenzgrundlage ihrer Familien beitragen müssen. So stellen etwa syrische Flüchtlingskinder in der Türkei Bekleidung her, die anschließend in EU-Mitgliedstaaten verkauft wird.
Kinder- und Jugendmigration – Europa
Die Migration von Kindern und Jugendlichen ist auch in der Europäischen Union ein Thema. Im Fokus steht hier das Thema Flucht. Im Jahr 2017 beantragten 31.395 unbegleitete minderjährige Schutzsuchende in einem der 28 EU-Mitgliedstaaten Asyl – deutlich weniger als vor der hohen Fluchtzuwanderung in den beiden Vorjahren. Interner Link: 2015 hatten 95.205 unbegleitete Minderjährige einen Asylantrag in der EU gestellt; Interner Link: 2016 taten dies 63.245. Die höchste Zahl dieser jungen Asylantragsteller registrierte Italien (10.005), gefolgt von Deutschland (9.085) und Griechenland (2.455). Insgesamt wurden von 2008 bis 2017 in der EU-28 rund 284.000 Asylanträge von Minderjährigen gestellt, die vor oder nach der Einreise in den jeweiligen Mitgliedstaat von den für sie verantwortlichen Erwachsenen getrennt worden waren. Die drei Hauptaufnahmeländer in diesem Zeitraum waren Deutschland (82.400 Asylanträge unbegleiteter Minderjähriger), Schweden (61.020) und Italien (26.495).
Ein Drittel aller in Europa registrierten Asylanträge wurde in den ersten neun Monaten des Jahres 2017 von einem Kind gestellt: insgesamt 161.087 Anträge. Die Mehrzahl der jungen Asylsuchenden war in Begleitung erwachsener Familienangehöriger. Viele von ihnen gelangten über das Mittelmeer auf den europäischen Kontinent. Alleine 2016 reisten mehr als 100.000 Flüchtlinge und Migranten unter 18 Jahre über diesen Weg nach Europa ein.
Die Migrationsrouten über das Mittelmeer sind durch ein hohes Maß an Gefahren geprägt, darunter Missbrauch, Menschenhandel und Ausbeutung. Betroffen sind insbesondere junge Schutzsuchende. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, die auf der Zentralen Mittelmeerroute unterwegs sind, aus Subsahara-Afrika stammen, allein reisen und nur geringe Bildung besitzen, sind einem hohen Risiko ausgesetzt, ausgebeutet zu werden. UNICEF und die Interner Link: Internationale Organisation für Migration (IOM) stellen fest, dass das Fehlen sicherer und legaler Migrationsrouten die Gefahr deutlich erhöht, Opfer von Interner Link: Menschenhandel zu werden. Zudem kommen viele Flüchtlinge und Migranten, die oft auf seeuntauglichen Booten die Reise über das Mittelmeer antreten, erst gar nicht in Europa an: Allein 2017 kamen 3.116 von ihnen bei der Überfahrt ums Leben oder werden seither vermisst.
Von den minderjährigen Asylbewerberinnen und -bewerbern waren 9.084 unbegleitet (2016: 35.939). Die meisten von ihnen kamen aus Interner Link: Afghanistan, gefolgt von Eritrea und Interner Link: Somalia. Nicht alle unbegleiteten minderjährigen Migrantinnen und Migranten stellen jedoch einen Asylantrag. So wurden zum Beispiel im Jahr 2015 zwar 42.309 Minderjährige aufgrund einer unbegleiteten Einreise aus dem Ausland von Jugendämtern in Obhut genommen; nur rund 22.300 davon beantragten aber bislang Asyl. In einigen Fällen raten soziale Dienste und Nichtregierungsorganisationen von einem Asylantrag ab; in anderen Fällen fehlt es den Vormündern an Kapazitäten, um die Minderjährigen im Interner Link: Asylverfahren zu unterstützen. Insgesamt befanden sich im Oktober 2017 32.669 unbegleitete Minderjährige in jugendhilferechtlicher Zuständigkeit. Alles in allem halten sich rund 304.000 Minderjährige mit einem Schutzstatus (subsidiärer Schutz, Flüchtlingsstatus oder Asylberechtigung) in der Bundesrepublik Deutschland auf (siehe Tabelle). Viele von ihnen sind zusammen mit erwachsenen Familienangehörigen oder über den Interner Link: Familiennachzug ins Land gekommen.
Mit Schutzstatus im Bundesgebiet lebende Minderjährige
Stand: 31. März 2018
Personen mit subsidiärem Schutz
Personen mit Flüchtlingsstatus
Personen mit Asylberechtigung
Insgesamt
205.660
536.353
8.674
Davon jünger als 18 Jahre
69.392
232.101
2.655
Quelle: Deutscher Bundestag (2018): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Linda Teuteberg, Grigorios Aggelidis, Christine Aschenberg-Dugnus, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/1785. Drucksache 19/2060.
2015 zogen 2,1 Millionen Menschen nach Deutschland, etwa ein Viertel davon (533.000) waren unter 20 Jahre alt. Die junge Altersstruktur der Gesamtzuwanderung ist dabei auch auf den hohen Anteil von Menschen zurückzuführen, die als Interner Link: Asylsuchende nach Deutschland kamen. Daneben gibt es aber auch andere Gründe, warum Kinder und Jugendliche nach Deutschland zuwandern – etwa, weil ihre Eltern bereits im Land leben. 2017 wurden 44.048 Visa für den Zuzug von Kindern unter 18 zu einem deutschen oder ausländischen Elternteil erteilt – 41,2 Prozent aller für den Nachzug von Familienangehörigen ausgestellten Einreisgenehmigungen.
Mit Ausnahme der Jahre 2008 und 2009 Interner Link: wanderten in den vergangenen 30 Jahren durchgehend mehr Menschen nach Deutschland zu als ab. Der Wanderungssaldo war mithin (fast) durchgehend positiv. Vor allem Anfang der 1990er Jahre und erneut seit 2012 verzeichnete das Land hohe Wanderungsgewinne – ein zentraler Faktor, der dazu beigetragen hat, dass die Interner Link: Bevölkerung mit Migrationshintergrund deutlich gewachsen ist.
Heute haben 18,6 Millionen der insgesamt 82,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands einen Interner Link: Migrationshintergrund und damit gut jede fünfte in Deutschland lebende Person (22,5 Prozent; Stand: Ende 2016). Unter jungen Menschen liegt der Anteil derjenigen, die entweder selbst nach Deutschland eingewandert oder Kinder von Eingewanderten sind, Interner Link: deutlich über dem Durchschnitt. So hat jedes dritte Kind unter fünf Jahren (38,1 Prozent) einen Migrationshintergrund. Dass Frauen mit Migrationshintergrund im Schnitt mehr Kinder bekommen (1,85) als Frauen ohne Migrationshintergrund (1,43), ist ein Grund dafür. Die meisten unter fünf-jährigen Kinder aus Einwandererfamilien (87,7 Prozent) wurden bereits in Deutschland geboren, verfügen also nicht über eigene Migrationserfahrung. Zudem verteilt sich die junge Bevölkerung mit Migrationshintergrund – wie Zugewanderte und ihre Nachkommen allgemein – sehr ungleich über das Bundesgebiet: In Westdeutschland (einschließlich Berlin) haben 42,4 Prozent aller unter sechs-Jährigen einen Migrationshintergrund; in Ostdeutschland nur 13,2 Prozent. In Bremen hat inzwischen mehr als die Hälfte aller unter 15-jährigen Einwohnerinnen und Einwohner einen Migrationshintergrund (rund 53 Prozent).
Von allen in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund sind 12,7 Millionen nach Deutschland zugewandert, verfügen also über eigene Migrationserfahrung. 31,2 Prozent davon waren bei ihrer Einreise in die Bundesrepublik jünger als 18 Jahre.
Die junge Migrationsbevölkerung zeichnet sich durch eine große Heterogenität aus; ihre Lebenslagen und -erfahrungen sind sehr vielfältig. Das zeigt sich zum Beispiel im Schul- und Ausbildungssystem, das für die gesellschaftliche Interner Link: Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine wichtige Rolle spielt. Trotz zahlreicher Bemühungen, mehr Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher (sozialer) Herkunft zu schaffen, hängt der Bildungserfolg in Deutschland immer noch stark vom Elternhaus ab. Mädchen und Jungen aus Einwandererfamilien sind im Schulsystem bis heute gegenüber ihren Mitschülerinnen und -schülern ohne Migrationshintergrund im Nachteil. Gleiche Teilhabechancen für alle bleibt also weiterhin eine Zielforderung, an der sich das deutsche Bildungssystem messen lassen muss.
Vera Hanewinkel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.
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