Handelt es sich bei der Migration hochqualifizierter Türkeistämmiger um eine Abwanderung oder eine "Rückkehr" in die Türkei?
Da die in den unterschiedlichen Studien Befragten der zweiten türkischen Migrantengeneration angehören, d.h. in Deutschland geboren wurden bzw. seit einer Einwanderung im Kindesalter einen großen Teil ihres Lebens dort verbracht haben, kann im engeren Sinne nicht von einer Rückkehr ins Herkunftsland gesprochen werden. Die Migration dieser Gruppe ist also weitgehend dem Kontext der "Abwanderung" hochqualifizierter deutscher Staatsangehöriger zuzurechnen.
Die subjektive Sichtweise der Befragten kann von einer solchen Einordnung jedoch durchaus abweichen. Während die von Pusch/Aydın (2011) Interviewten ihre Migration in die Türkei durchweg als Abwanderung betrachten und erst eine Rückverlegung ihres Lebensmittelpunktes nach Deutschland als Rückkehr verstehen, zeichnet sich bei Hanewinkel (2010) ein anderes Bild ab. Die befragten hochqualifizierten türkeistämmigen Frauen betrachten sich mehrheitlich selbst als ›Rückkehrerinnen‹. Erklärungen für dieses (rhetorische) Selbstverständnis sieht die Autorin zum einen in der Übernahme dieses Begriffs in Anlehnung an den sich selbst so bezeichnenden ›Rückkehrerstammtisch‹ in Istanbul. Zum anderen verdeutlicht er die emotional-heimatliche Verbundenheit mit dem elterlichen Herkunftsland, zu dem der Kontakt durch Urlaube und verwandtschaftliche Beziehungsnetzwerke immer aufrechterhalten worden ist. Die Türkei wird als (zweite?!) Heimat verstanden.
Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers