Die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm an Bedeutung gewonnen. In den Jahren vor der Einschulung nehmen heute fast alle Kinder ein Betreuungsangebot wahr, und auch unter den jüngeren Kindern ist die Beteiligung stark gestiegen. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die Frage der Betreuung von Kindern, während die Eltern arbeiten. Spätestens seit PISA ist Konsens: Kitas sind Bildungseinrichtungen. Was dort geschieht, legt den Grundstein für die weitere Bildungsbiografie. Betont wird häufig auch ein sozialpolitischer Auftrag der Kita. Durch eine möglichst frühzeitige Förderung sollen gerade Kinder aus sozial benachteiligten Familien bessere Bildungschancen bekommen.
Mit dem Ausbau frühpädagogischer Angebote verbinden sich jedoch vielfältige Probleme: Tausende qualifizierte Fachkräfte fehlen. Obwohl es einen Rechtsanspruch auf Betreuung gibt, suchen Eltern vielerorts händeringend nach einem Platz. Kinder aus weniger privilegierten Verhältnissen sind in Kitas immer noch seltener zu finden als Kinder der Wohlhabenden und Gebildeten. Ungleichheit herrscht auch mit Blick auf die pädagogische Qualität. Trotz aller politischen Bemühungen ist sie in vielen Einrichtungen nur mittelmäßig. Die Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildung wirft dabei viele kontroverse Fragen auf: Ist die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher noch zeitgemäß? Gerät die Kita zu sehr unter den Druck schulischer Erwartungen? Sollten Kitagebühren abgeschafft werden? Auch Fragen der Partizipation sind zunehmend ein Thema: Gemäß der Kinderrechte sollen Kinder mitbestimmen können über Dinge, die sie betreffen. Aber ist das auch in der Kita schon möglich, und wie kann das konkret aussehen?