Kurt Gerhard Fischer wirkte ab 1962 als Dozent und ab 1970 bis zu seiner Emeritierung als Professor in der Didaktik der Sozialkunde bzw. der Gesellschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen und gehörte damit zu den ersten an eine Universität berufenen Wissenschaftlern in der Didaktik der politischen Bildung. Zum Entstehen dieser jungen Wissenschaft trug Fischer zunächst mit dem 1960 in erster Auflage erschienenen Werk "Der politische Unterricht" maßgeblich bei und profilierte sie mit zahlreichen weiteren Publikationen, darunter vor allem mit seiner "Einführung in die Politische Bildung" (1. Aufl. 1970) und dem auf eine Gießener Vorlesungsreihe zurückgehenden Sammelband "Zum aktuellen Stand der Theorie und Didaktik der Politischen Bildung" (1. Aufl. 1975). Fischer gilt damit als Mitbegründer der "Didaktischen Wende" in der politischen Bildung, mit der in den 1960er Jahren die wesentlichen Planungsentscheidungen für Unterricht, insbesondere die Auswahl und Strukturierung von Lerninhalten, zum Gegenstand wissenschaftlicher fachdidaktischer Theoriebildung wurden.
Fischers Wirken für die politische Bildung beschränkte sich jedoch nicht auf die fachdidaktische Theoriebildung. So war er Verfasser und Herausgeber einer erfolgreichen Schulbuchreihe für die politische Bildung und wirkte als Lehrplanautor für das Fach in Hessen sowie als langjähriger Zweiter Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für politische Bildung (DVPB), für die er 1982 in Gießen den ersten Bundeskongress für politische Bildung organisierte.
Fischer war eine spannungsvolle, im besten Wortsinne schillernde Persönlichkeit mit einer großen Vielfalt an Interessen und Arbeitsschwerpunkten. 1948 vom Studium in Leipzig ausgeschlossen und nach Frankfurt am Main übergesiedelt, blieb die "Deutsche Frage" für ihn ein lebenslanges Thema – aber er arbeitete auch schon früh an Fragen interkulturellen Lernens und initiierte in den 1980er Jahren ein erstes großes international vergleichendes Forschungsprojekt zur Situation der politischen Bildung in Westeuropa und zu Perspektiven ihrer Europäisierung. Fischer war einer der wichtigsten Begründer der wissenschaftlichen Fachdidaktik für den Politikunterricht, aber er erinnerte auch immer wieder an die Perspektiven der politischen Bildung als Unterrichtsprinzip und schulische Aufgabe jenseits des Fachunterrichts, veröffentlichte zahlreiche Schriften zur Erwachsenenbildung und machte die Werke vieler historischer Pädagogen der erziehungswissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich: von Friedrich Wilhelm Foerster bis Don Bosco, von Jean Paul bis Adalbert Stifter. Letzteres brachte ihm die Mitgliedschaft des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich und die Verleihung des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich ein. Fischer liebte die Lebensart im Süden Italiens, schon in den späten 1950er Jahren hielt er sich mehrere Jahre lang in Kalabrien auf, schrieb literarische Bücher mit Reiseeindrücken (auch seine "Einführung in die Politische Bildung" wurde ins Italienische übersetzt) und verbrachte schließlich seinen Ruhestand ganz in Italien. Zugleich war sein Arbeitsstil jedoch eher "preußisch" geprägt, seine Energie und Disziplin stellten eine stetige Herausforderung für seine Umgebung dar, man konnte ihn durchaus morgens um 6 Uhr in seinem Institut antreffen. Auch in seiner wissenschaftlichen Arbeit achtete er, geprägt durch ein Studium der Philosophie, auf die strenge Disziplin konsistenter Argumentation und stellte hohe Anforderungen an seine Studenten. Dabei blieb Fischer immer skeptisch gegen jeden Versuch, geschlossene Theoriesysteme in der Didaktik zu errichten. So zitiert Rudolf Engelhardt ihn in einem Porträt: "Bleibt mir vom Leib mit eurer Systemwut! [...] Es geht nicht um das Entwickeln von Systemen, die in gequälter Geschlossenheit vorgeben, eine Antwort auf alles zu haben, sondern es geht darum, Schülern durch Unterricht Politik erfahrbar und reflektierbar zu machen, was schwer genug und immer nur ansatzweise erreichbar ist."