Die Erinnerungskultur in der DDR war hauptsächlich gekennzeichnet durch den Antifaschismus, der als Staatsdoktrin galt und den Staat politisch legitimierten sollte. Ausgehend von der Faschismusthese nach Georgi Dimitroff, nach der der "Faschismus die offen terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals sei"
Im Zuge der Entnazifizierung in den ersten Nachkriegsjahren in der sowjetischen Besatzungszone wurden tausende Richter, Lehrer, Verwaltungsangestellte und Verantwortungsträger entlassen und "Nazis und Kriegsverbrecher [...] enteignet."
Erinnerung an die NS-Opfer
Unmittelbar nach Beendigung des Krieges galt die Erinnerung in der sowjetischen Besatzungszone allen Opfergruppen. Es war unerheblich, ob es sich um Widerstandskämpfer kommunistischer, bürgerlicher oder christlicher Couleur handelte oder ob die Verfolgung aus rassistischen Gründen erfolgte. Kurz nach Kriegsende 1945 wurden als "Opfer des Faschismus" diejenigen bezeichnet, die "'unter der Hitlerdiktatur heldenmütig für die Freiheit des deutschen Volkes' gekämpft hatten, sowie die 'Hinterbliebenen der von den Faschisten ermordeten Helden des deutschen Freiheitskampfes'".
Vor allem die Spitze der SED sah in den kommunistischen Widerstandskämpfern die bedeutendste Gruppe, die stets hervorgehoben wurde. So wurde zwischen "Opfern des Faschismus" und den "Kämpfern gegen den Faschismus" unterschieden. Die Erinnerung an die anderen Opfer wurde somit sekundär und verschwand größtenteils aus dem öffentlichen Gedächtnis.
Damit verbunden war auch die Frage nach individueller Entschädigung, Rückerstattung und Wiedergutmachung. Die DDR lehnte diese Forderungen bis in die 70er Jahre hinein ab, da sie sich nicht als Rechtsnachfolger des "Dritten Reiches" verstand. Allerdings musste sie Reparationsleistungen an die Sowjetunion abführen, die nicht nur aus der Demontage von Fabriken und finanziellen Abgaben bestanden, sondern auch der laufenden Produktion entnommen wurden. Als ausreichend für die "Opfer des Faschismus" wurden Fürsorgemaßnahmen angesehen, die nach bestimmten Kriterien wie Inhaftierung, Berufsverbot oder aktiver kommunistischer Widerstandskampf abgestuft waren.
Entnazifizierung und die NS-Opfer
1952 wurde schließlich - auch auf Drängen der Sowjetischen Militäradministration - die Entnazifizierung beendet. Die Gesetze von 1949 und 1952 über den "Erlass von Sühnemaßnahmen und Gewährung staatsbürgerlicher Rechte" für ehemalige Mitglieder der Wehrmacht und der NSDAP sollten die Integration in die sozialistische Gesellschaft ermöglichen, wenn diese bereit waren, sich aktiv am Aufbau des sozialistischen Staates zu beteiligen. Auf Widerspruch und Entsetzen stieß dieses Vorgehen bei den Opfern des Naziregimes und deren Angehörigen.
Sie engagierten sich ab Februar 1947 in der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" (VVN) und bildeten bis zu ihrer Auflösung im Februar 1953 ein bedeutendes Forum für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Sie waren nicht gewillt mit ehemaligen Nationalsozialisten zusammenzuarbeiten. Auf Beschluss des Politbüros der SED wurde der VVN jedoch aufgelöst und vom Komitee der Antifaschistischen Widerstandkämpfer abgelöst, welches hauptsächlich aus Parteimitgliedern bestand.
"Antifaschistischer Kampf" wurde das Stichwort für das kollektive Geschichtsbewusstsein und als ununterbrochene Tradition des kommunistischen Widerstandes dargestellt. Insbesondere das Verhältnis zu den jüdischen Opfern war stets gespannt. Vor dem Hintergrund des Slansky-Prozesses gegen vermeintlich "zionistische Spione" 1952 in der Tschechoslowakei und des starken Antisemitismus in der Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern erstarkte auch in der DDR ein antisemitisches Klima. Insbesondere der Prozess gegen Paul Merker, der sich für die Entschädigung von jüdischen Opfern einsetzte und als "Agent und Förderer des Zionismus"
Im Januar 1953 schloss auch die VVN mehrere jüdische Mitglieder wegen vermeintlicher "zionistischer Agententätigkeit aus", einige führende Mitglieder waren aus Angst vor Verfolgung aus der DDR geflohen und das ZK der SED kündigte die Überprüfung ehemaliger Emigranten auf zionistische Agententätigkeit an. Der kommunistischen Zensur folgend wurde der jüdische Widerstand weitestgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verbannt.
Der verordnete Antifaschismus etablierte sich in den 1950er und 1960er Jahren im Geschichtsbild der DDR und wurde auch zur Begründung der nationalen Identität herangezogen. Die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gingen immer stärker einher mit einer politischen Inszenierung, Instrumentalisierung und Ritualisierung.
Gedenkstätten in der DDR
Die Politisierung der Erinnerungskultur wird auch in der Denkmalarchitektur deutlich, die vordergründig der Erinnerung an den antifaschistischen Widerstandskampf gewidmet ist und die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus nachordnete. Bereits in den 1950er Jahren gab es Initiativen zur Errichtung von Gedenkstätten. Zunächst pflegten Angehörige der Opfer und Überlebende der Konzentrationslager die authentischen Orte und errichteten provisorische Gedenkstätten.
Im Juni 1951 erging der Beschluss der Regierung zur Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Ettersberg bei Weimar. Vier Jahre später wurde ein Kuratorium unter Vorsitz von Otto Grotewohl zur Errichtung nationaler Gedenkstätten in Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen gegründet.
Die Ziele der Schaffung der Gedenkstätten wurden in einer Broschüre zum 20-jährigen Bestehen der Gedenkstätte Buchenwald wie folgt formuliert: "Der Aufbau der Mahn- und Gedenkstätte war Ausdruck der wachsenden politischen Reife der Bevölkerung, des Prozesses der demokratischen und antifaschistischen Bewusstseinsbildung und der Bereitschaft der Bevölkerung die Politik der Regierung aktiv zu unterstützen."
Der Historiker Olaf Groehler resümiert: "Höchst zielstrebig wurde in den zu Nationalen Gedenk- und Mahnstätten erklärten Objekten die Absicht verfolgt, sie von Orten des Leidens und der Verfolgung zu Gedenkstätten der antifaschistischen Kämpfer und Helden umzufunktionieren, letztere damit letztlich auch zu Siegern der Geschichte zu verklären, wobei die wirklichen Toten vergessen wurden."
Ritualisierte kollektive Gedenktage und –veranstaltungen wurden vor allem am 8. Mai (Tag der Befreiung), dem 1. September (Weltfriedenstag), aber auch zur Erinnerung an den Novemberpogrom durchgeführt. Im Vordergrund stand jedoch nicht die Erinnerung, sondern die politische Botschaft, die Aufforderung, sich aktiv am Antifaschismus und am Aufbau des "besseren Deutschlands" zu beteiligen. Ein besonderer Schwerpunkt lag im Bereich der Bildung. Die antifaschistische Erziehung war in den Lehrplänen aller Schulformen als Bildungsziel fest verankert. Auch fanden Aufnahmen von Schülern zu Thälmannpionieren und Vereidigungen von Rekruten z.B. in den Gedenkstätten oder am sowjetischen Ehrenmal in Treptow statt; zudem wurden dorthin Jugendweihefahrten unternommen.
Eine wichtige Form der Vergangenheitsbewältigung bildeten außerdem Kunst, Film und Literatur. Bekannt sind die Werke von Anna Seghers "Das siebte Kreuz", Bruno Apitz "Nackt unter Wölfen", Dieter Noll "Die Abenteuer des Werner Holt", die Filme "Jakob der Lügner", "Die Mörder sind unter uns" oder "Professor Mamlock". Nicht alle Schriftsteller und Autoren folgten der am Antifaschismus ausgerichteten Erinnerungskultur. Kunst und Literatur waren ein Forum, um sich kritisch mit der Vergangenheitsbewältigung und auch mit der eigenen Position im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.
Das Streben der DDR nach internationaler Anerkennung sowie ökonomische Zwänge bewirkten in den 1980er Jahren eine Änderung der Außenpolitik, die auch eine Verbesserung des Verhältnisses zu den USA und zu Israel beinhaltete. Damit einher ging auch eine Veränderung der Erinnerungskultur hin zu einer Wiedereinbeziehung der anderen Opfergruppen, die Bereitschaft Entschädigungen zu zahlen und erste Versuche einer kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Erinnerungspolitik. Grundsätzlich blieb die Vergangenheitsbewältigung in der DDR jedoch bis zuletzt gekennzeichnet von einer Politisierung und Ritualisierung der Erinnerung.
Der staatlich verordnete Antifaschismus spielte eine wichtige Rolle im Selbstverständnis der DDR als das "bessere Deutschland", war identitätsstiftendes Moment und diente so auch der Abgrenzung zum "Klassenfeind" und zur Bundesrepublik Deutschland. Christa Wolf resümierte in einem Interview in der Zeitung "Wochenpost" vom 27. Oktober 1989: "Eine kleine Gruppe von Antifaschisten, die das Land regierte, hat ihr Siegesbewusstsein zu irgendeinem nicht genau zu bestimmenden Zeitpunkt aus pragmatischen Gründen auf die ganze Bevölkerung übertragen."