Zur Ökonomie des Krieges gehören grundsätzlich drei verschiedene Ebenen, die im Zeichen des industrialisierten Krieges ungeheure Herausforderungen mit sich brachten: Zum Ersten gehörte dazu die Produktion der an der Front benötigten Rüstungsgüter, also von Waffen und Munition, wie sie während des Krieges vorher nicht gekannte Größenordnungen erreichte. Allein im Jahre 1918 etwa wurden in Deutschland mehr als viermal so viele Geschütze produziert wie die gesamte Artillerieausstattung, die das deutsche Heer vor dem Beginn des Krieges 1914 aufgewiesen hatte. Und noch weit schneller wuchs der Bedarf an Munition, Granaten und Patronen, deren Verbrauch ins schier unermessliche stieg. Zum Zweiten war es notwendig, trotz des Vorrangs für die Rüstungsproduktion auch die Versorgung der Menschen an der Front wie in der Heimat mit Lebensmitteln und anderen Verbrauchsgütern sicherzustellen. Zum Dritten schließlich mussten die Finanzmittel aufgebracht werden, um die enorme Rüstungsproduktion finanzieren zu können. Auf knapp 160 Milliarden Reichsmark beliefen sich Ende 1918 die Kriegskosten des Deutschen Reiches, was etwa dem Vierfachen des gesamten deutschen Volkseinkommens im Jahre 1913 und der Hälfte des geschätzten Volksvermögens insgesamt entsprach.
Die gesetzlichen Voraussetzungen für die Organisation der Kriegswirtschaft wurden vom Reichstag am 4. August 1914 mit einem "Ermächtigungsgesetz" verabschiedet, das den Bundesrat zu weitreichenden Eingriffen in das Wirtschaftsleben befugte. Doch trotz der vielfach beschworenen "deutschen Organisation" blieb die Kriegswirtschaftspolitik in zentralen Punkten lange eher ziellos und ungeordnet. Dazu trug zum einen der Föderalismus bei, zum anderen die Übernahme der zivilen Verwaltung durch die selbstständigen und ganz anders organisierten Militärbefehlshaber (Stellvertretende Generalkommandos) nach dem Gesetz über den Belagerungszustand. Erst 1916 wurde mit dem Kriegsamt überhaupt eine zentrale Leitungsbehörde ins Leben gerufen. Die politische Leitungsverantwortung der Militärs aber setzte sich immer stärker durch, und sie erwies sich gegenüber der parlamentarisch legitimierten zivilen Wirtschaftslenkung in England und Frankreich letztlich als unterlegen.
Rüstungswirtschaft
Die Organisation der Rüstungsproduktion nahm ihren Ausgang bereits im August 1914 mit der Einrichtung einer Kriegsrohstoffabteilung im Preußischen Kriegsministerium. Sie war angeregt worden von dem AEG-Direktor Walter Rathenau, der gemeinsam mit seinen Mitarbeiter Wichard von Moellendorff erkannt hatte, dass die englische Seeblockade schnell zu einem Mangel an rüstungswirtschaftlich notwendigen Rohstoffen führen würde. Unter der Leitung Rathenaus organisierte die Kriegsrohstoffabteilung mithilfe der für immer mehr Wirtschaftszweige geschaffenen Kriegsrohstoffgesellschaften als korporativen Zwangssyndikaten die Erfassung kriegswichtiger Rohstoffe und ihre Verteilung insbesondere an die großen Rüstungsunternehmen. Sie brachte die wissenschaftliche Entwicklung und Produktion von Ersatzstoffen auf den Weg, zu Anfang insbesondere in der Ersetzung des für die Herstellung von Schießpulver nötigen Salpeters durch ein Kunstprodukt nach dem Haber-Bosch-Verfahren. Und schließlich begann sie schon frühzeitig mit der Ausplünderung der von deutschen Truppen besetzten Territorien, insbesondere im wirtschaftlich hoch entwickelten Belgien.