Mehr als fünf Jahrzehnte blieben die Toten des Volksaufstandes weitgehend unbekannt. Erst seit 2004 sind ihre Biografien und die Umstände, unter denen sie ums Leben kamen, dokumentiert. Eine Dokumentation.
Über viele Jahrzehnte waren viele Todesopfer des Volksaufstandes namenlos. Ihre Lebensgeschichten blieben der Öffentlichkeit ebenso verborgen wie die Umstände, unter denen sie ums Leben kamen. Selbst zuverlässige Angaben über die Anzahl der Todesopfer fehlten. Den Rechercheergebnissen einer Forschergruppe unter Leitung von Edda Ahrberg, Hans-Hermann Hertle und Tobias Hollitzer aus dem Jahr 2004 zufolge sind 55 Todesopfer durch Quellen belegt, unter ihnen vier Frauen:
34 Demonstranten, Passanten und Zuschauer wurden am 17. Juni und den Tagen danach (bis zum 23. Juni) von Volkspolizisten und sowjetischen Soldaten erschossen bzw. starben an den Folgen der ihnen zugefügten Schussverletzungen
fünf Männer wurden von Instanzen der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland zum Tode verurteilt und hingerichtet
zwei Todesurteile wurden von DDR-Gerichten verhängt und vollstreckt
vier Personen starben in Folge menschenunwürdiger Haftbedingungen
vier in Zusammenhang mit dem Juni-Aufstand Festgenommene begingen in der (Untersuchungs-)Haft Selbstmord, wobei zumindest in zwei Fällen Fremdeinwirkung nicht auszuschließen ist
ein Demonstrant verstarb beim Sturm auf ein Volkspolizei-Revier an Herzversagen
fünf Angehörige der DDR-Sicherheitsorgane wurden getötet: zwei Volkspolizisten und ein MfS-Mitarbeiter bei der Verteidigung eines Gefängnisses von Unbekannten erschossen, ein Mitarbeiter des Betriebsschutzes von einer wütenden Menge erschlagen und ein weiterer Volkspolizist versehentlich von sowjetischen Soldaten erschossen
Von 25 weiteren, vermeintlichen und ungeklärten Todesfällen ist bei sieben Personen belegt, dass sie nicht im Zusammenhang mit dem Volksaufstand ums Leben kamen. Wegen angeblicher Befehlsverweigerung sollen in Berlin und Biederitz bei Magdeburg angeblich 41 sowjetische Soldaten erschossen worden sein. Dazu konnten bisher keine gesicherten Hinweise gefunden werden. Dem aktuellen Forschungsstand zufolge handelt es sich um eine Legende des Kalten Krieges.
geb.1954, Tätigkeit als freie Publizistin im Bereich historischer Forschung und politischer Bildung, 1994 bis 2005 Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes in Sachsen-Anhalt. Veröffentlichungen u.a. Die Toten des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953, Münster 2004 (hg. gemeinsam mit Hans-Hermann Hertle, Tobias Hollitzer und der Bundesstiftung Aufarbeitung), Erika Drees geborene von Winterfeld: Ein politischer Lebensweg 1935 bis 2009, Halle 2012.
Geb. 1966; Leiter der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke"; Veröffentlichungen u.a. Die Toten des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953, Münster 2004 (hg. gemeinsam mit Edda Ahrberg, Hans-Hermann Hertle und der Bundesstiftung Aufarbeitung); Die Friedliche Revolution in Leipzig. 2 Bände: Bilder, Dokumente und Objekte. Leipzig 2012 (hg. gemeinsam mit Sven Sachenbacher).
Dr. phil., seit 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZZF Potsdam und Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit. Autor zahlreicher Bücher, Filme und multimedialer Internet-Portale zur Geschichte der DDR und des Kalten Krieges. Auszeichnungen u.a. mit dem Bayerischen Fernsehpreis 2000, dem Grimme-Preis 2005, dem Politikaward 2011 und dem Bildungsmedienpreis Digita 2012. Veröffentlichungen u.a.: "Alarmstufe Hornisse". Die geheimen Chef-Berichte der Volkspolizei über den 17. Juni 1953, Berlin 2003 (hg. gemeinsam mit Torsten Diedrich); Die Toten des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953, Münster 2004.
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