1996–1997
Jena
Mehrfach tauchen in Jena und Umgebung bombenähnliche Gegenstände auf:
  • Im April 1996 hängt von der Pösener Brücke über die Autobahn A4 eine Puppe mit der Aufschrift »Jude«, die mit zwei Bombenattrappen verbunden ist.
  • Im Oktober 1996 finden Kinder im Jenaer Ernst-Abbe-Stadion eine rot angestrichene Holzkiste, die mit Hakenkreuzen und der Aufschrift »Bombe« versehen ist.
  • Im Dezember 1996 und Januar 1997 gehen bei der Stadtverwaltung, der Lokalredaktion der »Thüringer Landeszeitung« und der Polizeidirektion Briefbombenattrappen ein. In einem der beiliegenden Schreiben heißt es: »Das wird der letzte Scherz sein. Ab 97 haut es richtig rein!!!«
  • Im September 1997 finden Kinder vor dem Stadttheater einen schwarzen Koffer mit Hakenkreuzen, der ein Rohr und etwa zehn Gramm TNT enthält.
  • Im Dezember 1997 wird auf dem Jenaer Nordfriedhof an einem NS-Mahnmal ein Koffer gefunden, der aussieht wie jener vor dem Stadttheater, aber leer ist.
  • Bei der Durchsuchung von drei Garagen findet die Polizei am 26. Januar 1998 rund 1,4 Kilogramm TNT, am selben Tag tauchen Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe unter.
18.12.1998
Chemnitz
Böhnhardt und Mundlos überfallen einen Edeka-Supermarkt in der Irkutsker Straße in Chemnitz und erbeuten rund 30.000 DM.
Auf der Flucht schießen sie mehrfach gezielt auf Kopf und Brust eines Jugendlichen, der ihnen zu folgen versuchte.
23.06.1999
Nürnberg
In der Toilette der Bar »Sunshine« in der Nürnberger Scheurlstraße 23 findet ein Mitarbeiter einen etwa 30 Zentimeter langen Gegenstand, den er für eine Taschenlampe hält. Als er auf den angebrachten Schalter drückt, explodiert das Metallrohr und verletzt den 18-jährigen Mann leicht.

Der Hinweis auf diesen möglichen NSU-Anschlag taucht nicht während der polizeilichen Ermittlungen auf, sondern erst im Juni 2013 beim NSU-Prozess in München.
06.10.1999
Chemnitz
Beim Überfall auf eine Postfiliale in der Barbarossastraße in Chemnitz erbeuten Böhnhardt und Mundlos rund 5.700 DM.
27.10.1999
Chemnitz
Böhnhardt und Mundlos rauben eine Postfiliale in der Limbacher Straße in Chemnitz aus. Sie drohen mit Schusswaffen und erzwingen so, dass der Tresor geöffnet wird.
Sie entkommen mit knapp 63.000 DM.
09.09.2000
Nürnberg
In Nürnberg wird der Blumenhändler Enver Şimşek das mutmaßlich erste Todesopfer des NSU. Der 38-Jährige befindet sich gerade in seinem Kleintransporter, der an seinem Blumenstand in der Liegnitzer Straße geparkt ist, als Böhnhardt und Mundlos ihn niederschießen. Sie geben insgesamt neun Schüsse aus zwei Pistolen ab, fünf davon direkt auf den Kopf.
Anschließend fotografieren Böhnhardt und Mundlos das Opfer und verschließen den Transporter. Şimşek stirbt zwei Tage später an seinen Hirnverletzungen.
30.11.2000
Chemnitz
Böhnhardt und Mundlos überfallen zum dritten Mal eine Chemnitzer Postfiliale, diesmal in der Johannes-Dick-Straße.
Sie erbeuten fast 39.000 DM.
19.01.2001
Köln
Zwischen dem 19. und 21. Dezember 2000 deponiert der NSU im Laden eines iranischen Lebensmittelhändlers in der Probsteigasse 44-46 in der Kölner Altstadt eine getarnte Bombe: Entweder Böhnhardt oder Mundlos, genau kann das nicht ermittelt werden, gibt sich als Kunde aus. In seinen Einkaufskorb legt er neben Waren aus dem Laden eine Christstollendose, die mit einem Kilogramm Schwarzpulver gefüllt ist. Den Einkaufskorb lässt er an der Kasse zurück: Er müsse angeblich sein Portemonnaie holen, das er vergessen habe.
Einen Monat später wird die Dose von der Tochter des Ladeninhabers, Mashia Malayeri, geöffnet, sie erleidet durch die Explosion der Bombe schwere Verbrennungen und zahlreiche Schnittverletzungen.
13.06.2001
Nürnberg
Im Ladenlokal seiner Änderungsschneiderei in der Gyulaer Straße 1 in Nürnberg ermordet der NSU Abdurrahim Özüdoğru. Ein erster Schuss trifft den 49-Jährigen frontal im Gesicht, ein zweiter in die rechte Schläfe.
05.07.2001
Zwickau
In einer Postfiliale in der Max-Planck-Straße in Zwickau bedrohen Böhnhardt und Mundlos zwei Angestellte und verletzen einen zufällig anwesenden Kunden mit Reizgas.
Sie erbeuten knapp 75.000 DM.
27.06.2001
Hamburg
In seinem Laden in der Schützenstraße 39 in Hamburg Bahrenfeld erschießen Böhnhardt und Mundlos am späten Vormittag den 31-jährigen Gemüsehändler Süleyman Taşköprü. Ein erster Schuss aus der Česká trifft das hinter seinem Tresen stehende Opfer von vorn in den Kopf, zwei weitere Schüsse aus einer zweiten Pistole der Marke Bruni treffen ihn seitlich.
29.08.2001
München
Zwischen 10:35 Uhr und 10:50 Uhr betreten Böhnhardt und Mundlos das Lebensmittelgeschäft der Familie Kılıç in der Bad-Schachener-Straße 14 in München. Hinter der Kassentheke steht der 38-jährige Habil Kılıç. Ein erster Schuss durchschlägt sein Gesicht an der linken Wange. Als er sich wegduckt, trifft ihn ein zweiter, tödlicher Kopfschuss von hinten.
25.09.2002
Zwickau
Böhnhardt und Mundlos überfallen eine Sparkasse in der Karl-Marx-Straße in Zwickau. Mit einem Revolver und Reizgas bedrohen sie drei Angestellte und drei Kunden und können schließlich mit rund 48.600 Euro flüchten.
23.09.2003
Chemnitz
Der NSU überfällt eine Sparkassenfiliale in der Chemnitzer Paul-Bertz-Straße. Uwe Böhnhardt schlägt dabei einer Angestellten mit seiner Pistole auf den Kopf. Da der Tresor zeitschlossgesichert ist, erbeuten sie lediglich 435 Euro aus den Kassenschubladen.
25.02.2004
Rostock
Ihren offenbar einzigen Mord in Ostdeutschland verüben Böhnhardt und Mundlos in Rostock. Zwischen 10:10 Uhr und 10:20 Uhr betreten sie einen Döner-Imbiss am Neudierkower Weg 2 und schießen den 25-jährigen Aushilfsverkäufer Mehmet Turgut mit vier Schüssen aus der Česká-Pistole nieder.
14.05.2004
Chemnitz
Der NSU überfällt eine Sparkassenfiliale in der Albert-Schweitzer-Straße in Chemnitz. Böhnhardt bedroht die Angestellten mit einem Revolver Alfa Proj, Mundlos trägt eine Pumpgun Mossberg Maverick, deren Kolben er einer Angestellten ins Gesicht schlägt.
Sie flüchten mit gut 33.000 Euro Bargeld und Reiseschecks im Wert von 4.250 Euro.
09.06.2004
Köln
In der Keupstraße in Köln-Mülheim, in der viele türkischstämmige Menschen wohnen, verüben Böhnhardt und Mundlos einen Bombenanschlag nach Vorbild der britischen Terrorgruppe Combat 18. Sie stellen ein Fahrrad vor dem Friseursalon von Özcan Yildirim ab. Auf dem Gepäckträger ist ein Motorradkoffer befestigt, in dem sich eine mit fünf Kilogramm Schwarzpulver und zehn Zentimeter langen Nägeln gefüllte Gasflasche befindet. Gegen 16 Uhr zünden Böhnhardt und Mundlos die Bombe fern, 22 Menschen werden teils lebensgefährlich verletzt.
18.05.2004
Chemnitz
Böhnhardt und Mundlos überfallen eine Sparkasse in der Chemnitzer Sandstraße. Sie bedrohen Angestellte und Kunden mit Revolver und Pumpgun, aus den Kassenschubladen und dem Tresor erbeuten sie fast 74.000 Euro.
09.06.2005
Nürnberg
Zwischen 9:50 Uhr und 10:15 Uhr ermorden Böhnhardt und Mundlos Ismail Yaşar in seinem Döner-Imbiss in der Velburger Straße 3 in Nürnberg. Ein erster Schuss trifft den 50-Jährigen am rechten Ohrläppchen, während er sich wegduckt ein zweiter in die rechte Wange. Yaşar fällt hinter seinen Tresen, die Terroristen schießen drei weitere Male auf ihn. Er verblutet an einer zerfetzten Schlüsselbeinschlagader und wird später von einem Kunden gefunden.
15.06.2005
München
In München stirbt der Grieche Theodorus Boulgarides, den der NSU offenbar wegen seines Aussehens für einen Türken gehalten hat. Kurz vor 19 Uhr betreten Böhnhardt und Mundlos den Schlüsseldienst, den der 41-Jährige in der Trappentreustraße 4 betreibt. Einer der Terroristen schießt Boulgarides direkt ins Gesicht, geht um die Verkaufstheke herum und schießt ihm zwei weitere Male in den Kopf.
22.11.2005
Chemnitz
Böhnhardt und Mundlos versuchen, die Sparkasse in der Chemnitzer Sandstraße ein zweites Mal zu überfallen. Mit Revolfer, Pumpgun und einer Handgranatenattrappe bedrohen sie drei Angestellte und einen Kunden. Weil der Filialleiter einen Alarm auslöst und der Tresor mit einem Zeitschloss versehen ist, flüchten die Terroristen diesmal ohne Beute.
04.04.2006
Dortmund
In seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße 190 in der Dortmunder Nordstadt ermorden Böhnhardt und Mundlos den Besitzer, Mehmet Kubaşık. Nach einem ersten, fehlgegangenen Schuss trifft ein zweiter das Opfer ins rechte Auge, im Fallen trifft ihn ein dritter in die Schläfe.
Wenige Tage nach der Tat organisieren Angehörige und Freunde eine Demonstration: Der Verdacht wird geäußert, dass Kubaşık einem rechtsextremen Anschlag zum Opfer gefallen ist.
06.04.2006
Kassel
Gegen 17 Uhr betreten Böhnhardt und Mundlos ein Internet-Café in der Holländischen Straße 82 in Kassel. Im hinteren Bereich des Ladens arbeiten Kunden an Computern, darunter ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes. Im vorderen Bereich sitzt der 21-jährige Betreiber Halit Yozgat an seinem Schreibtisch. Mit ihrer Česká schießen die Terroristen ihm zweimal in den Kopf.
Anfang Mai demonstrieren rund 2.000 Menschen in Kassel gegen die Mordserie und weisen auch auf ein mögliches rassistisches Motiv hin.
05.10.2006
Zwickau
Offenbar allein versucht Uwe Böhnhardt eine Sparkasse in der Kosmonautenstraße in Zwickau zu überfallen. Er bedroht die vier anwesenden Angestellten mit seinem Revolver Alfa Proj, schlägt zweien von ihnen mit einem Tischventilator auf Arm und Kopf. Als ein Lehrling ihn zu überwältigen versucht, schießt er diesem in den Bauch und flieht.
07.11.2006
Stralsund
Gemeinsam rauben Böhnhardt und Mundlos eine Sparkasse in der Kleinen Parower Straße in Stralsund aus. Mundlos schießt mit einem Schreckschussrevolver Richtung Decke und bedroht mit einer scharfen Pistole zehn anwesende Angestellte und Kunden. Böhnhardt erzwingt mit einem Revolver die Öffnung des Tresors.
Sie erbeuten fast 85.000 Euro.
18.01.2007
Stralsund
Zum zweiten Mal überfallen Böhnhardt und Mundlos die Sparkasse in der Kleinen Parower Straße in Stralsund, wie beim vorherigen Mal schießen sie mit einer Schreckschusswaffe Richtung Decke und bedrohen mit scharfen Pistolen die Angestellten.
Dieses Mal erbeuten sie knapp 170.000 Euro.
25.04.2007
Heilbronn
Das zehnte Todesopfer des NSU wird in Heilbronn die aus Thüringen stammende Polizeibeamtin Michèle Kiesewetter. Die 22-Jährige parkt zur Mittagspause gemeinsam mit ihrem Kollegen Martin Arnold in einem Streifenwagen auf dem Festplatz Theresienwiese. Kurz vor 14 Uhr treten Böhnhardt und Mundlos von hinten an die geöffneten Autotüren und schießen beiden in den Kopf. Dabei benutzen sie zwei Pistolen der Marken Radom und Tokarew, die sie bisher für ihre Mordserie nicht verwendet hatten.
Die Terroristen rauben ihren Opfern unter anderem deren Dienstwaffen, drei Magazine und Handschellen.
Kiesewetters Kollege Arnold überlebt schwer verletzt.
07.09.2011
Arnstadt
Böhnhardt und Mundlos rauben eine Sparkasse in der Goethestraße in Arnstadt aus. Sie bedrohen die Angestellten mit einem Revolver, zwei Pistolen und einer Handgranatenattrappe. Böhnhardt schlägt einer Frau mit einem Tischtelefon den Kopf blutig. Der Tresor kann wegen eines Zeitschlosses nicht geöffnet werden. Böhnhardt und Mundlos fliehen mit 15.000 Euro aus den Kassenschubladen.
04.11.2011
Eisenach
Am Nordplatz in Eisenach überfallen Böhnhardt und Mundlos zum letzten Mal eine Bank. Mit einem Revolver und einer Pistole bedrohen sie sechs Angestellte und zwei Kunden, Böhnhardt fügt mit dem Griff seiner Waffe dem Filialleiter der Sparkasse eine blutende Platzwunde zu. Die Beute beträgt knapp 72.000 Euro. Mit Fahrrädern flüchten die beiden zu einem Wohnmobil, in dem sie schließlich von der Polizei gestellt werden. Böhnhardt und Mundlos erschießen sich. Mindestens für diese Tat mietete Beate Zschäpe das Wohnmobil an.
04.11.2011
Zwickau
Nachdem sie vom Auffliegen von Böhnhardt und Mundlos erfahren hat, versucht Beate Zschäpe die gemeinsame Wohnung in der Frühlingsstraße 26 in Zwickau anzuzünden um Spuren zu vernichten. Sie verteilt zehn Liter Benzin in den Räumen und legt Feuer, es kommt zu einer Explosion, die Teile des Hauses zerstört. Zwei dort arbeitende Handwerker und eine 89-jährige Nachbarin bleiben nur durch Glück unverletzt.
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