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Unter der NS-Herrschaft ermordete Juden nach Land

Grenzen

Diese Karte zeigt die Grenzen, wie sie vor dem Beginn der nationalsozialistischen Gebietsexpansion verliefen: Österreich ist noch nicht in das deutsche Reich eingegliedert, die Tschechoslowakei noch nicht zerschlagen, die spätere Besatzung oder Aufteilung anderer Länder seitens des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten sowie der Sowjetunion ist noch nicht erfolgt.

In dieser Darstellung wird deutlich, dass die nationalsozialistische Verfolgung sich bei weitem nicht auf die Juden im Deutschen Reich beschränkte. Vielmehr waren auch die jüdischen Bewohner vormals souveräner Staaten ab dem Moment der Eroberung durch die deutsche Wehrmacht oder der Kollaboration ihrer Regierungen mit dem Deutschen Reich der deutschen Vernichtungspolitik ausgesetzt.

Zudem erlaubt diese Darstellung der nationalen Grenzen, dass die Zahlen der Ermordeten den Ländern zugeordnet werden, in denen diese Personen zu Hause waren, und nicht den Gebietszuschreibungen der Nationalsozialisten wie etwa dem 'Generalgouvernement' oder dem 'Protektorat Böhmen und Mähren'.


Zahlen der Ermordeten

In der Karte ist die Rede von "jüdischen Bewohnern eines Landes, die ermordet werden". Diese Zahl bezieht sich nicht etwa darauf, wie viele Personen in diesem Land zu Tode gebracht werden. Sie bezeichnet Jüdinnen und Juden, die vor ihrer Deportation oder ihrer unmittelbaren Ermordung im genannten Land ansässig waren und die zum größten Teil in Ghettos und Vernichtungslagern und bei Massenerschießungen im Osten umgebracht wurden.

Die Zahlen der vor dem Holocaust in den verschiedenen Ländern lebenden Juden sowie der Ermordeten können, wie auch die Gesamtzahl von rund sechs Millionen jüdischer Opfer des Nationalsozialismus, lediglich grobe Schätzungen sein. Grund dafür ist vor allem die lückenhafte Quellenlage: Die Täter zerstörten bei Kriegsende den Großteil der Beweise für ihre Verbrechen; die überwältigende Mehrheit der Verfolgten starb, ohne dass sie Zeugnis ablegen konnten. Erschwert werden die Schätzungen zudem durch die Frage, wer überhaupt zur jüdischen Opfergruppe zu zählen ist. Denn die Nationalsozialisten erklärten auch Menschen zu Juden, die sich selbst nicht als solche betrachteten. In der Forschung, die dieser Karte zugrunde liegt, versucht man Doppelzählungen zu vermeiden, die durch mehrfache Grenzverschiebungen und die sich in alle Himmelsrichtungen bewegenden Ströme jüdischer Flüchtlinge entstehen können. Dies erweist sich als besonders schwierig im Fall von Polen und der Sowjetunion - Ländern, in denen die Haupttatorte des Holocaust lagen.


Quellen
  • Stiftung Jüdisches Museum Berlin/ Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Heimat und Exil. Emigration der deutschen Juden nach 1933, Frankfurt am Main 2006.
  • Benz, Wolfgang (Hrsg.): Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1996.
  • Laqueur, Walter (Hrsg.): The Holocaust Encyclopedia, New Haven/ London 2001.
  • Gutmann, Israel (Hrsg.): Encyclopedia of the Holocaust, Jerusalem 1990.
  • The issues of the Holocaust research in Latvia. Report of an international conference and the Holocaust research in Latvia. Riga 2001.
  • Randolph R. Braham: The Politics of Genocide. The Holocaust in Hungary. Boulder 1994.
Legende
  • Ungefähre Zahl der Juden im Land (Jahr)
  • Ungefähre Zahl der ermordeten Juden

Prozentzahl der jüdischen Bewohner eines Landes, die ermordet werden:
  • über 70%
  • 50 bis unter 70%
  • 30 bis unter 50%
  • 2 bis unter 30%
  • unter 2%
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