Angesichts des rechtsextremistischen Anschlags auf die Synagoge von Halle, des Mordes am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und den bis heute offenen Fragen zum NSU-Komplex geriet auch die Geschichte des Rechtsextremismus in Deutschland stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit. Ein dabei noch recht gering ausgeleuchtetes Kapitel handelt vom Blick des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR auf die westdeutsche Neonaziszene.
Der Journalist und Experte für Nachrichtendienste Andreas Förster hat mit seinem Buch "Zielobjekt Rechts" die Aktivitäten der Stasi in diesem Bereich aufgearbeitet. Seine These: Die Stasi agierte keineswegs nach der Prämisse "Der Feind meines Feindes ist mein Freund". Vielmehr setzte sie eine ganze Organisationseinheit auf den westdeutschen Rechtsextremismus an – die Abteilung XXII. Der Grund: Die Führung der Stasi machte sich ernsthaft Sorgen um die innere Sicherheit der DDR, die sie durch den erstarkenden westdeutschen Rechtsextremismus und dessen Verbindungen in die DDR gefährdet sah. Das Motiv, Propaganda gegen eine vermeintlich gegenüber dem Rechtsextremismus zu nachlässige agierende Bundesrepublik zu betreiben, lässt sich den Akten des MfS laut Förster hingegen nicht entnehmen.
Wie gestaltete sich die Arbeit der Stasi gegen westdeutsche Rechtsextremisten? Worin sah sie die größten Bedrohungen? Wie gerechtfertigt waren die Sorgen? Andreas Förster ging am 03.03.2020 im bpb:medienzentrum in Bonn diesen und anderen Fragen in seinem Vortrag nach und stand anschließend für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung.